Anisozytose: Was ein auffälliges Blutbild bedeutet

Anisozytose: Was ein auffälliges Blutbild bedeutet

PD Dr. med. Witold Polanski

Anisozytose beschreibt eine auffällige Größenunterschiedlichkeit der roten Blutkörperchen, die bei einer mikroskopischen Untersuchung des Blutes festgestellt wird. Das bedeutet, dass die roten Blutkörperchen – auch Erythrozyten genannt – nicht alle gleich groß sind, sondern in ihrer Größe zum Teil deutlich voneinander abweichen.

Was steckt hinter der Diagnose?

Im Normalfall sind Erythrozyten etwa gleich groß und haben eine typische runde Form. Wenn im Laborbericht oder auf dem Arztbrief die Bezeichnung Anisozytose auftaucht, wurde unter dem Mikroskop festgestellt, dass die roten Blutkörperchen unterschiedlich groß sind. Diese Veränderung ist keine eigenständige Krankheit, sondern ein Hinweis darauf, dass im Körper etwas aus dem Gleichgewicht geraten sein könnte. Oft wird die Anisozytose im Rahmen eines sogenannten Blutbilds entdeckt, das zur Abklärung verschiedener Beschwerden oder im Rahmen von Routineuntersuchungen gemacht wird.

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Mögliche Ursachen für unterschiedlich große Blutkörperchen

Die Gründe für eine Anisozytose sind vielfältig. Häufig steckt ein Mangel an bestimmten Nährstoffen dahinter, die für die Bildung gesunder roter Blutkörperchen wichtig sind. Besonders Eisenmangel, ein Mangel an Vitamin B12 oder Folsäure können dazu führen, dass die Erythrozyten unterschiedlich groß werden. Auch bestimmte Erkrankungen des blutbildenden Systems, wie eine Blutarmut (Anämie), können mit einer Anisozytose einhergehen. Seltener sind chronische Erkrankungen, Entzündungen oder Störungen des Knochenmarks die Ursache.

Manchmal tritt die Anisozytose auch vorübergehend auf, zum Beispiel nach einer stärkeren Blutung oder während der Erholung von einer Erkrankung, bei der das Blut betroffen war. In diesen Situationen bildet der Körper vermehrt neue rote Blutkörperchen, die zunächst noch größer oder kleiner als die normalen Zellen sein können.

Ist das gefährlich? Was bedeutet das für den Alltag?

Allein das Auftreten einer Anisozytose gibt noch keinen Anlass zur Sorge. Vielmehr ist es ein Hinweis, dass der Körper möglicherweise Unterstützung braucht oder eine weitere Abklärung sinnvoll ist. In den meisten Fällen steckt eine gut behandelbare Ursache dahinter, wie etwa ein Eisenmangel. Selten weist eine ausgeprägte Anisozytose auf schwerwiegendere Blutkrankheiten hin. Entscheidend ist, welche weiteren Hinweise im Blutbild zu finden sind und ob Beschwerden bestehen.

Typische Symptome, die im Zusammenhang mit einer Anisozytose auftreten können, sind meist die gleichen wie bei einer Blutarmut: Müdigkeit, Blässe, Konzentrationsschwierigkeiten oder eine verminderte Leistungsfähigkeit. Diese Beschwerden entstehen jedoch nicht durch die Anisozytose selbst, sondern durch die zugrundeliegende Ursache, wie einen Nährstoffmangel oder eine andere Erkrankung.

Wie geht es nach dem Befund weiter?

Wenn im Laborbericht eine Anisozytose festgestellt wird, schaut die Ärztin oder der Arzt meist auf die weiteren Werte im Blutbild. Besonders wichtig sind dabei der Hämoglobinwert (der Sauerstoffträger im Blut), der Hämatokrit (Anteil der roten Blutkörperchen am Blutvolumen) und weitere Kennzahlen wie das MCV (mittlere Größe der Erythrozyten). Zusammen mit diesen Werten lässt sich oft schon erkennen, ob ein Mangel an Eisen, Vitamin B12 oder Folsäure vorliegt.

Je nach Befund können weitere Untersuchungen folgen, etwa spezielle Bluttests, um die Ursache genauer einzugrenzen. In den meisten Fällen genügt es, einen festgestellten Mangel gezielt zu behandeln, zum Beispiel durch die Einnahme von Eisenpräparaten oder Vitaminpräparaten. Nur selten ist eine weiterführende Diagnostik nötig, etwa wenn der Verdacht auf eine Erkrankung des Knochenmarks besteht.

Was tun bei Anisozytose?

Die Behandlung richtet sich immer nach der Ursache. Liegt ein Eisenmangel vor, helfen eisenhaltige Präparate und eine angepasste Ernährung. Bei einem Mangel an Vitamin B12 oder Folsäure kommen entsprechende Nahrungsergänzungsmittel zum Einsatz. Die meisten Menschen sprechen auf diese Maßnahmen sehr gut an, und die Blutwerte normalisieren sich nach einiger Zeit wieder.

Wird die Anisozytose im Rahmen einer chronischen Erkrankung festgestellt, bespricht die Ärztin oder der Arzt das weitere Vorgehen individuell. In den allermeisten Fällen ist die Anisozytose jedoch kein Grund zur Panik, sondern ein gut zu behandelnder Laborbefund.

Wann ist ärztlicher Rat wichtig?

Bei Unsicherheit oder wenn Beschwerden wie starke Müdigkeit, Herzklopfen, Atemnot oder auffällige Blässe bestehen, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. So kann schnell geklärt werden, ob eine harmlose Ursache vorliegt oder ob weitere Untersuchungen notwendig sind. Wer einen Laborbefund mit dem Hinweis auf Anisozytose erhält, kann diesen beim nächsten Arztbesuch gezielt ansprechen. Oft reicht schon ein kurzes Gespräch, um die Bedeutung einzuordnen und das weitere Vorgehen zu besprechen.

Anisozytose ist also kein Grund zur Sorge, sondern ein Zeichen dafür, dass das Blutbild genauer betrachtet werden sollte – meist mit gut behandelbaren Ursachen, die sich rasch beheben lassen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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