Eine AV-Malformation ist eine angeborene Gefäßfehlbildung, bei der sich Arterien und Venen direkt miteinander verbinden, ohne dass das feine Kapillarnetz dazwischenliegt.
Was steckt hinter einer AV-Malformation?
Im Körper sorgen normalerweise feine Blutgefäße – die sogenannten Kapillaren – dafür, dass das Blut langsam von den Arterien in die Venen fließt. Bei einer arteriovenösen Malformation, kurz AV-Malformation oder auch AVM genannt, fehlt dieses Kapillarnetz. Das bedeutet, dass das Blut mit hohem Druck direkt von einer Arterie in eine Vene gelangt. Dadurch können die betroffenen Gefäße stark erweitert sein und es entstehen oft verworrene Gefäßknäuel.
Diese Fehlbildung ist meistens angeboren, das heißt, sie entsteht schon während der Entwicklung im Mutterleib. In seltenen Fällen kann sie auch später im Leben auftreten. Am häufigsten finden sich AV-Malformationen im Gehirn oder Rückenmark, aber auch andere Körperregionen wie Arme, Beine oder innere Organe können betroffen sein.
Wie macht sich eine AV-Malformation bemerkbar?
Viele Menschen mit einer AV-Malformation bemerken lange Zeit keine Beschwerden. Die Symptome hängen stark davon ab, wo im Körper sich die Gefäßfehlbildung befindet und wie groß sie ist.
Im Gehirn kann eine AV-Malformation zum Beispiel Kopfschmerzen, Krampfanfälle oder neurologische Ausfälle verursachen. Das Risiko besteht, dass die Gefäße reißen und es zu einer Hirnblutung kommt. Das ist eine der größten Sorgen bei dieser Diagnose. Liegt die Malformation an anderen Stellen, etwa an Armen oder Beinen, kann es zu Schwellungen, Schmerzen oder sichtbaren Hautveränderungen kommen. Manche Betroffene spüren ein Pochen oder Rauschen an der betroffenen Stelle, weil das Blut dort besonders schnell fließt.
Ist eine AV-Malformation gefährlich?
Ob eine AV-Malformation gefährlich ist, hängt vor allem von ihrer Lage und Größe ab. Im Gehirn oder Rückenmark besteht immer ein gewisses Risiko für Blutungen – das macht die Diagnose für viele besonders beunruhigend. Allerdings gibt es auch viele Fälle, in denen die Gefäßfehlbildung klein bleibt und ein Leben lang keine Probleme verursacht.
Die Angst vor einer plötzlichen Blutung oder dauerhaften Schäden ist verständlich. Wer eine AV-Malformation im Kopf oder Rückenmark hat, fragt sich oft: Muss sofort gehandelt werden? Kann das gefährlich werden? Wie hoch ist das Risiko für eine Komplikation? Die Antworten darauf sind individuell und hängen von vielen Faktoren ab – etwa vom Alter, von Vorerkrankungen und von der genauen Ausdehnung der Gefäßveränderung.
Wie wird eine AV-Malformation festgestellt?
Meistens wird eine AV-Malformation durch bildgebende Untersuchungen entdeckt. Eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder Computertomografie (CT) kann die Gefäßstruktur im Detail zeigen. In manchen Fällen ist eine spezielle Gefäßdarstellung nötig, eine sogenannte Angiografie, bei der ein Kontrastmittel gespritzt wird.
Gerade wenn Beschwerden wie Krampfanfälle, plötzliche Kopfschmerzen oder ungeklärte neurologische Ausfälle auftreten, suchen Ärztinnen und Ärzte gezielt nach solchen Gefäßveränderungen. Aber auch zufällig, zum Beispiel bei einer Untersuchung aus anderem Anlass, kann eine AV-Malformation entdeckt werden.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Ob und wie eine AV-Malformation behandelt werden muss, richtet sich nach dem individuellen Risiko. Kleine, symptomlose AVMs werden manchmal einfach regelmäßig kontrolliert, um Veränderungen frühzeitig zu erkennen.
Wenn Beschwerden auftreten oder das Risiko für eine Blutung hoch eingeschätzt wird, stehen verschiedene Therapien zur Verfügung. Eine Möglichkeit ist die sogenannte Embolisation: Dabei werden die betroffenen Gefäße von innen mit einem speziellen Material verschlossen, sodass das Blut nicht mehr hindurchfließen kann. Manchmal wird eine Operation empfohlen, bei der das Gefäßknäuel entfernt wird. In bestimmten Fällen kommt auch eine gezielte Bestrahlung infrage, um die Fehlbildung zu veröden.
Die Entscheidung für oder gegen eine Behandlung wird immer sehr sorgfältig abgewogen. Dabei spielen das Alter, der allgemeine Gesundheitszustand und die genaue Lage der Malformation eine wichtige Rolle. Viele Menschen sorgen sich, ob ein Eingriff im Gehirn oder Rückenmark gefährlich sein könnte – diese Bedenken sind nachvollziehbar. Deshalb ist es wichtig, alle Optionen gemeinsam mit erfahrenen Fachärzten zu besprechen und sich Zeit für eine Entscheidung zu nehmen.
Leben mit einer AV-Malformation
Wer die Diagnose AV-Malformation erhält, fühlt sich oft zunächst verunsichert. Die Vorstellung, eine Gefäßfehlbildung im Körper zu haben, löst viele Fragen und Sorgen aus. Nicht jede AVM muss jedoch behandelt werden. Viele Menschen leben viele Jahre, manchmal sogar ein Leben lang, ohne jemals Beschwerden zu entwickeln. Regelmäßige Kontrollen helfen, Veränderungen frühzeitig zu erkennen und das persönliche Risiko richtig einzuschätzen.
Wichtig ist, sich bei Unsicherheiten oder neuen Symptomen immer an eine Ärztin oder einen Arzt zu wenden. Gerade bei plötzlichen Kopfschmerzen, Krampfanfällen oder anderen ungewöhnlichen Beschwerden sollte rasch abgeklärt werden, ob die AV-Malformation eine Rolle spielt.
Eine offene Kommunikation mit dem medizinischen Team hilft, die eigenen Ängste zu besprechen und gemeinsam einen guten Weg zu finden. So lässt sich mit der Diagnose gut leben – mit Aufmerksamkeit, aber ohne ständige Angst.