Ein Blasenkatheter ist ein dünner, flexibler Schlauch, der in die Harnblase eingeführt wird, um den Urin ableiten zu können, wenn das natürliche Wasserlassen vorübergehend oder dauerhaft nicht möglich ist.
Wann kommt ein Blasenkatheter zum Einsatz?
Ein Blasenkatheter wird in der Medizin immer dann verwendet, wenn der Urin nicht auf natürlichem Weg ausgeschieden werden kann oder muss. Das kann zum Beispiel nach einer Operation, bei bestimmten Erkrankungen der Harnwege, bei Verletzungen oder auch im Rahmen einer intensiven Überwachung im Krankenhaus nötig sein. Auch bei langanhaltender Bettlägerigkeit oder neurologischen Störungen, die das Wasserlassen beeinträchtigen, kann der Katheter eine wichtige Hilfe sein.
Häufig taucht der Begriff Blasenkatheter in Arztbriefen, Pflegeberichten oder OP-Protokollen auf. Damit ist immer gemeint, dass ein solcher Schlauch zur Entleerung der Harnblase gelegt wurde – entweder nur für kurze Zeit (zum Beispiel während und nach einer Operation) oder auch für längere Zeit, etwa bei chronischen Problemen.
Wie funktioniert ein Blasenkatheter?
Der Katheter wird entweder durch die Harnröhre in die Blase geschoben (transurethraler Katheter) oder – seltener – direkt durch die Bauchdecke in die Blase gelegt (suprapubischer Katheter). Am äußeren Ende des Schlauchs wird meist ein Auffangbeutel befestigt, der den Urin aufnimmt. So kann die Blase kontinuierlich entleert werden, ohne dass ein aktives Wasserlassen nötig ist.
Die Anlage eines Blasenkatheters erfolgt unter sterilen Bedingungen, um das Risiko für Infektionen so gering wie möglich zu halten. In den meisten Fällen ist das Einführen des Katheters zwar etwas unangenehm, aber nicht schmerzhaft. Bei längerer Anwendung wird der Katheter regelmäßig gewechselt oder kontrolliert.
Welche Arten von Blasenkathetern gibt es?
Transurethrale Katheter: durch die Harnröhre, vor allem für kurze Zeit (Stunden bis wenige Tage).
Suprapubische Katheter: über die Bauchdecke, geeignet für längere Zeiträume (Wochen bis Monate).
Einmalkatheter: werden nur kurz zum Entleeren der Blase genutzt und sofort wieder entfernt – häufig von Patient:innen selbstständig angewendet, z. B. bei chronischen Blasenentleerungsstörungen.
Welche Form gewählt wird, hängt von Ursache, Gesundheitszustand und Dauer des Bedarfs ab.
Was bedeutet ein Blasenkatheter für den Alltag?
Für viele Betroffene ist ein Katheter zunächst ungewohnt oder sogar belastend. Doch schon nach wenigen Tagen entwickelt sich meist eine gewisse Routine, und viele Patient:innen berichten, dass sie sich damit sicherer fühlen und den Alltag wieder besser bewältigen können. Entscheidend sind einige einfache Maßnahmen, die das Leben mit Katheter erleichtern und gleichzeitig Risiken wie Infektionen verringern.
Hygiene ist entscheidend
Ein zentraler Punkt ist die Hygiene. Da ein Katheter immer eine Eintrittspforte für Keime darstellt, sollte der Umgang damit besonders sauber erfolgen. Die Hände sollten immer vor und nach jeder Manipulation gründlich mit Wasser und Seife gewaschen werden – das senkt nachweislich das Risiko von Katheter-assoziierten Harnwegsinfekten, die bei bis zu 20 % der im Krankenhaus behandelten Patient:innen auftreten können. Der Kathetereingang selbst sollte einmal täglich vorsichtig mit klarem Wasser gereinigt werden; zusätzliche Desinfektionsmittel sind im Alltag in der Regel nicht nötig und können die Haut sogar reizen.
