Venenentnahme – Warum und was passiert danach?

Venenentnahme – Warum und was passiert danach?

27.06.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was bedeutet Venenentnahme?

Eine Venenentnahme beschreibt das gezielte Herauslösen oder Entfernen einer Vene aus dem Körper, meist im Rahmen einer Operation. Der Begriff taucht häufig in medizinischen Berichten oder Operationsprotokollen auf, zum Beispiel nach Herzoperationen oder bei bestimmten Gefäßeingriffen.

Wann und warum wird eine Vene entnommen?

Eine Venenentnahme erfolgt in der Regel, wenn körpereigenes Gefäßmaterial benötigt wird, um an anderer Stelle eine Engstelle oder einen Verschluss zu überbrücken. Besonders bekannt ist dieses Vorgehen bei der sogenannten Bypass-Operation am Herzen. Hierbei wird eine Vene, meistens die große oberflächliche Vene am Bein (Vena saphena magna), entnommen und als "Umleitung" für verengte oder verschlossene Herzkranzgefäße eingesetzt. Die entnommene Vene übernimmt dann die Funktion eines neuen Blutleitungswegs, damit das Herz weiterhin ausreichend durchblutet wird.

Auch bei anderen Gefäßoperationen, etwa bei Durchblutungsstörungen in Armen oder Beinen, kann eine gesunde Vene als Ersatz für ein krankes Gefäß dienen. Das körpereigene Material wird bevorzugt, weil es in der Regel besser vertragen wird als künstliche Ersatzteile.

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Wie läuft eine Venenentnahme ab?

Vor der eigentlichen Entnahme wird die betroffene Vene meist mit Ultraschall oder anderen bildgebenden Verfahren untersucht, um sicherzustellen, dass sie geeignet ist. Während der Operation wird die Vene dann vorsichtig freigelegt und entnommen. Die Technik kann dabei variieren: Entweder wird die Vene über einen längeren Schnitt am Bein aus dem Gewebe gelöst oder mit minimal-invasiven Methoden, bei denen nur kleine Hautschnitte nötig sind.

Nach der Entnahme verschließen die Chirurgen die verbliebenen Enden der Vene sorgfältig, um Blutungen zu verhindern. Die entnommene Vene wird anschließend so vorbereitet, dass sie als Bypass oder Gefäßersatz an einer anderen Stelle im Körper verwendet werden kann.

Was bedeutet das für den Alltag?

Viele machen sich Sorgen, ob das Entfernen einer Vene – besonders aus dem Bein – zu Problemen führt. Tatsächlich gibt es im Körper ein ausgeklügeltes Netz von Blutgefäßen, das den Abfluss des Blutes auch nach der Entnahme einer einzelnen Vene sicherstellt. Die übrigen Venen übernehmen die Aufgabe, das Blut aus dem Bein zurück zum Herzen zu transportieren. Nach der Operation kann es zunächst zu Schwellungen, Blutergüssen oder einem Spannungsgefühl im Bereich der Entnahmestelle kommen. Diese Beschwerden klingen in der Regel nach einigen Tagen oder Wochen wieder ab.

In seltenen Fällen kann es zu länger anhaltenden Schwellungen oder Wundheilungsstörungen kommen. Auch das Risiko für eine Thrombose, also ein Blutgerinnsel in den Venen, ist nach einer Venenentnahme etwas erhöht. Deshalb wird häufig für eine gewisse Zeit das Tragen von Kompressionsstrümpfen empfohlen. Bewegung, regelmäßige Kontrolle der Wunde und das Hochlagern des Beins unterstützen die Heilung.

Was passiert nach der Venenentnahme?

Nach der Operation ist zunächst Schonung wichtig. Die Entnahmestelle wird ärztlich überwacht, um Infektionen oder Wundheilungsprobleme frühzeitig zu erkennen. Kompressionsstrümpfe helfen, Schwellungen zu vermeiden und die Durchblutung zu fördern. Meistens wird schon nach wenigen Tagen zu leichter Bewegung geraten, weil das die Heilung unterstützt und das Risiko für Komplikationen senkt.

Im weiteren Verlauf gewöhnen sich die meisten Menschen problemlos an die veränderte Situation im Bein. Die Funktion der Blutzirkulation bleibt in der Regel erhalten, weil sich andere Venen anpassen und die Arbeit übernehmen.

Wann ist eine Venenentnahme nicht möglich?

Nicht immer ist es möglich, eine Vene zu entnehmen. Wenn die Gefäße bereits durch Krampfadern, Entzündungen oder frühere Operationen vorgeschädigt sind, kann es sein, dass sie sich nicht mehr als Ersatz eignen. In solchen Fällen greifen Ärztinnen und Ärzte auf andere körpereigene Gefäße oder auf künstliche Materialien zurück.

Kurz zusammengefasst

Die Venenentnahme ist ein bewährtes Verfahren, um körpereigenes Gefäßmaterial für Bypass-Operationen oder andere Eingriffe zu gewinnen. Der Eingriff ist sicher und gut erprobt, die meisten Menschen kommen im Alltag gut damit zurecht. Beschwerden an der Entnahmestelle sind meist vorübergehend. Mit gezielter Nachsorge und etwas Geduld ist der Körper in der Lage, den Verlust einer Vene auszugleichen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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