Bakteriämie und ihre Folgen im Überblick

Bakteriämie und ihre Folgen im Überblick

07.08.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Bakteriämie bedeutet, dass Bakterien im Blut nachgewiesen wurden. Im Normalfall ist das Blut eines Menschen frei von Bakterien, denn das Immunsystem sorgt dafür, dass Keime aus dem Körperkreislauf ferngehalten werden. Wenn jedoch Bakterien in die Blutbahn gelangen, sprechen Ärztinnen und Ärzte von einer Bakteriämie.

Wie gelangen Bakterien ins Blut?

Bakterien können auf verschiedenen Wegen in die Blutbahn gelangen. Häufig passiert das im Zusammenhang mit Infektionen an anderen Körperstellen, etwa bei einer Lungenentzündung, einer Harnwegsinfektion oder einer eitrigen Wunde. Auch medizinische Eingriffe, wie das Legen eines Katheters oder zahnärztliche Behandlungen, können dazu führen, dass Bakterien kurzzeitig ins Blut gelangen.

Das Immunsystem reagiert in den meisten Fällen schnell und effektiv. Oft bleibt eine Bakteriämie deshalb unbemerkt, weil die körpereigenen Abwehrkräfte die eingedrungenen Bakterien rasch beseitigen. Manchmal ist der Nachweis von Bakterien im Blut auch nur ein „Zufallsbefund“ bei einer Blutkultur, etwa im Rahmen einer Kontrolluntersuchung.

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Wann wird Bakteriämie gefährlich?

Nicht jede Bakteriämie führt automatisch zu schwerwiegenden Problemen. In vielen Fällen bleibt sie ohne Folgen. Kritisch kann es jedoch werden, wenn sich die Bakterien im Blut vermehren oder das Immunsystem geschwächt ist. Dann besteht die Gefahr, dass aus der Bakteriämie eine sogenannte Sepsis entsteht – eine schwere, den ganzen Körper betreffende Entzündungsreaktion, die lebensbedrohlich verlaufen kann.

Besonders gefährdet sind Menschen mit chronischen Erkrankungen, älteren Menschen oder Personen mit einer geschwächten Immunabwehr, zum Beispiel nach einer Chemotherapie. Auch bei Kindern, Säuglingen oder Schwangeren kann eine Bakteriämie schneller zu Komplikationen führen. Treten zusätzlich Fieber, Schüttelfrost, Herzrasen oder Kreislaufprobleme auf, sollte rasch ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

Typische Ursachen und Risikofaktoren

Zu den häufigsten Auslösern einer Bakteriämie zählen Infektionen der Atemwege, des Harntrakts oder der Haut. Auch entzündete Zähne oder Zahnfleisch können eine Eintrittspforte für Bakterien sein. In Krankenhäusern spielen invasive Maßnahmen wie das Setzen von Venenkathetern, Operationen oder Dialysebehandlungen eine Rolle, weil dabei Keime leichter ins Blut gelangen können.

Ein geschwächtes Immunsystem, chronische Krankheiten wie Diabetes oder Krebserkrankungen, aber auch die Einnahme bestimmter Medikamente können das Risiko für eine Bakteriämie erhöhen. Manchmal reicht schon eine kleine Verletzung, wenn die Abwehrkräfte nicht optimal funktionieren.

Wie wird eine Bakteriämie festgestellt?

Der Nachweis gelingt durch eine sogenannte Blutkultur. Dabei wird Blut abgenommen und in speziellen Nährmedien auf das Wachstum von Bakterien untersucht. Findet sich ein bakterielles Wachstum, kann im Labor meist auch festgestellt werden, um welche Art von Bakterium es sich handelt. Das ist wichtig, um gegebenenfalls gezielt behandeln zu können.

In manchen Fällen werden wiederholt Blutkulturen durchgeführt, um festzustellen, ob die Bakterien dauerhaft oder nur vorübergehend im Blut vorhanden sind. Parallel dazu werden oft weitere Untersuchungen gemacht, um die Ursache der Bakteriämie zu finden.

Ist eine Bakteriämie immer ein Notfall?

Eine Bakteriämie ist nicht automatisch lebensbedrohlich, sollte aber immer ernst genommen werden. Gerade wenn Beschwerden wie Fieber, Schüttelfrost, Atemnot oder Verwirrtheit auftreten, besteht der Verdacht auf eine beginnende Sepsis. In solchen Situationen zählt jede Stunde, weil sich der Zustand schnell verschlechtern kann.

Viele Menschen machen sich Sorgen, wenn sie in einem Arztbrief oder Befund den Begriff Bakteriämie lesen. Die wichtigste Frage ist dann oft: „Wie schlimm ist das für mich?“ Die Antwort hängt von verschiedenen Faktoren ab – zum Beispiel vom Allgemeinzustand, dem Ausmaß der Bakterien im Blut und der Ursache. In vielen Fällen reicht eine gezielte Behandlung aus, um die Bakterien zu beseitigen und Komplikationen zu verhindern.

Behandlungsmöglichkeiten bei Bakteriämie

Die Therapie richtet sich nach der Ursache und dem Schweregrad. In der Regel werden Antibiotika eingesetzt, um die Bakterien im Blut gezielt abzutöten. Sobald feststeht, um welches Bakterium es sich handelt, kann das Antibiotikum angepasst werden. Wichtig ist außerdem, die Infektionsquelle zu finden und zu behandeln – zum Beispiel eine eitrige Wunde zu reinigen oder einen infizierten Katheter zu entfernen.

Manchmal ist ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig, vor allem bei schwerem Verlauf oder wenn die betroffene Person Risikofaktoren aufweist. Dort können die Vitalfunktionen überwacht und die Behandlung engmaschig angepasst werden. In unkomplizierten Fällen reicht es oft aus, die Antibiotikatherapie ambulant durchzuführen und die Wirkung regelmäßig zu kontrollieren.

Was kann selbst getan werden?

Eine Bakteriämie lässt sich nicht immer verhindern, aber ein gesunder Lebensstil und eine gute Wundpflege können das Risiko senken. Wer chronisch krank ist oder ein geschwächtes Immunsystem hat, sollte besonders auf Sauberkeit achten und Infektionen frühzeitig ärztlich abklären lassen. Auch nach medizinischen Eingriffen ist es sinnvoll, auf Warnzeichen wie Fieber oder Unwohlsein zu achten.

Insgesamt gilt: Wird eine Bakteriämie rechtzeitig erkannt und behandelt, bestehen in den meisten Fällen gute Aussichten auf eine vollständige Genesung. Ein offener Umgang mit Beschwerden und ein enger Kontakt zur behandelnden Ärztin oder zum Arzt helfen, Risiken zu minimieren und Komplikationen frühzeitig zu erkennen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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