Amyloidablagerungen und ihre Folgen im Körper

Amyloidablagerungen und ihre Folgen im Körper

07.08.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Amyloidablagerungen sind krankhafte Eiweißansammlungen im Körper, bei denen sich spezielle Proteine, sogenannte Amyloide, außerhalb oder innerhalb von Zellen ablagern und dadurch Gewebe und Organe schädigen können.

Was passiert bei Amyloidablagerungen?

Im Körper gibt es viele verschiedene Eiweiße, die zahlreiche Aufgaben übernehmen. Manchmal kommt es allerdings vor, dass sich bestimmte Eiweißmoleküle falsch falten und dadurch ihre normale Form verlieren. Diese fehlgefalteten Eiweiße können sich dann zu langen, faserartigen Strukturen zusammenlagern. Entstehen daraus größere Ansammlungen, spricht man von Amyloidablagerungen. Diese Ablagerungen stören die Funktion des betroffenen Gewebes, weil sie sich zwischen den Zellen oder in Organen absetzen und dort wie eine Art Fremdkörper wirken.

Amyloid kann in verschiedenen Organen auftreten – zum Beispiel im Herz, in den Nieren, in der Leber, im Nervensystem oder sogar in der Haut. Je nachdem, wo und wie viel Amyloid sich ablagert, kann das zu ganz unterschiedlichen Beschwerden führen.

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Wie erkennt man Amyloidablagerungen?

Oft werden Amyloidablagerungen erst bemerkt, wenn sie bereits Beschwerden verursachen. Typische Symptome hängen davon ab, welches Organ betroffen ist. Sind zum Beispiel die Nieren betroffen, kann es zu Wassereinlagerungen oder Problemen beim Wasserlassen kommen. Im Herz können Herzrhythmusstörungen, Kurzatmigkeit oder eine verminderte Leistungsfähigkeit auftreten. Im Nervensystem zeigen sich manchmal Gefühlsstörungen, Kribbeln oder Schwäche in den Gliedmaßen.

Die Diagnose ist nicht immer einfach, weil die Beschwerden sehr unterschiedlich sein können und oft auch andere Ursachen denkbar sind. Häufig werden Blut- und Urinuntersuchungen, bildgebende Verfahren wie Ultraschall oder MRT und manchmal auch Gewebeproben (Biopsien) eingesetzt, um die Ablagerungen nachzuweisen. Erst unter dem Mikroskop lassen sich die typischen Amyloidstrukturen sicher erkennen.

Welche Formen gibt es?

Amyloidablagerungen treten nicht immer aus demselben Grund auf. Es gibt verschiedene Typen, die nach dem Eiweiß benannt werden, aus dem sie bestehen. Die beiden häufigsten Formen sind die sogenannte AL-Amyloidose und die AA-Amyloidose.

Bei der AL-Amyloidose entstehen die Ablagerungen aus Bestandteilen von Antikörpern. Diese Form tritt meist im Zusammenhang mit Erkrankungen des Knochenmarks auf, etwa beim Multiplen Myelom. Die AA-Amyloidose entwickelt sich dagegen oft als Folge einer chronischen Entzündung, zum Beispiel bei rheumatischen Erkrankungen.

Eine weitere bekannte Variante ist die sogenannte ATTR-Amyloidose, bei der das Eiweiß Transthyretin betroffen ist. Diese Form kann entweder vererbt sein oder im höheren Alter spontan auftreten. Je nach Typ und Ursache unterscheiden sich Verlauf und Behandlungsmöglichkeiten.

Muss man sich Sorgen machen?

Der Begriff Amyloidablagerungen kann beunruhigend wirken, weil er oft im Zusammenhang mit ernsten Erkrankungen steht. Tatsächlich ist Amyloid im Körper immer ein Warnzeichen, dass etwas nicht stimmt. Die Ablagerungen selbst sind zwar keine Krankheit im klassischen Sinn, sie sind aber Ausdruck einer zugrunde liegenden Störung oder Erkrankung.

Wie schlimm Amyloidablagerungen sind, hängt stark davon ab, wie ausgeprägt sie sind, welche Organe betroffen sind und wie schnell sie fortschreiten. Manche Menschen haben nur geringe Ablagerungen und kaum Beschwerden, während andere schwere Organprobleme entwickeln können. Viele fürchten sich vor einer Verschlechterung oder fragen sich, wie die Zukunft aussieht. Es ist verständlich, dass solche Begriffe im Arztbrief verunsichern. Wichtig ist: Die Diagnose ist zwar ernst, aber es gibt heute Möglichkeiten, den Verlauf zu beeinflussen und die Lebensqualität zu erhalten.

Was kann man tun?

Die Behandlung richtet sich immer nach der Ursache der Ablagerungen. Bei der AL-Amyloidose zielt die Therapie darauf ab, die Produktion der fehlgefalteten Eiweiße im Knochenmark zu stoppen oder zu bremsen. Das geschieht meist mit Medikamenten, wie sie auch bei bestimmten Blutkrebserkrankungen eingesetzt werden. Bei der AA-Amyloidose steht die Behandlung der zugrunde liegenden Entzündung im Vordergrund – gelingt es, die Entzündung zu kontrollieren, bilden sich oft auch weniger neue Ablagerungen.

Bei der ATTR-Amyloidose gibt es inzwischen spezielle Medikamente, die das fehlerhafte Eiweiß stabilisieren oder seine Bildung hemmen. In manchen Fällen kann sogar eine Lebertransplantation erwogen werden, da das betroffene Eiweiß dort gebildet wird. Zudem werden die Beschwerden, die durch die Organschädigung entstehen, gezielt behandelt – etwa mit entwässernden Medikamenten bei Herz- oder Nierenbeteiligung.

Eine vollständige Entfernung der bereits abgelagerten Amyloide ist bislang nicht möglich. Ziel der Behandlung ist es daher, das Fortschreiten zu bremsen und die Beschwerden zu lindern. Je früher die Diagnose gestellt wird, desto besser stehen die Chancen, die Organe zu schützen.

Leben mit Amyloidablagerungen

Der Alltag mit Amyloidablagerungen kann unterschiedlich aussehen. Manche Menschen spüren lange Zeit kaum etwas, andere sind durch die Organbeteiligung eingeschränkt. Regelmäßige Kontrollen beim Facharzt sind wichtig, um rechtzeitig auf Veränderungen reagieren zu können. Auch eine gute Zusammenarbeit verschiedener Fachrichtungen – etwa Kardiologie, Nephrologie und Neurologie – ist oft hilfreich.

Viele fragen sich, ob Amyloidablagerungen vererbbar sind oder ob sie selbst etwas dagegen tun können. Nur bestimmte Formen, vor allem die hereditäre ATTR-Amyloidose, sind genetisch bedingt. Die meisten anderen Varianten entstehen im Laufe des Lebens und hängen mit anderen Erkrankungen zusammen. Ein gesunder Lebensstil, das Vermeiden von chronischen Entzündungen und die konsequente Behandlung von Grunderkrankungen können das Risiko verringern.

Amyloidablagerungen sind also kein eigenständiges Krankheitsbild, sondern immer ein Hinweis auf eine zugrunde liegende Störung. Wichtig ist, die Ursache zu finden und gezielt zu behandeln, um die Organe möglichst lange funktionsfähig zu halten.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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