Die Aktinomykose ist eine seltene, chronisch verlaufende Infektionskrankheit, die durch bestimmte Bakterienarten – sogenannte Aktinomyzeten – verursacht wird. Diese Bakterien gehören eigentlich zur normalen Mundflora des Menschen, können aber unter bestimmten Umständen eine langsam fortschreitende Entzündung mit typischen, oft knotigen Schwellungen und Eiterungen auslösen.
Wie entsteht eine Aktinomykose?
Normalerweise leben Aktinomyzeten in kleinen Mengen im Mundraum und auf den Schleimhäuten, ohne Beschwerden zu verursachen. Erst wenn die schützende Barriere der Haut oder Schleimhaut verletzt wird – zum Beispiel durch Zahnbehandlungen, kleine Verletzungen im Mund, Karies oder auch nach Operationen – können diese Bakterien tiefer ins Gewebe eindringen. Dort vermehren sie sich und führen zu einer chronischen Entzündung, die langsam wächst und sich über Monate oder sogar Jahre ausbreiten kann.
Am häufigsten tritt die Aktinomykose im Bereich des Kiefers und Gesichts auf, weil hier die Bakterien ihren natürlichen Lebensraum haben. Seltener sind andere Körperregionen wie Brustkorb, Bauchraum oder das kleine Becken betroffen. Die Erkrankung ist nicht ansteckend, da sie immer aus den eigenen, körpereigenen Bakterien entsteht.
Typische Symptome und Verlauf
Eine Aktinomykose macht sich meist durch eine langsam zunehmende, derbe Schwellung bemerkbar, die zunächst schmerzlos sein kann. Im weiteren Verlauf entstehen oft kleine, feste Knoten oder Verhärtungen im Gewebe. Charakteristisch ist, dass sich diese Entzündungen immer weiter ausbreiten und dabei das umliegende Gewebe, Muskeln oder sogar Knochen mit einbeziehen können.
Mit der Zeit bilden sich häufig sogenannte Fisteln – das sind kleine Kanäle, durch die Eiter nach außen abfließen kann. Dieser Eiter enthält manchmal winzige, gelbliche Krümel, die als „Drusen“ bezeichnet werden. Sie sind typisch für die Aktinomykose und bestehen aus Bakterienansammlungen.
Die Beschwerden entwickeln sich meist schleichend. Fieber, Abgeschlagenheit oder andere Allgemeinsymptome treten nur selten auf. Je nachdem, wo die Entzündung sitzt, können auch Schluckbeschwerden, Schmerzen beim Kauen oder eingeschränkte Beweglichkeit des Kiefers auftreten.
Ist eine Aktinomykose gefährlich?
Viele Betroffene fragen sich, wie bedrohlich eine solche Diagnose ist. Die gute Nachricht: Obwohl die Aktinomykose lange Zeit unbehandelt bestehen kann und das Gewebe stark schädigen kann, ist sie mit der richtigen Therapie sehr gut heilbar. Unbehandelt kann sich die Entzündung jedoch immer weiter ausbreiten und auch tiefere Strukturen wie Knochen, Nerven oder innere Organe erreichen. In sehr seltenen Fällen kann es dadurch zu schwerwiegenden Komplikationen kommen.
Die Erkrankung wird manchmal mit Tumoren verwechselt, weil die Schwellungen sehr derb und knotig erscheinen und sich langsam ausdehnen. Eine genaue Untersuchung und gezielte Diagnostik sind daher wichtig, um die Ursache zu klären und eine passende Behandlung einzuleiten.
Wie wird die Diagnose gestellt?
Die Diagnose einer Aktinomykose ist nicht immer einfach, weil die Symptome unspezifisch sind und andere Erkrankungen nachahmen können. Ein wichtiger Hinweis ist das langsame, aber stetige Wachstum der Schwellung, oft verbunden mit Fistelbildung und dem typischen Auftreten von Drusen im Eiter.
Zur sicheren Diagnose entnimmt die Ärztin oder der Arzt meist eine Probe aus dem betroffenen Gewebe oder dem Eiter. Im Labor lassen sich die Aktinomyzeten dann unter dem Mikroskop nachweisen oder gezielt anzüchten. Manchmal sind auch bildgebende Verfahren wie Ultraschall, Röntgen oder MRT nötig, um das Ausmaß der Entzündung zu bestimmen.
Behandlungsmöglichkeiten bei Aktinomykose
Die Aktinomykose wird in erster Linie mit Antibiotika behandelt. Besonders wirksam ist Penicillin, das über einen längeren Zeitraum – oft mehrere Wochen bis Monate – verabreicht wird. In manchen Fällen sind auch andere Antibiotika notwendig, falls eine Allergie gegen Penicillin besteht oder die Bakterien darauf nicht ansprechen.
Zusätzlich kann es erforderlich sein, abgekapselte Eiterherde chirurgisch zu öffnen oder Fisteln zu beseitigen, damit die Entzündung abheilen kann. In seltenen Fällen muss abgestorbenes Gewebe entfernt werden, um eine Ausbreitung zu verhindern.
Wichtig ist, die Therapie konsequent und ausreichend lange durchzuführen, da die Bakterien tief im Gewebe sitzen und sich nur langsam zurückbilden. Bei rechtzeitiger Behandlung ist die Prognose aber sehr gut.
Was tun bei Verdacht auf Aktinomykose?
Sollte eine ungewöhnliche, langsam wachsende Schwellung im Kiefer-, Gesichts- oder Halsbereich auftreten, die nicht schmerzhaft ist oder immer wieder Eiter absondert, empfiehlt sich eine zeitnahe ärztliche Abklärung. Je früher die richtige Diagnose gestellt wird, desto einfacher und schneller gelingt die Heilung.
Die Aktinomykose ist zwar selten, lässt sich aber mit modernen Behandlungsmethoden zuverlässig und dauerhaft beseitigen. Ein Grund zur Sorge besteht in der Regel nicht, solange die Therapie konsequent umgesetzt wird. Die Erkrankung ist nicht ansteckend und entsteht immer aus der eigenen Bakterienflora heraus – eine Übertragung auf andere Menschen ist nicht möglich.