Antiphospholipidsyndrom: Wenn Blutgerinnsel drohen

Antiphospholipidsyndrom: Wenn Blutgerinnsel drohen

07.08.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Das Antiphospholipidsyndrom, kurz APS genannt, ist eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem fälschlicherweise bestimmte körpereigene Bestandteile, sogenannte Phospholipide, angreift. Diese Phospholipide sind ein wichtiger Bestandteil der Zellmembranen und spielen eine entscheidende Rolle bei der Blutgerinnung. Beim APS bildet der Körper spezielle Antikörper, die zu einer erhöhten Neigung für Blutgerinnsel führen können.

Wenn das Immunsystem aus dem Gleichgewicht gerät

Bei Menschen mit Antiphospholipidsyndrom produziert das Immunsystem Antikörper, die sich gegen Phospholipide oder damit verbundene Eiweiße richten. Diese Antikörper werden als Antiphospholipid-Antikörper bezeichnet. Sie beeinflussen die normale Blutgerinnung und können dazu führen, dass sich leichter Blutgerinnsel (Thrombosen) in Venen oder Arterien bilden. Das kann verschiedene Bereiche des Körpers betreffen – besonders häufig sind die tiefen Beinvenen, aber auch Lungen, Herz, Gehirn oder andere Organe können betroffen sein.

Typische Beschwerden treten meistens dann auf, wenn sich ein Blutgerinnsel bildet und dadurch ein Gefäß verstopft wird. Das kann zu Schmerzen, Schwellungen, Atemnot oder sogar zu einem Schlaganfall führen. Bei Frauen kann das Antiphospholipidsyndrom auch wiederholte Fehlgeburten verursachen, weil die Durchblutung der Plazenta gestört werden kann.

Ganzen Befund übersetzen?

Du hast einen Arztbericht oder Befund den du nicht verstehst? Dann nutze Simply Onno, um dir diesen in einfache Sprache übersetzen und erklären zu lassen.

Mehr Infos

Wie wird das Antiphospholipidsyndrom festgestellt?

Die Diagnose APS wird gestellt, wenn bestimmte Antikörper im Blut nachgewiesen werden und gleichzeitig typische Symptome oder Komplikationen auftreten. Dazu zählen vor allem wiederholte Thrombosen, Embolien oder Schwangerschaftskomplikationen wie Fehlgeburten oder eine Wachstumsverzögerung des Ungeborenen. Die Suche nach den verantwortlichen Antikörpern erfolgt meist durch spezielle Blutuntersuchungen. In vielen Fällen werden diese Tests wiederholt, um sicherzugehen, dass die Antikörper tatsächlich dauerhaft vorhanden sind.

Manchmal taucht der Begriff auch in Befunden auf, wenn lediglich die Antikörper nachgewiesen wurden, aber noch keine Beschwerden aufgetreten sind. In solchen Fällen sprechen Ärztinnen und Ärzte von einem „laborchemischen Antiphospholipidsyndrom“ oder einer „Antikörper-Positivität ohne klinische Manifestation“. Entscheidend für die Diagnose ist jedoch immer die Kombination aus auffälligen Laborwerten und passenden Beschwerden.

Ist das Antiphospholipidsyndrom gefährlich?

Die Diagnose kann zunächst beunruhigen, besonders weil das Risiko für Blutgerinnsel erhöht ist. Viele fragen sich, ob das Syndrom ein Leben lang bestehen bleibt, ob schwere Komplikationen drohen oder ob ein normales Leben möglich ist. Grundsätzlich hängt das Risiko für Komplikationen davon ab, wie ausgeprägt die Antikörper im Blut sind und ob bereits Thrombosen oder Embolien aufgetreten sind.

Nicht jede Person mit nachgewiesenen Antiphospholipid-Antikörpern bekommt automatisch schwere Beschwerden. Es gibt auch milde Verläufe, bei denen kaum oder gar keine Symptome auftreten. Entscheidend ist, wie das individuelle Risiko eingeschätzt wird und ob vorbeugende Maßnahmen nötig sind.

Behandlung und Alltag mit APS

Die Therapie richtet sich vor allem danach, ob bereits Blutgerinnsel aufgetreten sind oder ob ein erhöhtes Risiko besteht. Nach einer Thrombose oder Embolie ist in der Regel eine dauerhafte Blutverdünnung notwendig, um neue Gerinnsel zu verhindern. Dazu werden meist Medikamente wie Marcumar oder neuere Gerinnungshemmer eingesetzt. Wer das Syndrom ohne bisherige Beschwerden hat, bekommt nicht immer direkt eine Blutverdünnung – hier wird individuell abgewogen, wie groß das Risiko für Komplikationen ist.

Besonders in Schwangerschaften ist eine gezielte Betreuung wichtig. Frauen mit APS erhalten oft spezielle Medikamente, um das Risiko für Fehlgeburten zu senken und die Durchblutung der Plazenta zu verbessern. Dazu gehören meist Heparin und niedrig dosierte Acetylsalicylsäure (ASS).

Wichtig ist, auf Warnzeichen wie plötzlich auftretende Schmerzen, Schwellungen oder Luftnot zu achten und bei Unsicherheit rasch ärztlichen Rat einzuholen. Regelmäßige Kontrollen beim Hausarzt oder in spezialisierten Zentren helfen, das Risiko im Blick zu behalten und die Behandlung anzupassen.

Leben mit der Diagnose

Die meisten Menschen mit Antiphospholipidsyndrom können – mit entsprechender Vorsorge und Behandlung – ein weitgehend normales Leben führen. Es ist ratsam, Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht oder Bewegungsmangel möglichst zu vermeiden, da diese das Risiko für Gefäßverschlüsse zusätzlich erhöhen können. Bei geplanten Operationen oder längeren Reisen ist eine Rücksprache mit den behandelnden Ärztinnen und Ärzten sinnvoll, um eine optimale Gerinnungseinstellung sicherzustellen.

Auch wenn die Diagnose zunächst verunsichern kann, gibt es mittlerweile gute Therapiemöglichkeiten, um Komplikationen zu verhindern. Mit einer individuellen Betreuung und regelmäßigen Kontrollen lassen sich viele Risiken gut beherrschen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

Jetzt ganzen Befund übersetzen