Blasenentleerungsstörung: Wenn Wasserlassen Probleme macht

Blasenentleerungsstörung: Wenn Wasserlassen Probleme macht

20.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Eine Blasenentleerungsstörung beschreibt die Situation, in der die Harnblase nicht richtig oder nicht vollständig entleert werden kann – entweder kommt es zu Schwierigkeiten beim Wasserlassen oder es bleibt nach dem Toilettengang Restharn in der Blase zurück.

Wenn das Wasserlassen nicht klappt

Im Alltag läuft das Wasserlassen – medizinisch auch Miktion genannt – meist ganz automatisch ab. Die Blase füllt sich, signalisiert irgendwann Harndrang, und beim Gang zur Toilette entleert sie sich durch das Zusammenspiel von Muskeln und Nerven. Bei einer Blasenentleerungsstörung funktioniert dieses Zusammenspiel jedoch nicht mehr reibungslos. Die Folge: Der Urin kann nicht wie gewohnt abfließen, es kommt zu Problemen beim Starten, Unterbrechen oder Beenden des Harnstrahls oder sogar zu einem Gefühl, dass die Blase nach dem Toilettengang nicht richtig leer ist.

Mehr zum normalen Ablauf des Wasserlassens und mögliche Störungen findest du im Artikel zur Miktion Bedeutung.

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Mögliche Ursachen und Formen

Eine Blasenentleerungsstörung ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Symptom, das viele verschiedene Ursachen haben kann. Häufig steckt eine Störung der Nerven dahinter, die die Blasenmuskulatur steuern. Das kann zum Beispiel nach einem Bandscheibenvorfall, bei einer Verletzung des Rückenmarks oder bei bestimmten neurologischen Erkrankungen wie Multipler Sklerose passieren. Auch eine vergrößerte Prostata, Harnröhrenverengungen oder andere Veränderungen im Bereich der ableitenden Harnwege können dazu führen, dass der Urin nicht mehr richtig abfließt.

Nicht selten treten die Beschwerden plötzlich auf, etwa nach einer Operation oder Verletzung. In anderen Fällen entwickeln sie sich schleichend und werden erst bemerkt, wenn die Blase bereits dauerhaft überdehnt ist oder sich Infekte häufen.

Typische Beschwerden

Die Anzeichen einer Blasenentleerungsstörung können unterschiedlich ausfallen. Manche Menschen merken, dass sie häufiger zur Toilette müssen, aber jedes Mal nur wenig Urin absetzen können. Andere haben das Gefühl, den Harnstrahl nicht richtig kontrollieren zu können, oder müssen stark pressen, um überhaupt Wasser lassen zu können. Es kann auch passieren, dass nach dem Toilettengang weiterhin ein Druckgefühl im Unterbauch bleibt, weil die Blase nicht vollständig geleert wurde.

In manchen Fällen kommt es sogar zu einem sogenannten Überlauf, bei dem ständig kleine Mengen Urin unkontrolliert abgehen, weil die Blase übervoll ist. Das kann sehr belastend sein und das alltägliche Leben stark beeinflussen.

Ist das gefährlich?

Eine Blasenentleerungsstörung kann harmlos sein, wenn sie nur vorübergehend auftritt, etwa nach einer Narkose oder bei akuter Aufregung. Bleibt die Störung jedoch bestehen, besteht die Gefahr, dass sich immer wieder Restharn in der Blase sammelt. Das kann zu wiederkehrenden Harnwegsinfekten führen, weil Bakterien im Restharn ideale Bedingungen finden. Im schlimmsten Fall kann der Urin bis zu den Nieren aufsteigen und dort Entzündungen oder sogar bleibende Schäden verursachen.

Viele Menschen haben Angst, dass sie irgendwann gar nicht mehr selbst Wasser lassen können und dauerhaft auf einen Katheter angewiesen sind. Auch die Sorge vor Inkontinenz – also dem unkontrollierten Verlust von Urin – ist häufig. Hinzu kommt oft eine große Unsicherheit, wie es weitergeht und ob die Beschwerden wieder verschwinden können.

Was lässt sich tun?

Welche Behandlung infrage kommt, hängt ganz davon ab, was die Blasenentleerungsstörung verursacht. In manchen Fällen helfen Medikamente, die die Blasenmuskulatur entspannen oder den Harnabfluss verbessern. Bei einer vergrößerten Prostata kann eine Operation nötig sein, um den Urinfluss wiederherzustellen. Ist eine Nervenerkrankung die Ursache, stehen je nach Situation verschiedene Therapien zur Verfügung – von gezieltem Blasentraining bis hin zu elektrischer Stimulation bestimmter Nerven.

Manchmal ist es notwendig, die Blase regelmäßig mithilfe eines Katheters zu entleeren, um Komplikationen zu vermeiden. Das klingt zunächst belastend, lässt sich aber mit etwas Übung gut in den Alltag integrieren. Wichtig ist, die Ursache möglichst früh abzuklären, damit keine dauerhaften Schäden entstehen.

Wann ärztlicher Rat wichtig ist

Wer den Eindruck hat, dass das Wasserlassen nicht mehr wie gewohnt funktioniert, sollte das nicht auf die leichte Schulter nehmen. Gerade wenn zusätzlich Schmerzen, Fieber oder Blut im Urin auftreten, ist eine rasche Abklärung wichtig. Auch plötzliches Unvermögen, überhaupt Wasser zu lassen, gilt als Notfall und muss sofort behandelt werden.

Eine Blasenentleerungsstörung ist kein Grund, sich zu schämen. Sie betrifft viele Menschen, besonders im höheren Lebensalter oder nach bestimmten Operationen. Mit der richtigen Diagnose und Behandlung lässt sich in den meisten Fällen eine deutliche Besserung erzielen und die Lebensqualität wieder steigern.

Mehr über den natürlichen Ablauf des Wasserlassens und mögliche Störungen gibt es im Artikel zur Miktion Bedeutung.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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