Antikörper im Blut: Bedeutung erklärt

Antikörper im Blut: Bedeutung erklärt

15.08.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Antikörper sind spezielle Eiweißmoleküle, die das Immunsystem bildet, um Krankheitserreger wie Viren, Bakterien oder andere Fremdstoffe gezielt zu erkennen und zu bekämpfen.

Wie funktionieren Antikörper?

Jeder Antikörper ist darauf spezialisiert, eine ganz bestimmte Struktur – ein sogenanntes Antigen – zu erkennen. Antigene sind meist Bestandteile von Viren, Bakterien oder anderen fremden Substanzen, die nicht zum eigenen Körper gehören. Sobald ein solcher Eindringling entdeckt wird, dockt der Antikörper passgenau an das Antigen an. Dieses „Andocken“ sorgt dafür, dass der Erreger entweder direkt unschädlich gemacht wird oder für andere Zellen des Immunsystems sichtbar wird, die ihn dann beseitigen.

Antikörper lassen sich sich vorstellen wie winzige Spürhunde, die im Körper ständig auf der Suche nach verdächtigen Eindringlingen sind. Sobald sie fündig werden, markieren sie diese, damit die körpereigene Abwehr gezielt zuschlagen kann.

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Warum sind Antikörper so wichtig?

Ohne Antikörper wäre das Immunsystem kaum in der Lage, gezielt auf Krankheitserreger zu reagieren. Sie spielen eine zentrale Rolle bei der Abwehr von Infektionen. Nach einer durchgemachten Erkrankung bleiben oft viele dieser Abwehrstoffe im Blut zurück – sie „merken“ sich den Erreger. Kommt der Körper später erneut mit demselben Virus oder Bakterium in Kontakt, kann die Abwehr viel schneller und effektiver reagieren.

Das Prinzip der Antikörper ist auch die Grundlage für viele Impfungen. Durch eine Impfung wird das Immunsystem angeregt, Antikörper gegen einen bestimmten Erreger zu bilden – ohne dass die eigentliche Krankheit ausbricht. So entsteht ein Schutz, der im Ernstfall schnell aktiviert werden kann.

Wie werden Antikörper nachgewiesen?

Im medizinischen Alltag lässt sich die Menge oder das Vorhandensein bestimmter Antikörper im Blut messen. Solche Tests werden zum Beispiel eingesetzt, um festzustellen, ob eine Infektion durchgemacht wurde oder ob ein Impfschutz besteht. Auch bei der Diagnose von Autoimmunerkrankungen helfen Antikörpertests weiter, da hier der Körper manchmal fälschlicherweise eigene Strukturen angreift und dagegen Antikörper bildet.

Je nach Fragestellung wird im Labor gezielt nach spezifischen Antikörpern gesucht. So kann etwa nach einer Corona-Impfung überprüft werden, ob Antikörper gegen das Virus vorhanden sind. Auch bei anderen Infektionskrankheiten wie Hepatitis, Masern oder Borreliose spielen solche Nachweise eine wichtige Rolle.

Was bedeuten Antikörper im Befund?

Findet sich im Arztbrief oder Laborbericht der Hinweis auf „Antikörper positiv“ oder „Antikörper nachweisbar“, bedeutet das, dass das Immunsystem auf einen bestimmten Erreger reagiert hat – entweder durch eine aktuelle oder zurückliegende Infektion oder durch eine Impfung. Die genaue Bedeutung hängt davon ab, welche Art von Antikörpern nachgewiesen wurde und in welchem Zusammenhang der Test gemacht wurde.

Nicht immer bedeutet ein positiver Antikörpernachweis, dass aktuell eine Erkrankung vorliegt. Häufig zeigt er an, dass das Immunsystem bereits Kontakt mit dem Erreger hatte und nun gewappnet ist. In manchen Fällen, etwa bei Autoimmunerkrankungen, können Antikörper jedoch auch auf eine Fehlregulation des Immunsystems hindeuten.

Antikörper und Krankheiten: Was steckt dahinter?

Viele Menschen fragen sich, ob das Vorhandensein bestimmter Antikörper im Blut gefährlich ist. In den meisten Fällen ist es ein Zeichen dafür, dass der Körper bereits erfolgreich gegen einen Erreger gekämpft hat. Bei einigen Erkrankungen – etwa bei Allergien oder Autoimmunerkrankungen – kann das Immunsystem allerdings zu stark oder gegen körpereigene Strukturen reagieren. Dann sind spezielle Antikörper nachweisbar, die eigentlich nicht gebildet werden sollten.

Ob Antikörper im individuellen Fall harmlos, nützlich oder ein Hinweis auf eine Erkrankung sind, hängt immer vom Zusammenhang ab. Die genaue Einordnung übernimmt die behandelnde Ärztin oder der Arzt, oft unter Berücksichtigung weiterer Laborwerte und Beschwerden.

Antikörper in der Medizin: Mehr als nur Abwehrstoffe

Antikörper werden nicht nur vom Körper selbst gebildet, sondern auch gezielt in der Medizin eingesetzt. Sogenannte monoklonale Antikörper sind Medikamente, die bei bestimmten Erkrankungen – zum Beispiel bei einigen Krebsarten, bei chronisch-entzündlichen Krankheiten oder bei schweren Infektionen – gezielt das Immunsystem beeinflussen. Sie können helfen, Entzündungen zu bremsen oder krankhafte Zellen zu erkennen und zu bekämpfen.

Auch in der Diagnostik spielen Antikörper eine große Rolle. Viele moderne Tests, etwa Schwangerschaftstests oder Schnelltests auf Infektionen, beruhen auf dem Prinzip der Antikörperbindung.

Was tun, wenn Antikörper im Befund stehen?

Die Erwähnung von Antikörpern im Arztbrief ist zunächst einmal kein Grund zur Sorge. Sie zeigen, dass das Immunsystem aktiv ist und auf bestimmte Einflüsse reagiert hat. Die genaue Bedeutung ergibt sich immer aus dem Zusammenhang: Wurde nach einer Impfung getestet? Besteht der Verdacht auf eine bestimmte Infektion? Oder handelt es sich um eine Untersuchung im Rahmen einer anderen Erkrankung?

Bei Unsicherheiten hilft ein klärendes Gespräch mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt. Sie können erklären, welche Antikörper gemeint sind und ob daraus weitere Schritte notwendig werden. In den allermeisten Fällen sind Antikörper ein Zeichen für ein funktionierendes Immunsystem und kein Grund zur Beunruhigung.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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