Ad libitum im medizinischen Alltag

Ad libitum im medizinischen Alltag

26.10.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Ad libitum ist ein lateinischer Ausdruck, der in der Medizin und Wissenschaft verwendet wird und „nach Belieben“ oder „so viel wie gewünscht“ bedeutet.

Was steckt hinter dem Begriff?

Der Ausdruck taucht oft in medizinischen Berichten, Ernährungsplänen oder wissenschaftlichen Studien auf. Gemeint ist damit, dass etwas ohne feste Begrenzung, also „nach eigenem Ermessen“ oder „so viel wie nötig“ erfolgen darf. In der Praxis steht ad libitum, manchmal auch als „ad lib“ abgekürzt, für eine freie Entscheidung über Menge oder Häufigkeit, etwa bei der Nahrungsaufnahme, Flüssigkeitszufuhr oder Medikamentengabe.

Gerade in Krankenhäusern liest man den Begriff häufig im Zusammenhang mit der Ernährung. Steht in einem Arztbrief zum Beispiel „Trinkmenge ad libitum“, heißt das: Es gibt keine Einschränkung, wie viel getrunken werden darf. Der oder die Betroffene kann also trinken, so viel wie gewünscht wird oder angenehm ist.

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Wo wird „ad libitum“ verwendet?

Im medizinischen Alltag spielt der Ausdruck vor allem bei der Ernährung und Flüssigkeitszufuhr eine Rolle. Nach einer Operation, bei bestimmten Erkrankungen oder während einer Genesungsphase kann es sein, dass zunächst Einschränkungen gelten, zum Beispiel eine begrenzte Flüssigkeitsmenge pro Tag. Sobald diese Begrenzung aufgehoben wird, steht im Bericht oft: „Ernährung ad libitum“ oder „Flüssigkeit ad libitum“. Das bedeutet, dass keine medizinische Notwendigkeit mehr besteht, die Aufnahme zu kontrollieren oder zu beschränken.

Auch bei Medikamenten kann der Begriff auftauchen, etwa wenn ein Bedarfsmedikament nicht streng nach Zeitplan, sondern nach individuellem Bedarf eingenommen werden darf. In der Forschung wiederum wird „ad libitum“ genutzt, wenn Versuchstiere beispielsweise Futter oder Wasser ohne Begrenzung erhalten.

Was bedeutet das für den Alltag?

Wenn in einem Arztbrief oder Untersuchungsbericht „ad libitum“ steht, ist das meist ein gutes Zeichen. Es zeigt, dass keine medizinischen Gründe mehr vorliegen, die eine Einschränkung erforderlich machen. Zum Beispiel kann nach einer erfolgreichen Behandlung die Ernährung wieder nach eigenem Appetit erfolgen. Man muss sich nicht mehr strikt an Vorgaben halten, sondern kann auf das eigene Hungergefühl oder Durstgefühl achten.

Allerdings gibt es auch Situationen, in denen weiterhin auf bestimmte Mengen geachtet werden sollte, etwa bei bestimmten Vorerkrankungen wie Herzschwäche oder Nierenerkrankungen. In solchen Fällen wird der Begriff „ad libitum“ bewusst nicht verwendet, um gesundheitliche Risiken zu vermeiden.

Alternative Schreibweisen und Abkürzungen

Neben der ausgeschriebenen Form findet sich oft die Kurzform „ad lib“. Beide Varianten bedeuten dasselbe und werden synonym verwendet. In medizinischen Unterlagen oder Studien kommt gelegentlich auch die Abkürzung „ad lib.“ vor. Wichtig ist, dass immer der Zusammenhang entscheidet, worauf sich die freie Entscheidung bezieht, also ob es um Essen, Trinken, Bewegung oder andere Aspekte geht.

Im Kontext verstehen

Obwohl „ad libitum“ eine klare Bedeutung hat, ist immer der Zusammenhang wichtig. Steht der Begriff im Zusammenhang mit der Ernährung, darf so viel gegessen oder getrunken werden, wie gewünscht. Bei Medikamenten kann es bedeuten, dass ein Mittel nach Bedarf genommen werden darf. Die genaue Auslegung richtet sich nach dem jeweiligen medizinischen Kontext. Ein Blick in den gesamten Befund oder ein kurzes Nachfragen bei der behandelnden Person hilft, Missverständnisse zu vermeiden.

Der Ausdruck steht also für Freiheit und Selbstbestimmung innerhalb der medizinischen Vorgaben und signalisiert in der Regel, dass keine strengen Einschränkungen mehr nötig sind.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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