Blutungsneigung – Mehr als nur häufiges Nasenbluten

Blutungsneigung – Mehr als nur häufiges Nasenbluten

10.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Blutungsneigung beschreibt eine erhöhte Bereitschaft des Körpers, Blutungen zu bekommen oder dass Blutungen länger anhalten als gewöhnlich.

Was steckt hinter einer Blutungsneigung?

Normalerweise sorgt das Zusammenspiel von Blutgefäßen, Blutplättchen und Gerinnungsfaktoren dafür, dass Blutungen rasch gestoppt werden. Bei einer Blutungsneigung – auch als hämorrhagische Diathese bezeichnet – ist dieser Mechanismus gestört. Das kann bedeuten, dass schon kleine Verletzungen oder sogar im Alltag ohne ersichtlichen Grund Blutungen auftreten, die schwer zu kontrollieren sind oder ungewöhnlich lange dauern.

Typische Anzeichen können häufiges Nasenbluten, ausgedehnte blaue Flecken nach leichten Stößen, Zahnfleischbluten beim Zähneputzen oder ungewöhnlich starke Monatsblutungen sein. Auch kleine, punktförmige Blutungen unter der Haut, sogenannte Petechien, können ein Hinweis sein. In manchen Fällen fällt die Neigung erst bei einer Operation oder nach einem Zahnarztbesuch auf, wenn die Blutstillung länger dauert als erwartet.

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Mögliche Ursachen und Hintergründe

Eine Blutungsneigung kann viele verschiedene Gründe haben. Häufig liegt eine Störung in der Blutgerinnung vor. Das kann angeboren sein, wie etwa bei der bekannten Bluterkrankheit (Hämophilie) oder dem von-Willebrand-Syndrom. Auch bestimmte Medikamente, zum Beispiel blutverdünnende Mittel wie Marcumar, Heparin oder Acetylsalicylsäure (ASS), können die Blutgerinnung beeinflussen und die Neigung zu Blutungen erhöhen.

Manchmal steckt eine Erkrankung hinter der vermehrten Blutungsbereitschaft, etwa eine Lebererkrankung, da die Leber viele Gerinnungsfaktoren bildet. Auch Infektionen, Mangel an Vitamin K oder eine verminderte Anzahl oder Funktion der Blutplättchen (Thrombozytopenie) kommen infrage. In seltenen Fällen können bestimmte Autoimmunerkrankungen oder Krebserkrankungen des Blutes (wie Leukämie) die Ursache sein.

Ist eine Blutungsneigung gefährlich?

Ob eine Blutungsneigung bedrohlich ist, hängt stark davon ab, wie stark sie ausgeprägt ist und wodurch sie verursacht wird. Viele Menschen leben mit einer milden Form, die im Alltag kaum Probleme macht. In anderen Fällen kann es jedoch zu ernsteren Komplikationen kommen, etwa wenn innere Organe betroffen sind oder Blutungen nicht von selbst aufhören.

Gerade wenn plötzlich und ohne erkennbare Ursache starke oder ungewöhnliche Blutungen auftreten, sollte zeitnah eine ärztliche Abklärung erfolgen. Das gilt besonders, wenn Blut im Stuhl, Urin oder beim Husten auftritt oder große, schmerzhafte Blutergüsse entstehen. Auch bei geplanten Operationen oder zahnärztlichen Eingriffen ist es wichtig, eine bekannte Blutungsneigung vorher mitzuteilen.

Wie wird eine Blutungsneigung festgestellt?

Die Diagnose beginnt meist mit einem ausführlichen Gespräch über die Beschwerden und mögliche Vorerkrankungen. Anschließend folgen Blutuntersuchungen, mit denen die Anzahl der Blutplättchen, die Funktion der Gerinnungsfaktoren und die Zeit bis zur Blutstillung überprüft werden. Je nach Befund können weitere spezielle Tests notwendig sein, etwa um seltene Gerinnungsstörungen oder einen Mangel an bestimmten Vitaminen aufzudecken.

Manchmal wird auch die Familiengeschichte betrachtet, besonders wenn der Verdacht auf eine angeborene Störung besteht. In einigen Fällen sind zusätzliche Untersuchungen wie Ultraschall oder eine Knochenmarkuntersuchung sinnvoll, falls der Verdacht auf eine Erkrankung des blutbildenden Systems besteht.

Was tun bei erhöhter Blutungsneigung?

Die Behandlung richtet sich immer nach der Ursache der Blutungsneigung. Liegt eine Grunderkrankung vor, steht deren Therapie im Vordergrund. Bei angeborenen Gerinnungsstörungen können gezielt fehlende Gerinnungsfaktoren ersetzt werden. Ist ein Medikament verantwortlich, kann es manchmal abgesetzt oder umgestellt werden. Bei Vitaminmangel hilft meist eine gezielte Zufuhr des fehlenden Vitamins.

Im Alltag ist es sinnvoll, auf blutverdünnende Medikamente und Alkohol zu verzichten, wenn nicht zwingend notwendig, und Verletzungsrisiken zu minimieren. Bei geplanten medizinischen Eingriffen sollte die behandelnde Ärztin oder der Arzt unbedingt über die Blutungsneigung informiert werden, damit entsprechende Vorsichtsmaßnahmen getroffen werden können.

Wer unter stärkerer Blutungsneigung leidet, erhält oft einen Notfallausweis, in dem die Diagnose und wichtige Hinweise zur Behandlung vermerkt sind. Das kann im Ernstfall lebensrettend sein.

Leben mit einer Blutungsneigung

Eine erhöhte Blutungsneigung ist nicht immer ein Grund zur Sorge, kann aber den Alltag beeinflussen. Es hilft, aufmerksam auf den eigenen Körper zu achten und bei auffälligen oder anhaltenden Blutungen nicht zu zögern, medizinischen Rat einzuholen. Mit der richtigen Diagnose und passenden Maßnahmen lässt sich das Risiko für Komplikationen meist gut kontrollieren.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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