Autochthon ist ein medizinischer Fachbegriff und bedeutet so viel wie „ursprünglich am Ort entstanden“ oder „ortsständig“. In der Medizin beschreibt autochthon meist Strukturen, Zellen oder Gewebe, die direkt an ihrem heutigen Platz im Körper entstanden sind und nicht von woanders eingewandert oder verschoben wurden.
Was genau meint autochthon?
Der Ausdruck stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Wörtern „autos“ für „selbst“ und „chthon“ für „Erde“ oder „Boden“ zusammen. Übersetzt bedeutet das so viel wie „aus sich selbst heraus entstanden“ oder „am Ursprungsort gewachsen“. Im medizinischen Alltag taucht autochthon vor allem in anatomischen oder biologischen Zusammenhängen auf. Gemeint sind damit Strukturen, die von Anfang an an ihrem Platz entstanden sind und nicht durch Wanderung oder Verlagerung dorthin gelangt sind.
Im Gegensatz dazu steht der Begriff „allochthon“. Dieser bezeichnet etwas, das von außen stammt oder an einen anderen Ort gelangt ist. Die Unterscheidung ist zum Beispiel bei Muskeln, Zellen oder Geweben wichtig.
Beispiele aus der Anatomie
Besonders bekannt ist die Verwendung des Begriffs bei der Beschreibung der Rückenmuskulatur. Die sogenannte autochthone Rückenmuskulatur besteht aus Muskelgruppen, die direkt am Rücken entstanden sind und schon während der Entwicklung des Embryos dort angelegt wurden. Sie sind für die Stabilisierung und Bewegung der Wirbelsäule verantwortlich und verlaufen meist tief im Rücken. Mehr dazu findest du im Artikel zur autochthonen Rückenmuskulatur.
Auch in anderen Körperregionen kann der Begriff auftauchen. So gibt es zum Beispiel autochthone Zellen im Gehirn oder in Organen, die vor Ort entstanden sind und ihre Aufgaben direkt am Ursprungsort erfüllen.
Wann taucht autochthon im Befund oder Arztbrief auf?
In medizinischen Berichten steht autochthon meist als Hinweis darauf, dass eine Struktur, ein Gewebe oder eine Veränderung direkt am Ort ihres Auftretens entstanden ist. Das kann zum Beispiel bei der Beschreibung von Tumoren, Entzündungen oder anderen Gewebeveränderungen relevant sein. Ein „autochthoner Tumor“ ist dann ein Geschwulst, der aus dem Gewebe des betroffenen Organs selbst hervorgegangen ist und nicht zum Beispiel als Ableger von einem anderen Tumor (Metastase) stammt.
Auch bei Infektionen wird manchmal von einer autochthonen Infektion gesprochen. Gemeint ist dann, dass sich die Erkrankung direkt vor Ort entwickelt hat und nicht durch Einschleppung von außen entstanden ist.
Bedeutung für den Alltag
Für die meisten Menschen ist der Begriff autochthon vor allem in Befunden oder Arztbriefen eine kurze, sachliche Zusatzinformation. Er gibt an, dass etwas am Ursprungsort selbst entstanden ist. Das ist meist eine rein beschreibende Angabe und hat keine unmittelbaren Folgen für die Behandlung oder Prognose. In den allermeisten Fällen gibt es keinen Grund zur Sorge, wenn dieser Begriff im Bericht auftaucht.
Abgrenzung zu anderen Begriffen
Neben autochthon gibt es noch weitere Begriffe, die im medizinischen Kontext ähnlich verwendet werden. Der bereits erwähnte Begriff allochthon beschreibt das Gegenteil, also etwas, das von außen eingewandert oder an einen anderen Ort verschoben wurde. In der Anatomie und Pathologie ist diese Unterscheidung wichtig, um die Herkunft und Entwicklung bestimmter Strukturen oder Erkrankungen zu verstehen.
Zusammenfassung
Autochthon beschreibt in der Medizin alles, was direkt am Ursprungsort entstanden ist. Besonders häufig begegnet einem der Begriff bei der Beschreibung von Muskeln, Geweben oder Tumoren. Für medizinische Laien ist es hilfreich zu wissen, dass autochthon eine rein beschreibende Angabe ist und in der Regel keinen Krankheitswert hat. Wer sich genauer für die autochthone Rückenmuskulatur interessiert, findet weitere Informationen im verlinkten Artikel.