Beutel regelmäßig leeren
Auch der Urinbeutel muss regelmäßig entleert werden. Empfehlenswert ist es, ihn spätestens dann zu leeren, wenn er zu etwa zwei Dritteln gefüllt ist – also in der Regel alle 3 bis 4 Stunden tagsüber. Wird der Beutel zu voll, steigt das Risiko, dass der Urin zurückfließt und Keime in die Blase gelangen. Beim Entleeren sollte darauf geachtet werden, den Auslass nicht zu berühren. Nachts wird meist ein größerer Beutel angeschlossen, der über mehrere Stunden ohne Unterbrechung Urin aufnehmen kann.
Auf Flüssigkeitszufuhr achten
Die Flüssigkeitszufuhr spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Patient:innen sollten, wenn keine medizinischen Gründe dagegen sprechen, täglich etwa 1,5 bis 2 Liter Flüssigkeit trinken. Das hält den Urin verdünnt, spült die Blase und senkt das Risiko für Ablagerungen oder Infektionen. Besonders geeignet sind Wasser und ungesüßter Tee; zuckerhaltige Getränke fördern eher Bakterienwachstum.
Mobilität
Für die Mobilität gibt es praktische Lösungen: Ein kleiner Beinbeutel, der mit Klettbändern am Oberschenkel befestigt wird, kann diskret unter der Kleidung getragen werden. Dadurch bleibt man auch unterwegs flexibel. Nachts sorgt ein größerer Bettbeutel für Sicherheit, da er mehr Fassungsvermögen hat und das Durchschlafen erleichtert. Moderne Systeme sind so gestaltet, dass sie unauffällig sind und einen aktiven Alltag nicht verhindern müssen.
Verstopfung vorbeugen
Wichtig ist zudem, Verstopfungen oder Blockaden rechtzeitig zu erkennen. Wenn plötzlich kein Urin mehr in den Beutel läuft, der Urin stark riecht, sich Blutbeimengungen zeigen oder Schmerzen auftreten, sollte sofort ärztliche Kontrolle erfolgen. Solche Probleme können auf eine Infektion oder einen verstopften Katheter hinweisen und lassen sich in der Regel schnell beheben.
Langzeitstudien zeigen, dass sich die meisten Menschen innerhalb von ein bis zwei Wochen gut an den Katheter gewöhnen. Mit der Zeit entwickelt sich eine Routine, und die Belastung tritt in den Hintergrund. Viele Betroffene empfinden den Katheter dann nicht mehr als Einschränkung, sondern als Hilfsmittel, das ihnen Sicherheit und Unabhängigkeit gibt.
Typische Sorgen und mögliche Risiken
Viele Menschen machen sich Gedanken darüber, ob ein Blasenkatheter schmerzt, unangenehm ist oder zu Infektionen führen kann. Die gute Nachricht: Das Einlegen ist in der Regel gut auszuhalten. Leichte Irritationen oder ein Druckgefühl sind möglich, verschwinden aber meist nach kurzer Zeit.
Ein gewisses Risiko für Harnwegsinfektionen besteht, da der Katheter Keime in die Blase transportieren kann. Deshalb ist eine sorgfältige Hygiene besonders wichtig. Bei Anzeichen wie Brennen, Fieber, übelriechendem Urin oder Schmerzen sollte immer eine Ärztin oder ein Arzt informiert werden. Auch ein verstopfter oder undichter Katheter kann vorkommen – dann ist ein Wechsel oder eine Kontrolle nötig.
Manche sorgen sich, dass ein Katheter dauerhaft bleibt. In den meisten Fällen wird er aber nur so lange eingesetzt, wie es unbedingt erforderlich ist. Sobald das natürliche Wasserlassen wieder möglich ist, wird der Katheter entfernt.
Was passiert nach Entfernung des Katheters?
Nach dem Entfernen des Blasenkatheters kann das Wasserlassen zunächst ungewohnt oder erschwert sein. Die Blase muss sich manchmal erst wieder an die normale Funktion gewöhnen. Es kann zu einem vorübergehenden Brennen oder häufigem Harndrang kommen, was sich meist rasch bessert. Bei anhaltenden Problemen sollte der Kontakt zu einer medizinischen Fachperson gesucht werden.
Ein Blasenkatheter ist also eine bewährte und sichere Methode, um die Blase zu entlasten, wenn das selbstständige Wasserlassen nicht möglich ist. Mit der richtigen Anleitung und etwas Geduld lässt sich der Umgang damit gut in den Alltag integrieren.
Wissenschaftliche Quellen
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