Aortendissektion – Ein Riss mit Folgen

Aortendissektion – Ein Riss mit Folgen

25.09.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Eine Aortendissektion ist ein plötzlich auftretender Einriss in der inneren Wand der Hauptschlagader, der sogenannten Aorta, wodurch sich Blut zwischen die Wandschichten drängt und diese auseinanderdrückt.

Was steckt hinter dieser Diagnose?

Die Aorta ist das größte Blutgefäß im Körper. Sie transportiert das sauerstoffreiche Blut direkt vom Herzen aus in den gesamten Organismus. Wenn von einer Aortendissektion die Rede ist, bedeutet das, dass sich in der Wand dieses wichtigen Gefäßes ein Riss gebildet hat. Durch diese Verletzung kann Blut nicht mehr wie gewohnt durch das Gefäß fließen, sondern dringt in die Wand selbst ein. Die Aortenwand besteht aus mehreren Schichten – reißt die innerste Schicht, kann das Blut zwischen die Schichten gelangen und sie regelrecht auseinanderdrücken.

Im medizinischen Alltag wird die Aortendissektion manchmal auch als „Aortenwanddissektion“ oder einfach „Dissektion der Aorta“ bezeichnet. Der Begriff beschreibt also keinen normalen Verschleiß oder eine kleine Verletzung, sondern eine sehr ernsthafte, akute Gefäßschädigung.

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Wie entsteht eine Aortendissektion?

In den meisten Fällen steht am Anfang ein hoher Blutdruck. Über Jahre hinweg kann dieser die Gefäßwand schwächen. Auch angeborene Bindegewebsstörungen, wie das Marfan-Syndrom, und seltene Entzündungen der Gefäße erhöhen das Risiko. Manchmal kommt es aber auch ganz plötzlich und ohne erkennbare Vorwarnung zu einer Dissektion. Die Stelle, an der die Aorta reißt, liegt häufig im Bereich des sogenannten Aortenbogens. Mehr zu diesem Abschnitt der Hauptschlagader findest du unter Aortenbogen oder Aortenbögen.

Der typische Auslöser ist eine starke Druckbelastung der Gefäßwand. Wird die Aorta an einer Stelle schwächer, kann sie dem Druck nicht mehr standhalten – es entsteht ein Riss in der innersten Schicht. Das Blut sucht sich dann seinen Weg zwischen den Schichten, wodurch ein sogenannter „falscher Kanal“ entsteht. Dieser kann sich entlang der Aorta ausbreiten und lebenswichtige Gefäße, die von der Aorta abzweigen, mitreißen oder verschließen.

Symptome und erste Anzeichen

Viele berichten von einem plötzlichen, sehr starken Schmerz im Brustkorb oder Rücken. Dieser Schmerz wird oft als „zerreißend“ oder „einschneidend“ beschrieben. Je nachdem, an welcher Stelle der Aorta die Dissektion beginnt, kann der Schmerz auch in andere Körperregionen ausstrahlen – etwa in den Bauch, Nacken oder die Beine. Manchmal kommen Kreislaufprobleme, Atemnot oder sogar Bewusstlosigkeit hinzu. In seltenen Fällen verläuft die Erkrankung anfangs sogar ohne Beschwerden und wird erst später durch Komplikationen entdeckt.

Ist eine Aortendissektion gefährlich?

Ja, eine Dissektion der Aorta ist ein medizinischer Notfall. Das größte Risiko besteht darin, dass die Aorta komplett einreißt oder wichtige Arterien, die von ihr abgehen, verschlossen werden. Das kann zu schwerwiegenden Durchblutungsstörungen führen – etwa im Gehirn, im Herzen oder in den Nieren. Unbehandelt kann eine Aortendissektion innerhalb kurzer Zeit lebensbedrohlich werden. Deshalb ist schnelle medizinische Hilfe entscheidend.

Viele Menschen sind nach der Diagnose verunsichert und haben Angst vor den möglichen Folgen. Es ist verständlich, sich zu fragen: Wie schlimm ist das für mich? Wie geht es jetzt weiter? Die gute Nachricht: Mit moderner Medizin und einer schnellen, gezielten Behandlung können die Überlebenschancen deutlich verbessert werden.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Therapie hängt davon ab, wo genau der Einriss liegt und wie weit er sich ausgebreitet hat. Grundsätzlich unterscheidet man zwei Hauptformen: die Dissektion im aufsteigenden Teil der Aorta (Typ A) und im absteigenden Teil (Typ B). Bei einer Dissektion im Bereich des aufsteigenden Aortenbogens ist meist eine sofortige Operation notwendig. Dabei wird das beschädigte Stück der Aorta entfernt und durch eine Gefäßprothese ersetzt.

Liegt die Verletzung weiter unten, im absteigenden Teil, kann manchmal eine medikamentöse Behandlung ausreichen. Hierbei werden Blutdruck und Puls streng kontrolliert, damit das Blutgefäß nicht weiter geschädigt wird. In bestimmten Fällen kommen auch sogenannte Stent-Prothesen zum Einsatz, die das Gefäß von innen stabilisieren.

Nach der akuten Phase ist eine regelmäßige Kontrolle beim Facharzt wichtig. Medikamente zur Blutdrucksenkung gehören in der Regel dauerhaft zur Therapie, um das Risiko eines erneuten Einrisses zu minimieren.

Was bedeutet die Diagnose für das weitere Leben?

Nach einer überstandenen Aortendissektion ändert sich das Leben oft spürbar. Viele müssen dauerhaft Medikamente einnehmen und auf ihren Blutdruck achten. Körperliche Belastungen, die den Kreislauf stark beanspruchen, sollten vermieden werden. Regelmäßige Kontrollen beim Kardiologen oder Gefäßspezialisten sind notwendig, um Komplikationen frühzeitig zu erkennen.

Auch die psychische Belastung darf nicht unterschätzt werden. Die Erfahrung eines so plötzlichen und bedrohlichen Ereignisses hinterlässt Spuren. Es ist völlig normal, sich Sorgen zu machen oder Angst vor einem Rückfall zu haben. Gespräche mit Ärztinnen, Psychologen oder in Selbsthilfegruppen können dabei helfen, die neue Lebenssituation besser zu bewältigen.

Häufige Fragen und Sorgen

Viele Menschen fragen sich nach einer Aortendissektion, ob sie wieder ein normales Leben führen können. Mit der richtigen Behandlung und regelmäßigen Kontrollen ist ein weitgehend normales Leben durchaus möglich. Sportliche Aktivitäten sind oft weiterhin erlaubt – allerdings angepasst und in Absprache mit dem behandelnden Arzt. Auch Reisen oder andere Lebenspläne müssen nicht zwangsläufig aufgegeben werden.

Wichtig ist, Warnzeichen wie plötzliche, starke Schmerzen oder Kreislaufprobleme ernst zu nehmen und im Zweifel sofort einen Arzt aufzusuchen. Medikamente sollten wie verordnet eingenommen werden, und Blutdruck sowie Puls müssen kontinuierlich kontrolliert werden.

Wer Fragen zu seiner individuellen Situation hat, sollte sich nicht scheuen, diese im Arztgespräch offen anzusprechen. Je mehr über die eigene Erkrankung bekannt ist, desto besser kann man damit umgehen und Risiken vermeiden.

Weitere Informationen zu angrenzenden Themen finden sich unter Aortenbogen und Aortenbögen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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