Vorderwandinfarkt – Risiken und Behandlung

Vorderwandinfarkt – Risiken und Behandlung

20.05.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was ist ein Vorderwandinfarkt?

Ein Vorderwandinfarkt ist ein Herzinfarkt, bei dem der vordere Teil der linken Herzkammer nicht mehr ausreichend durchblutet wird, weil ein Herzkranzgefäß verschlossen ist. Das führt dazu, dass Herzmuskelgewebe in diesem Bereich abstirbt und seine Funktion verliert.

Was passiert bei einem Herzinfarkt der Vorderwand?

Das Herz ist ein Muskel, der ständig Blut durch den Körper pumpt. Damit es selbst arbeiten kann, braucht es Sauerstoff, der über die sogenannten Herzkranzgefäße (Koronararterien) zugeführt wird. Kommt es zu einem plötzlichen Verschluss eines dieser Gefäße, kann das Blut nicht mehr ungehindert fließen. Besonders kritisch ist das, wenn die vordere Wand der linken Herzkammer betroffen ist. Dieser Bereich übernimmt einen Großteil der Pumpfunktion des Herzens. Ein Infarkt an dieser Stelle kann deshalb besonders schwerwiegende Folgen haben.

Meist entsteht der Verschluss durch ein Blutgerinnsel, das sich auf einer bereits vorgeschädigten Gefäßwand bildet. Die Ursache sind häufig Ablagerungen von Fetten und Kalk, die die Gefäße im Laufe der Jahre verengen. Wenn so ein Gefäß komplett zugeht, gelangt kein Sauerstoff mehr in den betroffenen Abschnitt des Herzmuskels. Innerhalb kurzer Zeit beginnt das Gewebe abzusterben.

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Typische Beschwerden und Warnzeichen

Ein Vorderwandinfarkt äußert sich oft durch plötzlich einsetzende, starke Schmerzen im Brustbereich, die meist hinter dem Brustbein spürbar sind. Viele beschreiben ein drückendes, brennendes oder einschnürendes Gefühl, das nicht nachlässt. Die Schmerzen können in den linken Arm, den Rücken, den Unterkiefer oder den Oberbauch ausstrahlen. Hinzu kommen häufig Luftnot, kalter Schweiß, Übelkeit oder ein starkes Angstgefühl.

Manchmal sind die Symptome weniger eindeutig, zum Beispiel bei älteren Menschen oder bei Frauen. Dort kann ein Herzinfarkt auch mit ungewöhnlicher Schwäche, Schwindel oder nur leichter Atemnot einhergehen. Wer solche Beschwerden bemerkt, sollte keine Zeit verlieren. Jede Minute zählt, weil das Herzgewebe rasch Schaden nimmt.

Warum ist ein Vorderwandinfarkt besonders ernst?

Die Vorderwand des Herzens ist für die Hauptarbeit beim Pumpen verantwortlich. Ein Infarkt in diesem Bereich kann deshalb größere Teile des Herzmuskels betreffen als Infarkte in anderen Regionen. Das Risiko für Komplikationen ist erhöht. Dazu zählen Herzrhythmusstörungen, eine nachlassende Pumpleistung (Herzinsuffizienz) oder in seltenen Fällen sogar ein plötzlicher Herzstillstand.

Viele machen sich Sorgen, wie es nach einem solchen Ereignis weitergeht. Die Angst vor bleibenden Schäden oder einem erneuten Infarkt ist verständlich. Entscheidend ist, wie schnell die Behandlung einsetzt und wie groß das betroffene Areal ist. Je früher das verschlossene Gefäß wieder geöffnet wird, desto besser stehen die Chancen, dass das Herz sich zumindest teilweise erholt.

Wie wird ein Vorderwandinfarkt behandelt?

Bei Verdacht auf einen Herzinfarkt ist schnelles Handeln lebenswichtig. In der Klinik erfolgt meist sofort eine Herzkatheter-Untersuchung. Dabei wird ein dünner Schlauch über eine Arterie bis zum Herzen vorgeschoben, um das verschlossene Gefäß sichtbar zu machen und möglichst direkt wieder zu öffnen. Oft wird dabei ein kleines Metallröhrchen, ein sogenannter Stent, eingesetzt, um das Gefäß dauerhaft offen zu halten.

Zusätzlich gibt es Medikamente, die das Blut verdünnen und ein weiteres Verklumpen verhindern. Schmerzmittel, Sauerstoff und andere unterstützende Maßnahmen helfen, die Belastung für das Herz zu verringern. Nach der Akutbehandlung folgt meist eine Überwachung auf einer speziellen Station, um Komplikationen frühzeitig zu erkennen.

Nach dem Krankenhausaufenthalt beginnt die Phase der Nachsorge. Dazu gehören regelmäßige Kontrolluntersuchungen, eine Anpassung der Medikamente und meist auch eine sogenannte Rehabilitation. Hier werden unter Anleitung gezielt Bewegung, Entspannung und gesunde Ernährung trainiert, um das Herz langfristig zu stärken und das Risiko für einen weiteren Infarkt zu senken.

Was bedeutet die Diagnose für das Leben danach?

Viele fragen sich, ob nach einem Vorderwandinfarkt ein normales Leben noch möglich ist. Die Antwort hängt davon ab, wie viel Herzmuskelgewebe geschädigt wurde und wie gut sich das Herz erholt. Viele Menschen können nach einer gewissen Erholungszeit wieder aktiv am Alltag teilnehmen, besonders wenn sie Risikofaktoren wie Rauchen, Bluthochdruck oder hohe Cholesterinwerte konsequent behandeln lassen.

Eine gesunde Lebensweise spielt eine wichtige Rolle. Dazu gehört, sich regelmäßig zu bewegen, auf eine ausgewogene Ernährung zu achten und Stress möglichst zu reduzieren. Die Medikamente, die nach einem Infarkt verschrieben werden, sind wichtig, um das Herz zu schützen und einen erneuten Vorfall zu verhindern.

Es ist völlig normal, nach einem so einschneidenden Erlebnis Angst oder Unsicherheit zu verspüren. Gespräche mit Ärztinnen und Ärzten, aber auch der Austausch mit anderen Betroffenen können helfen, wieder Vertrauen in den eigenen Körper zu gewinnen und einen guten Weg in den Alltag zu finden.

Wie lässt sich einem weiteren Infarkt vorbeugen?

Nach einem Vorderwandinfarkt ist es besonders wichtig, die eigenen Risikofaktoren im Blick zu behalten. Das bedeutet, den Blutdruck regelmäßig kontrollieren zu lassen, auf einen gesunden Blutzucker zu achten und ungünstige Blutfettwerte zu behandeln. Rauchen sollte konsequent vermieden werden, da es das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich erhöht.

Regelmäßige Bewegung, am besten in Absprache mit dem behandelnden Team, stärkt das Herz und verbessert die Belastbarkeit. Auch kleine Veränderungen im Alltag, wie das Treppensteigen statt des Aufzugs oder kurze Spaziergänge, können einen Unterschied machen. Wer sich unsicher ist, wie viel er sich zumuten kann, findet in einer Herzsportgruppe oder bei der Rehabilitation Unterstützung.

Die Erfahrung eines Vorderwandinfarkts ist für viele ein Wendepunkt. Mit der richtigen Behandlung, guten Informationen und einer bewussten Lebensführung lässt sich das Risiko für weitere Herzprobleme deutlich senken.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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