Allogen – Fremde Zellen im Körper

Allogen – Fremde Zellen im Körper

PD Dr. med. Witold Polanski

Allogen bedeutet, dass etwas von einem anderen Menschen stammt und nicht vom eigenen Körper kommt. In der Medizin beschreibt dieser Begriff vor allem Zellen, Gewebe oder Organe, die von einer anderen Person übertragen werden.

Wo taucht der Begriff auf?

Der Ausdruck wird oft in Zusammenhang mit Transplantationen verwendet. Spricht man zum Beispiel von einer allogenen Stammzelltransplantation, so handelt es sich um eine Übertragung von Blutstammzellen, die nicht aus dem eigenen Körper gewonnen wurden, sondern von einem Spender. Auch bei Organtransplantationen, etwa einer Niere oder Leber, wird von einer allogenen Transplantation gesprochen, wenn das Organ von einer anderen Person stammt.

Im Gegensatz dazu steht das Wort „autolog“. Das beschreibt Zellen, Gewebe oder Organe, die aus dem eigenen Körper entnommen und wieder eingesetzt werden. Wird also eigenes Gewebe zurückgegeben, ist das eine autologe Transplantation. Allogen meint immer „fremd“, aber immer noch von derselben Spezies – also von Mensch zu Mensch.

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Was bedeutet das für den Empfänger?

Wenn Zellen, Gewebe oder Organe allogen übertragen werden, erkennt das Immunsystem diese als „fremd“. Das kann dazu führen, dass der Körper eine Abwehrreaktion startet, weil er die fremden Bestandteile als Bedrohung sieht. Deshalb ist es besonders wichtig, dass Spender und Empfänger möglichst gut zusammenpassen. Vor einer allogenen Transplantation werden deshalb zahlreiche Tests gemacht, um die sogenannte Gewebeverträglichkeit zu prüfen.

Gerade bei Stammzell- oder Organtransplantationen ist die Auswahl eines passenden Spenders entscheidend. Je besser die Übereinstimmung, desto geringer ist das Risiko, dass der Körper das Transplantat abstößt.

Warum werden allogene Transplantationen durchgeführt?

Manchmal ist es nicht möglich, eigenes Gewebe oder eigene Zellen zu verwenden. Das ist zum Beispiel bei bestimmten Erkrankungen des blutbildenden Systems der Fall, etwa bei Leukämie. Hier sind die eigenen Stammzellen betroffen und können nicht genutzt werden. Dann kommt eine allogene Stammzelltransplantation infrage, um das erkrankte System durch gesunde Zellen eines Spenders zu ersetzen.

Auch bei schweren Organschäden, wenn das eigene Organ nicht mehr funktioniert, ist eine allogene Transplantation oft die einzige Möglichkeit, das Leben zu retten oder die Lebensqualität deutlich zu verbessern.

Welche Risiken gibt es?

Da das Immunsystem fremdes Gewebe erkennt, können Abstoßungsreaktionen auftreten. Um das zu verhindern, werden nach einer allogenen Transplantation Medikamente eingesetzt, die das Immunsystem unterdrücken. Diese sogenannten Immunsuppressiva müssen oft dauerhaft eingenommen werden, damit das übertragene Organ oder die Zellen nicht abgestoßen werden.

Eine weitere mögliche Komplikation ist die sogenannte Graft-versus-Host-Reaktion. Dabei greifen die übertragenen Immunzellen des Spenders das Gewebe des Empfängers an. Auch hier ist eine sorgfältige Auswahl des Spenders und eine enge medizinische Überwachung wichtig.

Wann ist eine allogene Transplantation sinnvoll?

Ob eine allogene Transplantation infrage kommt, hängt von der jeweiligen Erkrankung und den individuellen Voraussetzungen ab. Nicht immer ist sie notwendig oder möglich. In manchen Fällen reicht eine autologe Transplantation aus, bei anderen ist ausschließlich eine allogene Behandlung erfolgversprechend. Die Entscheidung wird immer gemeinsam mit Fachärzten getroffen und sorgfältig abgewogen.

Zusammengefasst

Allogen beschreibt in der Medizin alles, was von einem anderen Menschen stammt und übertragen wird – sei es ein Organ, Gewebe oder Zellen. Der Begriff spielt vor allem bei Transplantationen eine wichtige Rolle und steht immer im Gegensatz zu autolog, also „körpereigen“. Da das Immunsystem fremdes Material erkennt, müssen Empfänger besonders medizinisch betreut werden, um Abstoßungen zu verhindern. Die Entscheidung für eine allogene Transplantation fällt immer individuell und nach sorgfältiger Prüfung.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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