Valsalva Manöver bei Herz und Ohr

Valsalva Manöver bei Herz und Ohr

06.07.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Das Valsalva-Manöver beschreibt eine spezielle Atemtechnik, bei der mit geschlossenem Mund und zugehaltener Nase kräftig ausgeatmet wird, sodass ein starker Druck im Brustkorb entsteht. Diese Methode findet in der Medizin Anwendung, um bestimmte Körperreaktionen auszulösen oder zu überprüfen.

Ursprung und medizinische Bedeutung

Das Prinzip hinter dem Valsalva-Manöver ist schon seit Jahrhunderten bekannt. Der italienische Arzt Antonio Maria Valsalva hat es im 18. Jahrhundert erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die Technik besteht darin, tief einzuatmen, dann Mund und Nase zu verschließen und anschließend mit Kraft gegen den geschlossenen Luftweg auszuatmen. Dabei entsteht ein spürbarer Druck im Brustraum.

In der Medizin wird das Manöver genutzt, um den Einfluss von Druckveränderungen auf das Herz-Kreislauf-System, die Ohren oder bestimmte Nervenbahnen zu testen. Es kann sowohl zur Diagnose als auch zur Behandlung eingesetzt werden. Besonders beim EKG oder in der Notfallmedizin kommt das Verfahren zum Einsatz, um Herzrhythmusstörungen zu beeinflussen oder bestimmte Symptome genauer einzuordnen.

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Wann kommt das Valsalva-Manöver zum Einsatz?

Das Manöver wird in verschiedenen Situationen angewendet. Ein häufiger Grund ist die Untersuchung des Herzens. Ärztinnen und Ärzte beobachten dabei, wie das Herz auf die plötzliche Druckveränderung reagiert. Die Methode kann helfen, bestimmte Herzrhythmusstörungen – zum Beispiel das sogenannte supraventrikuläre Tachykardien, das sind sehr schnelle Herzschläge – zu unterbrechen oder abzuschwächen.

Auch bei Problemen mit dem Mittelohr, etwa bei einem Druckausgleich während des Fliegens oder Tauchens, kann das Valsalva-Manöver helfen. Durch den entstehenden Druck wird die sogenannte Ohrtrompete (Eustachische Röhre) geöffnet, sodass Luft ins Mittelohr gelangt und ein unangenehmes Druckgefühl nachlässt.

In manchen Fällen wird das Manöver auch als Teil von neurologischen Untersuchungen eingesetzt, weil es die Aktivität des sogenannten Vagusnervs beeinflusst. Dieser Nerv spielt eine wichtige Rolle für die Steuerung von Herzschlag und Verdauung.

So funktioniert das Manöver im Alltag

Viele Menschen wenden das Valsalva-Manöver unbewusst an, etwa beim Naseputzen, Pressen auf der Toilette oder beim Versuch, den Druck auf den Ohren während eines Fluges auszugleichen. Typisch ist dabei das kräftige Ausatmen gegen den Widerstand, wobei keine Luft entweichen kann. Der dabei entstehende Druck wirkt sich auf verschiedene Körperbereiche aus.

In der Medizin wird das Manöver meist unter Anleitung durchgeführt. Wichtig ist dabei, nicht zu übertreiben, da ein zu starker Druck zu Schwindel oder sogar kurzzeitiger Bewusstlosigkeit führen kann. Ärztinnen und Ärzte geben deshalb genaue Anweisungen, wie lange und wie kräftig gepresst werden soll.

Was passiert im Körper beim Valsalva-Manöver?

Während des Manövers steigt der Druck im Brustkorb deutlich an. Das hat mehrere Effekte: Zum einen wird die Rückströmung des Blutes zum Herzen kurzzeitig vermindert. Das Herz schlägt daraufhin etwas langsamer oder unregelmäßiger, bis sich der Druck wieder normalisiert. Gleichzeitig verändert sich der Blutdruck. Diese Reaktionen kann die Ärztin oder der Arzt nutzen, um Rückschlüsse auf die Funktion von Herz und Kreislauf zu ziehen.

Wird das Manöver dazu eingesetzt, eine Herzrhythmusstörung zu beenden, soll der Druckimpuls bestimmte elektrische Schaltkreise im Herzen „resetten“ und das Herz wieder in einen normalen Rhythmus bringen. Bei Problemen mit dem Mittelohr sorgt der Druck dafür, dass sich die Verbindung zwischen Nase und Ohr kurzzeitig öffnet und der Druck auf beiden Seiten des Trommelfells ausgeglichen wird.

Gibt es Risiken oder Nebenwirkungen?

Das Valsalva-Manöver gilt grundsätzlich als sicher, wenn es korrekt und unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt wird. Dennoch kann es in seltenen Fällen zu Nebenwirkungen kommen. Dazu gehören Schwindel, ein kurzzeitiger Blutdruckabfall oder – bei sehr empfindlichen Menschen – sogar eine Ohnmacht. Wer an schweren Herzproblemen, Durchblutungsstörungen im Gehirn oder bestimmten Augenerkrankungen leidet, sollte das Manöver nur nach Rücksprache mit einer Ärztin oder einem Arzt anwenden.

Im Alltag ist es ratsam, beim Druckausgleich im Flugzeug oder beim Tauchen vorsichtig zu sein und nicht zu stark zu pressen. Ein leichter, kontrollierter Versuch reicht meist aus, um den gewünschten Effekt zu erzielen.

Wann sollte das Manöver vermieden werden?

Bestimmte Vorerkrankungen können dazu führen, dass das Valsalva-Manöver nicht geeignet ist. Menschen mit instabilem Blutdruck, frischem Herzinfarkt, bestimmten Gefäßkrankheiten oder Netzhautproblemen am Auge sollten auf das Manöver verzichten oder es nur unter medizinischer Kontrolle durchführen.

Bei Unsicherheit oder wenn nach dem Manöver Beschwerden wie starke Kopfschmerzen, Sehstörungen oder anhaltender Schwindel auftreten, ist es ratsam, ärztlichen Rat einzuholen.

Zusammengefasst

Das Valsalva-Manöver ist eine einfache, aber wirkungsvolle Atemtechnik, die in der Medizin vielfältig eingesetzt wird – sei es zur Diagnostik, zur Behandlung bestimmter Herzrhythmusstörungen oder zum Druckausgleich im Ohr. Richtig angewendet, ist das Verfahren sicher und kann bei verschiedenen Beschwerden hilfreich sein. Wer es ausprobieren möchte, sollte im Zweifel vorher ärztlichen Rat einholen, um mögliche Risiken auszuschließen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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