AV-Blöcke – Wenn Impulse im Herzen stocken

AV-Blöcke – Wenn Impulse im Herzen stocken

26.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

AV-Blöcke sind Störungen der elektrischen Signalübertragung zwischen den Vorhöfen und den Herzkammern, bei denen die Impulse verzögert oder unterbrochen werden und das Herz nicht mehr im normalen Rhythmus schlägt.

Wie funktioniert die Signalübertragung im Herzen?

Das menschliche Herz schlägt nicht einfach irgendwie, sondern folgt einem festgelegten Ablauf. Damit das Blut zuverlässig durch den Körper gepumpt wird, braucht es eine präzise Steuerung. Diese Aufgabe übernehmen elektrische Impulse, die im sogenannten Sinusknoten entstehen – einer kleinen Ansammlung spezialisierter Zellen im rechten Herzvorhof. Von dort aus wandern die Impulse weiter zum AV-Knoten. „AV“ steht für „Atrio-Ventrikular“, was übersetzt „zwischen Vorhof und Kammer“ bedeutet. Der AV-Knoten ist also so etwas wie eine Schaltzentrale, die dafür sorgt, dass die Herzkammern im richtigen Moment nach den Vorhöfen kontrahieren.

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Was passiert bei einem AV-Block?

Kommt es zu einem AV-Block, werden diese elektrischen Signale an einer bestimmten Stelle – meist am AV-Knoten – verzögert weitergeleitet oder sogar ganz blockiert. Das kann dazu führen, dass die Herzkammern nicht mehr regelmäßig oder zu langsam schlagen. Es gibt unterschiedliche Schweregrade. Man spricht von einem AV-Block 1. Grades, wenn die Signalübertragung nur verlangsamt ist. Bei einem AV-Block 2. Grades werden manche Impulse gar nicht mehr weitergeleitet, sodass einzelne Herzschläge ausfallen. Beim AV-Block 3. Grades kommt die elektrische Übertragung komplett zum Erliegen – dann schlagen die Vorhöfe und die Kammern unabhängig voneinander.

Wie äußert sich ein AV-Block?

Oft bleibt ein leichter AV-Block zunächst unbemerkt, weil das Herz nur minimal langsamer schlägt und keine Beschwerden auftreten. Bei fortgeschrittenen Formen kann es aber zu deutlichen Symptomen kommen. Häufig berichten Betroffene über Schwindel, Schwäche, kurze Ohnmachtsanfälle oder ein Gefühl von Herzstolpern. In manchen Fällen wird der Puls auffällig langsam. Gerade bei älteren Menschen kann ein ausgeprägter AV-Block zu Kreislaufproblemen führen, weil das Gehirn und andere Organe nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden.

Ist ein AV-Block gefährlich?

Die Frage, ob ein AV-Block gefährlich ist, beschäftigt viele. Ein AV-Block 1. Grades ist in den meisten Fällen harmlos und muss oft nicht behandelt werden. Hier ist einfach nur die Übertragung verzögert – das Herz arbeitet aber weiterhin zuverlässig. Anders sieht es bei AV-Block 2. oder 3. Grades aus. Wenn Impulse ganz ausfallen oder die Übertragung komplett blockiert ist, kann das ernsthafte Folgen haben. In solchen Fällen drohen Ohnmachtsanfälle, ein stark verlangsamter Puls oder sogar ein Herzstillstand. Besonders gefährlich wird es, wenn bereits eine Herzerkrankung vorliegt oder die Beschwerden plötzlich einsetzen.

Was sind die Ursachen eines AV-Blocks?

Ein AV-Block kann durch verschiedene Dinge ausgelöst werden. Häufig steckt eine altersbedingte Veränderung des Herzgewebes dahinter – die Leitungsbahnen werden mit den Jahren einfach „müder“. Auch bestimmte Medikamente, zum Beispiel gegen Herzrhythmusstörungen oder Bluthochdruck, können die Signalübertragung beeinflussen. Manchmal sind Infektionen, Entzündungen oder andere Herzerkrankungen die Ursache. In seltenen Fällen ist ein AV-Block angeboren und besteht schon von Geburt an.

Wie wird ein AV-Block festgestellt?

Der wichtigste Schritt ist ein EKG, also eine Aufzeichnung der elektrischen Aktivitäten des Herzens. Hier lässt sich genau erkennen, ob die Impulse verzögert, blockiert oder ganz ausfallen. Manchmal reicht ein normales Ruhe-EKG nicht aus, weil die Störung nur gelegentlich auftritt. Dann kann ein Langzeit-EKG weiterhelfen. In bestimmten Fällen werden auch weitere Untersuchungen gemacht, um andere Ursachen auszuschließen.

Was kann gegen einen AV-Block getan werden?

Ob eine Behandlung nötig ist, hängt vom Schweregrad und den Beschwerden ab. Bei einem AV-Block 1. Grades genügt es meist, die Situation regelmäßig zu kontrollieren. Treten Symptome auf oder handelt es sich um einen schwereren AV-Block, kann ein Herzschrittmacher eingesetzt werden. Dieses kleine Gerät übernimmt dann die Aufgabe, die elektrischen Impulse zuverlässig weiterzugeben. Medikamente, die einen AV-Block auslösen, werden nach Möglichkeit abgesetzt oder ersetzt. Bei Infektionen oder Entzündungen steht die Behandlung der Grunderkrankung im Vordergrund.

Was bedeutet die Diagnose für den Alltag?

Viele fragen sich, wie es nach einem AV-Block weitergeht. Die meisten Menschen mit einem leichten AV-Block können ihr Leben ganz normal weiterführen. Regelmäßige Kontrollen beim Kardiologen geben Sicherheit. Wer einen Herzschrittmacher bekommt, muss sich anfangs etwas umstellen, kann aber in der Regel wieder aktiv am Leben teilnehmen. Einschränkungen im Alltag sind selten nötig. Wichtig ist, auf Warnzeichen wie plötzlichen Schwindel, Ohnmachtsanfälle oder ungewöhnliche Herzbeschwerden zu achten und bei Unsicherheit ärztlichen Rat einzuholen.

Verschiedene Bedeutungen der Abkürzung

Die Abkürzung „AV“ taucht in der Medizin gelegentlich auch in anderen Zusammenhängen auf, zum Beispiel als „Atrioventrikulär“ in Bezug auf bestimmte Klappen im Herzen oder als Teil anderer Begriffe. Im Zusammenhang mit „Block“ ist aber fast immer die Störung der Signalübertragung am AV-Knoten gemeint. Trotzdem gilt: Die genaue Bedeutung einer Abkürzung muss immer im jeweiligen medizinischen Kontext betrachtet werden.

Weitere Informationen zum Thema Blockaden und wie sie sich im Körper äußern können, findest du hier.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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