Azidose: Wenn das Blut zu sauer wird

Azidose: Wenn das Blut zu sauer wird

07.11.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Azidose bezeichnet einen Zustand, bei dem das Blut oder das Körpergewebe zu sauer wird. Das bedeutet, dass der sogenannte pH-Wert im Körper unter den normalen Bereich sinkt und das Gleichgewicht zwischen Säuren und Basen gestört ist.

Wie entsteht eine Übersäuerung im Körper?

Im menschlichen Körper laufen zahlreiche Prozesse ab, bei denen Säuren entstehen, zum Beispiel beim Stoffwechsel, also der Verarbeitung von Nährstoffen in den Zellen. Normalerweise hält der Körper das Säure-Basen-Gleichgewicht sehr genau aufrecht. Die Nieren, die Lunge und spezielle Puffersysteme im Blut sorgen dafür, dass überschüssige Säuren entweder ausgeatmet oder über den Urin ausgeschieden werden.

Kommt es jedoch dazu, dass entweder zu viele Säuren gebildet werden oder die Ausscheidung nicht mehr richtig funktioniert, kann das Blut „sauer“ werden. Dann spricht man von einer Azidose. Dieser Zustand kann verschiedene Ursachen haben und wird je nach Entstehung in zwei Hauptformen unterteilt: metabolische Azidose und respiratorische Azidose.

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Was steckt hinter metabolischer und respiratorischer Azidose?

Bei der metabolischen Azidose entsteht die Übersäuerung, weil sich im Körper zu viele saure Stoffwechselprodukte ansammeln oder die Nieren zu wenig Säuren ausscheiden. Das passiert zum Beispiel bei bestimmten schweren Erkrankungen wie einer unbehandelten Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) mit starker Überzuckerung, bei Nierenschwäche oder nach starkem Durchfall, wenn viele Basen verloren gehen.

Die respiratorische Azidose entsteht dagegen, wenn die Lunge zu wenig Kohlendioxid (CO₂) abgibt. Kohlendioxid ist ein Abfallprodukt des Stoffwechsels und wirkt im Körper sauer. Wenn die Atmung gestört ist, zum Beispiel durch eine schwere Lungenerkrankung oder eine Überdosis bestimmter Medikamente, kann sich CO₂ im Blut anreichern und das Gleichgewicht kippt in Richtung Übersäuerung.

Ist eine Azidose gefährlich?

Ob eine Azidose bedrohlich ist, hängt davon ab, wie stark sie ausgeprägt ist und wie schnell sie entsteht. Eine leichte Übersäuerung kann der Körper oft noch selbst ausgleichen, vor allem, wenn die Ursache nur vorübergehend ist. Eine ausgeprägte oder länger bestehende Azidose kann jedoch ernsthafte Folgen haben.

Typische Beschwerden sind Müdigkeit, schnelle Atmung, Kopfschmerzen, Übelkeit oder ein allgemeines Schwächegefühl. In schweren Fällen können Herzrhythmusstörungen, Verwirrtheit, Bewusstlosigkeit oder sogar lebensbedrohliche Komplikationen auftreten. Besonders kritisch ist eine Azidose bei Menschen mit bereits bestehenden schweren Erkrankungen, etwa an den Nieren, der Lunge oder bei Diabetes.

Viele Betroffene fragen sich, ob eine solche Diagnose dauerhaft ist oder ob sie wieder verschwindet. In den meisten Fällen ist eine Azidose ein Zeichen dafür, dass im Körper ein akutes Problem besteht, das behandelt werden muss. Sobald die Ursache gefunden und behoben ist, normalisiert sich der pH-Wert meist wieder.

Wie wird eine Übersäuerung festgestellt?

Um herauszufinden, ob eine Azidose vorliegt, wird in der Regel eine Blutgasanalyse durchgeführt. Dabei wird gemessen, wie sauer das Blut tatsächlich ist und wie viel Kohlendioxid oder andere saure Stoffwechselprodukte vorhanden sind. Zusätzlich suchen Ärztinnen und Ärzte nach der Ursache, zum Beispiel durch eine Untersuchung der Nierenfunktion, der Atmung oder des Blutzuckers.

Manchmal taucht der Begriff Azidose auch in Laborbefunden auf, etwa im Zusammenhang mit anderen Werten wie „metabolische Azidose“ oder „respiratorische Azidose“. Dann ist meist schon bekannt, wo das Problem liegt.

Behandlungsmöglichkeiten und was jetzt zu tun ist

Die Behandlung einer Azidose richtet sich immer nach der Ursache. Sind die Nieren geschwächt, wird versucht, deren Funktion zu unterstützen oder zu ersetzen. Bei einer schweren Lungenkrankheit steht die Verbesserung der Atmung im Vordergrund, zum Beispiel durch Sauerstoffgabe oder Beatmung. Liegt eine Stoffwechselentgleisung bei Diabetes vor, muss der Blutzucker schnell und gezielt gesenkt werden.

In leichten Fällen genügt es manchmal schon, das zugrunde liegende Problem zu behandeln, damit sich das Säure-Basen-Gleichgewicht von selbst wieder einpendelt. Bei schweren Verläufen kann es notwendig sein, spezielle Medikamente zu geben, die das Blut „basischer“ machen, zum Beispiel Natriumhydrogencarbonat.

Viele fragen sich, ob sie selbst etwas tun können, um eine Azidose zu verhindern. Im Alltag ist eine Übersäuerung durch Ernährung oder Lebensstil bei gesunden Menschen sehr selten. Die körpereigenen Regelmechanismen halten den pH-Wert normalerweise stabil. Eine Azidose ist fast immer Folge einer ernsten Erkrankung und sollte immer ärztlich abgeklärt werden.

Was bedeutet das für den Alltag?

Wer in einem Arztbrief oder Laborbefund den Begriff Azidose liest, steht oft vor vielen Fragen. Muss jetzt sofort gehandelt werden? Ist das ein Dauerzustand? Kann das wieder verschwinden? In den meisten Fällen signalisiert die Diagnose, dass ein akutes Problem vorliegt, das behandelt werden sollte. Mit der richtigen Therapie und einer gezielten Behandlung der Ursache stehen die Chancen gut, dass sich das Gleichgewicht im Körper wiederherstellen lässt.

Unspezifische Symptome wie schnelle Atmung, ungewöhnliche Müdigkeit oder ein allgemeines Krankheitsgefühl sollten immer ernst genommen werden – besonders, wenn bereits eine schwere Grunderkrankung besteht. In solchen Situationen empfiehlt es sich, zeitnah ärztlichen Rat einzuholen.

Eine Azidose ist also kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern ein Warnsignal des Körpers, dass etwas aus dem Gleichgewicht geraten ist. Mit einer gezielten Behandlung lässt sich die Ursache meist gut in den Griff bekommen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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