Biatriale Dilatation – Wenn beide Vorhöfe wachsen

Biatriale Dilatation – Wenn beide Vorhöfe wachsen

08.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was bedeutet Biatriale Dilatation?

Biatriale Dilatation beschreibt eine gleichzeitige Vergrößerung beider Herzvorhöfe, also des rechten und des linken Vorhofs. In der Medizin steht „bi-“ für „beide“, „atrial“ bezieht sich auf die Vorhöfe des Herzens, und „Dilatation“ bedeutet Ausdehnung oder Erweiterung. Das Herz besitzt zwei Vorhöfe, die das Blut aus dem Körper und der Lunge aufnehmen und es in die Herzkammern weiterleiten. Sind beide Vorhöfe vergrößert, spricht man von einer biatrialen Dilatation.

Wie entsteht eine Vergrößerung der Herzvorhöfe?

Die Vorhöfe des Herzens reagieren empfindlich auf Veränderungen im Blutfluss und auf Druckbelastungen. Eine biatriale Dilatation entwickelt sich meist nicht plötzlich, sondern über längere Zeit. Häufige Ursachen sind Erkrankungen, die das Herz dauerhaft belasten. Dazu zählen zum Beispiel Herzklappenfehler – etwa, wenn die Mitralklappe (zwischen linkem Vorhof und linker Kammer) oder die Trikuspidalklappe (zwischen rechtem Vorhof und rechter Kammer) nicht mehr richtig schließen oder öffnen. Auch langjähriger Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern oder eine Herzmuskelschwäche können dazu führen, dass sich beide Vorhöfe nach und nach ausdehnen.

Durch die ständige Mehrarbeit, die die Vorhöfe leisten müssen, werden ihre Wände dünner und dehnen sich aus. Das ist vergleichbar mit einem Luftballon, der immer wieder über seine normale Größe hinaus aufgeblasen wird.

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Welche Bedeutung hat eine biatriale Dilatation?

Eine Vergrößerung beider Vorhöfe ist kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein Hinweis darauf, dass das Herz durch eine andere Erkrankung, meist über längere Zeit, überlastet wurde. Oft wird eine biatriale Dilatation zufällig im Rahmen von Ultraschalluntersuchungen (Echokardiografie) entdeckt, beispielsweise bei der Abklärung von Herzbeschwerden oder als Routinekontrolle bei bekannten Herzproblemen.

Die Bedeutung für die Gesundheit hängt stark davon ab, wie ausgeprägt die Erweiterung ist und welche Grunderkrankung dahintersteckt. In manchen Fällen bleibt die Vergrößerung lange unbemerkt und verursacht keine direkten Beschwerden. In anderen Fällen kann sie zu Symptomen führen, etwa durch eine schlechtere Pumpfunktion des Herzens oder durch die Neigung zu Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern.

Typische Beschwerden und mögliche Folgen

Viele Menschen mit einer biatrialen Dilatation bemerken zunächst keine Symptome. Erst wenn die zugrunde liegende Herzerkrankung fortschreitet, können Beschwerden wie Luftnot, schnelle Erschöpfung, Herzstolpern oder ein unregelmäßiger Puls auftreten. Besonders bei körperlicher Anstrengung kann das Herz Schwierigkeiten haben, genug Blut durch den Körper zu pumpen.

Eine Vergrößerung der Vorhöfe erhöht außerdem das Risiko für Herzrhythmusstörungen. Besonders das sogenannte Vorhofflimmern tritt häufiger auf. Dabei geraten die elektrischen Impulse im Herzen aus dem Takt, was zu einem unregelmäßigen Herzschlag führt. Das kann unangenehm sein und das Risiko für Schlaganfälle erhöhen, weil sich in den erweiterten Vorhöfen leichter Blutgerinnsel bilden können.

Wie wird eine biatriale Dilatation festgestellt?

Meist fällt eine Vergrößerung der Vorhöfe im Rahmen einer Echokardiografie, also einer Ultraschalluntersuchung des Herzens, auf. Dabei lässt sich genau messen, wie groß die Vorhöfe sind und ob beide betroffen sind. Ergänzend können EKG, Blutuntersuchungen oder weitere bildgebende Verfahren nötig sein, um die Ursache zu klären und das Ausmaß der Herzbelastung einzuschätzen.

Oft wird im Arztbrief oder Befund einfach der Begriff „biatriale Dilatation“ genannt, ohne dass auf die genaue Ursache eingegangen wird. Wichtig ist dann, im weiteren Verlauf zu klären, warum die Vergrößerung entstanden ist.

Ist eine biatriale Dilatation gefährlich?

Die Diagnose kann zunächst verunsichern, vor allem wenn sie zufällig gestellt wurde und keine Beschwerden bestehen. Ob die Vergrößerung der Vorhöfe gefährlich ist, hängt vor allem von der zugrundeliegenden Herzerkrankung ab. Die biatriale Dilatation selbst ist eher ein Warnsignal: Das Herz ist über längere Zeit belastet worden und zeigt nun Veränderungen, die auf eine chronische Überlastung hinweisen.

Wichtig ist, die Ursache zu finden und gezielt zu behandeln. Unbehandelt kann eine fortschreitende Vergrößerung der Vorhöfe das Risiko für Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche oder Schlaganfälle erhöhen. Deshalb ist eine regelmäßige Kontrolle beim Kardiologen sinnvoll, um die Entwicklung im Blick zu behalten.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Therapie richtet sich in erster Linie nach der Grunderkrankung, die zur Vergrößerung der Vorhöfe geführt hat. Wenn zum Beispiel ein Herzklappenfehler vorliegt, kann eine Operation oder ein kathetergestützter Eingriff nötig werden, um die Klappenfunktion zu verbessern. Bei Bluthochdruck helfen blutdrucksenkende Medikamente und eine Umstellung des Lebensstils. Bei Herzrhythmusstörungen wie Vorhofflimmern kommen häufig Medikamente zum Einsatz, manchmal auch ein sogenannter Kardioversion oder ein Eingriff zur Verödung der störenden Herzbereiche (Ablation).

Ziel der Behandlung ist es, die Belastung des Herzens zu verringern, das Fortschreiten der Vergrößerung zu stoppen und mögliche Komplikationen zu verhindern. In vielen Fällen lässt sich so die Lebensqualität deutlich verbessern und das Risiko für Folgeerkrankungen senken.

Was tun, wenn die Diagnose gestellt wurde?

Eine biatriale Dilatation ist ein ernstzunehmender Befund, aber kein Grund zur Panik. Wichtig ist, die Ursache zu klären und gemeinsam mit einer Fachperson einen passenden Behandlungsplan zu erarbeiten. Regelmäßige Kontrollen, eine konsequente Behandlung der Grunderkrankung und ein herzgesunder Lebensstil sind entscheidend, um das Fortschreiten der Veränderungen aufzuhalten.

Empfehlenswert ist es, auf Warnzeichen wie zunehmende Luftnot, Herzrasen oder plötzliche Schwäche zu achten und bei Unsicherheiten ärztlichen Rat einzuholen. So lässt sich das Risiko für Komplikationen frühzeitig erkennen und gegensteuern.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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