Anaplastisches Ependymom – was jetzt wichtig ist

Anaplastisches Ependymom – was jetzt wichtig ist

07.08.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was ist ein anaplastisches Ependymom?

Ein anaplastisches Ependymom ist ein bösartiger Tumor des zentralen Nervensystems, der aus sogenannten Ependymzellen entsteht und zu den seltenen Hirntumoren zählt. Diese Zellen kleiden im Gehirn und Rückenmark die Hohlräume aus, in denen das Nervenwasser (Liquor) zirkuliert.

Wie entsteht ein anaplastisches Ependymom?

Im menschlichen Gehirn und Rückenmark gibt es spezielle Zellen, die wie eine Schutzschicht die inneren Wände der sogenannten Liquorräume bedecken. Diese Ependymzellen sorgen dafür, dass das Nervenwasser ungehindert fließen kann und schützen das Nervengewebe. Wenn sich in diesen Zellen Veränderungen im Erbgut ansammeln, kann es passieren, dass sie unkontrolliert wachsen und einen Tumor bilden. Wird dieser Tumor als „anaplastisch“ bezeichnet, bedeutet das, dass die Krebszellen besonders schnell wachsen, sich stark von gesunden Zellen unterscheiden und eine hohe Aggressivität aufweisen.

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Typische Beschwerden und Symptome

Die Symptome eines anaplastischen Ependymoms hängen davon ab, wo genau der Tumor im zentralen Nervensystem entsteht und wie groß er ist. Häufig entstehen die Beschwerden dadurch, dass der Tumor Platz beansprucht und dadurch den normalen Fluss des Nervenwassers behindert. Das kann zu einem erhöhten Hirndruck führen. Typische Anzeichen sind dann zum Beispiel anhaltende Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen oder Gleichgewichtsstörungen. Bei Kindern fällt manchmal auf, dass sie sich zurückziehen, sich ihr Gangbild verändert oder sie häufiger stürzen. Auch Sehstörungen, Lähmungen oder Krampfanfälle können auftreten, wenn bestimmte Bereiche im Gehirn oder Rückenmark betroffen sind.

Ist ein anaplastisches Ependymom gefährlich?

Die Diagnose eines anaplastischen Ependymoms ist für Betroffene und Angehörige oft ein Schock. Die Bezeichnung „anaplastisch“ weist darauf hin, dass es sich um eine bösartige Form handelt, die dazu neigt, schneller zu wachsen und das umliegende Gewebe zu verdrängen. Im Vergleich zu anderen, gutartigen Ependymomen ist die Prognose ungünstiger. Das Risiko, dass der Tumor nach einer Behandlung wieder auftritt, ist höher. Trotzdem gibt es heute moderne Behandlungsmöglichkeiten, die die Chancen auf eine langfristige Kontrolle der Erkrankung verbessern können. Die genaue Prognose hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter das Alter, die Lage und Größe des Tumors, wie vollständig er entfernt werden kann und wie gut der Tumor auf zusätzliche Therapien anspricht.

Wie wird ein anaplastisches Ependymom festgestellt?

Um die Diagnose zu sichern, wird meist eine Kombination aus bildgebenden Verfahren und einer Entnahme von Tumorgewebe eingesetzt. Mit einer Magnetresonanztomografie (MRT) lässt sich der Tumor im Gehirn oder Rückenmark sichtbar machen und seine genaue Ausdehnung beurteilen. Erst durch eine feingewebliche Untersuchung des entnommenen Gewebes unter dem Mikroskop kann sicher bestimmt werden, ob es sich um ein anaplastisches Ependymom handelt. Dabei werden auch spezielle Färbungen und molekulare Analysen eingesetzt, um die genaue Tumorform zu erkennen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Therapie eines anaplastischen Ependymoms richtet sich nach verschiedenen Faktoren, vor allem nach Lage, Größe und Ausbreitung des Tumors. Ziel ist es, möglichst viel Tumorgewebe zu entfernen und das Risiko eines Rückfalls zu senken. In den meisten Fällen wird zunächst eine Operation durchgeführt, bei der Neurochirurgen versuchen, den Tumor so vollständig wie möglich zu entfernen. Manchmal ist das nicht komplett möglich, weil der Tumor in empfindlichen Hirnregionen liegt.

Im Anschluss an die Operation folgt häufig eine Strahlentherapie, um eventuell verbliebene Tumorzellen zu zerstören und die Heilungschancen zu verbessern. Bei Kindern und Jugendlichen wird die Behandlung besonders sorgfältig geplant, um das gesunde Nervengewebe zu schonen. Ob zusätzlich eine Chemotherapie notwendig ist, hängt vom individuellen Fall ab und wird im Rahmen eines spezialisierten Tumorboards gemeinsam mit verschiedenen Fachleuten entschieden.

Umgang mit der Diagnose und häufige Sorgen

Die Nachricht, an einem bösartigen Hirntumor wie dem anaplastischen Ependymom zu erkranken, löst oft große Angst und Unsicherheit aus. Viele Menschen fragen sich, wie es nun weitergeht, ob eine vollständige Heilung möglich ist und was die Erkrankung für den Alltag bedeutet. Auch die Sorge vor Rückfällen und langfristigen Folgen der Behandlung beschäftigt viele Betroffene und Familien.

Wichtig ist, sich nicht allein zu fühlen. In spezialisierten Zentren stehen erfahrene Ärztinnen und Ärzte, Pflegekräfte sowie Psychoonkologinnen zur Seite. Sie helfen, die nächsten Schritte zu planen, begleiten durch die Therapie und unterstützen auch in schwierigen Phasen. Es kann hilfreich sein, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen oder Beratungsangebote zu nutzen, um mit den eigenen Ängsten besser umgehen zu können.

Nachsorge und Leben mit der Erkrankung

Nach Abschluss der Behandlung sind regelmäßige Nachuntersuchungen wichtig, um frühzeitig mögliche Rückfälle zu erkennen. Dabei werden erneut bildgebende Verfahren eingesetzt und die körperliche sowie geistige Entwicklung überwacht. Je nach Ausmaß des Eingriffs und der Therapie kann es notwendig sein, unterstützende Maßnahmen wie Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie in Anspruch zu nehmen, um die Lebensqualität zu erhalten und Folgeschäden zu minimieren.

Auch wenn die Diagnose anaplastisches Ependymom eine große Herausforderung darstellt, gibt es heute vielfältige Möglichkeiten, die Krankheit zu behandeln und das Leben danach aktiv zu gestalten. Ein enger Kontakt zu den behandelnden Fachleuten und ein stabiles Unterstützungsnetzwerk sind dabei besonders wertvoll.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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