Aspirationspneumonie – Risiken und Verlauf

Aspirationspneumonie – Risiken und Verlauf

PD Dr. med. Witold Polanski

Aspirationspneumonie ist eine spezielle Form der Lungenentzündung, die entsteht, wenn Speichel, Nahrung, Flüssigkeiten oder auch Mageninhalt versehentlich in die Lunge gelangen und dort eine Entzündung auslösen.

Wie kommt es zu einer Aspirationspneumonie?

Normalerweise schützt ein ausgeklügelter Reflexmechanismus die Atemwege vor dem Eindringen von Fremdstoffen. Beim Schlucken verschließt sich der Kehlkopf, sodass Essen und Trinken gezielt in die Speiseröhre geleitet werden. Ist dieser Schutz gestört, etwa durch Schluckstörungen, Bewusstseinsverlust oder bestimmte Krankheiten, kann es passieren, dass kleine Mengen in die Luftröhre und weiter in die Lunge geraten. Das bezeichnet man als „Aspiration“. Gelingt es dem Körper nicht, die eingedrungenen Stoffe wieder auszuhusten, können sich dort Bakterien ansiedeln und eine Entzündung hervorrufen – die sogenannte Aspirationspneumonie.

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Wer ist besonders gefährdet?

Ein erhöhtes Risiko für diese Art der Lungenentzündung besteht vor allem bei älteren Menschen, bei Schlaganfall-Patienten, Menschen mit neurologischen Erkrankungen wie Parkinson oder Demenz und bei Personen, die an einer Schluckstörung (Dysphagie) leiden. Auch nach Operationen, bei starker Alkoholisierung oder bei Bewusstlosigkeit kann die Schutzfunktion des Körpers eingeschränkt sein. Schon kleine Mengen an Speichel oder Mageninhalt reichen in manchen Fällen aus, um die Lunge zu reizen und eine Entzündung auszulösen.

Woran lässt sich eine Aspirationspneumonie erkennen?

Die Symptome können sehr unterschiedlich sein. Häufig treten Husten, Fieber, Atemnot und ein allgemeines Krankheitsgefühl auf. Manchmal entwickelt sich die Erkrankung schleichend, vor allem bei älteren Menschen oder bei Betroffenen, deren Immunsystem geschwächt ist. Typisch ist auch ein plötzliches Verschlechtern des Allgemeinzustands, begleitet von Kurzatmigkeit oder Schmerzen beim Atmen. In manchen Fällen bleibt die Aspiration selbst unbemerkt, und erst die Beschwerden machen auf das Problem aufmerksam.

Ist eine Aspirationspneumonie gefährlich?

Viele machen sich Sorgen, wenn sie den Begriff auf einem Arztbrief lesen. Tatsächlich kann diese Form der Lungenentzündung – vor allem bei älteren oder vorerkrankten Menschen – schwer verlaufen. Die Lunge wird durch die eingedrungenen Fremdstoffe und die daraus entstehende Entzündung stark belastet. Es besteht das Risiko, dass sich die Infektion ausbreitet oder Komplikationen wie eine Lungenabszess oder eine Blutvergiftung (Sepsis) entstehen. Die Prognose hängt stark vom allgemeinen Gesundheitszustand, dem Alter und der Schnelligkeit der Behandlung ab. Unbehandelt kann eine Aspirationspneumonie lebensbedrohlich werden, mit einer passenden Therapie bestehen jedoch gute Chancen auf Besserung.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Behandlung richtet sich nach dem Schweregrad der Erkrankung und den individuellen Risikofaktoren. In den meisten Fällen werden gezielt Antibiotika eingesetzt, um die Bakterien in der Lunge zu bekämpfen. Zusätzlich ist es wichtig, den allgemeinen Zustand zu stabilisieren – etwa durch ausreichend Flüssigkeit, Sauerstoffzufuhr oder Atemtherapie. Bei schweren Verläufen kann ein Krankenhausaufenthalt notwendig werden, damit die Atmung und der Kreislauf engmaschig überwacht werden können. In manchen Fällen ist es erforderlich, die Ursache der Schluckstörung zu behandeln oder spezielle Ernährungsmethoden einzusetzen, um weitere Aspirationen zu verhindern.

Was lässt sich gegen die Angst tun?

Die Diagnose klingt für viele zunächst beängstigend, besonders wenn bereits Vorerkrankungen bestehen oder das Alter fortgeschritten ist. Die Sorge um die eigene Gesundheit, die Angst vor einer Verschlechterung und die Unsicherheit, wie es weitergeht, sind nachvollziehbar. Es hilft, zu wissen, dass eine Aspirationspneumonie zwar ernst genommen werden muss, aber mit einer frühzeitigen und gezielten Behandlung in vielen Fällen gut behandelbar ist. Wichtig ist, die ärztlichen Empfehlungen genau zu beachten und bei neuen Beschwerden sofort Rücksprache zu halten.

Wie kann einer Aspirationspneumonie vorgebeugt werden?

Vorbeugende Maßnahmen spielen eine große Rolle, besonders bei Menschen mit bekannter Schluckstörung oder erhöhtem Risiko. Dazu gehört eine aufrechte Sitzposition beim Essen und Trinken, langsames und bewusstes Kauen sowie das Vermeiden von hastigem Essen. In Pflegeeinrichtungen oder im Krankenhaus werden oft spezielle Schlucktrainings, Anpassungen der Kostform oder Hilfsmittel eingesetzt. Bei wiederholten Aspirationen kann manchmal eine Magensonde notwendig sein, um das Risiko zu verringern. Auch eine gute Mundhygiene hilft, die Zahl der Bakterien im Mund zu senken und so das Risiko einer Infektion zu minimieren.

Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?

Treten plötzlich Husten, Fieber, Atemnot oder andere Beschwerden auf, die auf eine Lungenentzündung hindeuten, sollte schnell ärztlicher Rat eingeholt werden. Besonders bei Menschen mit erhöhtem Risiko ist eine frühzeitige Abklärung wichtig. Je schneller die Behandlung beginnt, desto besser sind die Aussichten auf eine vollständige Genesung und das Vermeiden von Komplikationen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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