Was sind unreife Granulozyten?
Unreife Granulozyten sind eine bestimmte Art von weißen Blutkörperchen, die im Blutbild auftauchen können, wenn das Immunsystem besonders stark gefordert ist. Normalerweise reifen diese Zellen im Knochenmark vollständig aus, bevor sie ins Blut gelangen. Werden sie jedoch bereits in einem noch nicht ganz ausgereiften Stadium ins Blut abgegeben, spricht man von unreifen Granulozyten.
Die Rolle der Granulozyten im Körper
Granulozyten gehören zu den weißen Blutkörperchen, die eine wichtige Aufgabe bei der Abwehr von Krankheitserregern übernehmen. Sie machen einen großen Teil der Immunzellen aus und sind vor allem dafür zuständig, Bakterien, Pilze und andere Eindringlinge zu erkennen und unschädlich zu machen. Im Knochenmark werden sie gebildet und durchlaufen dort verschiedene Entwicklungsstufen, bis sie vollständig ausgereift sind. Erst dann gelangen sie normalerweise in den Blutkreislauf.
Unreife Granulozyten sind also Vorstufen dieser Zellen. Zu ihnen zählen unter anderem sogenannte Myelozyten, Metamyelozyten und Promyelozyten. Im gesunden Blutbild sind sie meist gar nicht oder nur in sehr geringer Zahl nachweisbar.
Wann tauchen unreife Granulozyten im Blutbild auf?
Erhöhte Werte von unreifen Granulozyten im Blut finden sich oft, wenn das Immunsystem besonders stark beansprucht wird. Das kann zum Beispiel bei akuten Infektionen, schweren Entzündungen oder bestimmten Blutkrankheiten der Fall sein. In solchen Situationen „rekrutiert“ der Körper zusätzliche Abwehrzellen und schickt auch noch nicht vollständig ausgereifte Granulozyten aus dem Knochenmark ins Blut, um möglichst schnell reagieren zu können.
Auch nach größeren Operationen, bei starken körperlichen Belastungen oder bei bestimmten Medikamenten kann der Wert vorübergehend ansteigen. In sehr seltenen Fällen können auch Erkrankungen des Knochenmarks, wie zum Beispiel Leukämien, zu einer vermehrten Freisetzung unreifer Granulozyten führen.
Was bedeutet ein erhöhter Wert?
Viele Menschen erschrecken, wenn im Blutbild plötzlich von „unreifen Granulozyten“ die Rede ist. Doch nicht immer steckt dahinter eine schwere Krankheit. Ein kurzfristiger Anstieg kann ganz harmlos sein, zum Beispiel als Reaktion auf eine Infektion oder Entzündung, die der Körper gerade bekämpft. In diesen Fällen normalisiert sich der Wert oft wieder, sobald die Ursache abgeklungen ist.
Erhöhte unreife Granulozyten können aber auch ein Hinweis darauf sein, dass das Immunsystem gerade auf Hochtouren arbeitet oder dass eine Erkrankung vorliegt, die weiter abgeklärt werden sollte. Besonders, wenn zusätzlich andere Blutwerte verändert sind oder Beschwerden wie Fieber, Schwäche oder anhaltende Müdigkeit auftreten, kann eine weiterführende Untersuchung sinnvoll sein.
Mögliche Ursachen für unreife Granulozyten im Blut
Die häufigsten Gründe für das Auftreten unreifer Granulozyten im Blut sind akute bakterielle Infektionen, schwere Entzündungen oder Verletzungen. Auch bei einer sogenannten Sepsis, also einer Blutvergiftung, kann der Wert stark ansteigen. Manche Autoimmunerkrankungen, allergische Reaktionen oder die Einnahme bestimmter Medikamente, die das Knochenmark beeinflussen, kommen ebenfalls als Auslöser in Frage.
In seltenen Fällen kann eine Störung der Blutbildung selbst dahinterstecken. Dazu zählen bestimmte Leukämien oder andere Erkrankungen des Knochenmarks. Hier sind aber meist noch weitere auffällige Blutwerte zu finden, und es treten zusätzliche Symptome auf.
Muss man sich Sorgen machen?
Die Frage, ob ein erhöhter Wert an unreifen Granulozyten gefährlich ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. In den meisten Fällen steckt eine harmlose, vorübergehende Reaktion des Körpers dahinter – etwa auf eine Infektion, die gerade abgeklungen ist oder noch behandelt wird. Erst wenn der Wert dauerhaft erhöht bleibt, keine klare Ursache gefunden wird oder weitere Beschwerden hinzukommen, sollte genauer hingeschaut werden.
Unsicherheit entsteht oft, weil im Arztbrief oder Laborbefund keine Erklärung steht, was der Wert bedeutet. Wichtig ist zu wissen: Ein einzelner Laborwert ist immer nur ein Puzzlestück. Erst das Gesamtbild – also alle Blutwerte, die Beschwerden und die Vorgeschichte – ergibt eine sinnvolle Einschätzung.
Wie geht es nach der Diagnose weiter?
Wenn im Blutbild unreife Granulozyten gefunden werden, wird die Ärztin oder der Arzt zunächst nach möglichen Ursachen suchen. Gibt es Anzeichen für eine Infektion, eine Entzündung oder eine andere akute Erkrankung, wird meist zunächst diese behandelt. Oft reicht es dann, den Wert nach einiger Zeit noch einmal zu kontrollieren.
Bleibt der Wert erhöht oder gibt es Hinweise auf eine Erkrankung des Knochenmarks, können weitere Untersuchungen notwendig sein. Dazu gehören zum Beispiel ein ausführliches Blutbild, spezielle Laboruntersuchungen oder in seltenen Fällen auch eine Untersuchung des Knochenmarks.
Was tun bei erhöhten unreifen Granulozyten?
Eine gezielte Behandlung ist nur dann nötig, wenn tatsächlich eine zugrundeliegende Erkrankung gefunden wird. Liegt zum Beispiel eine bakterielle Infektion vor, helfen meist Antibiotika. Bei anderen Ursachen richtet sich die Therapie nach der jeweiligen Grunderkrankung. In vielen Fällen genügt es, abzuwarten und den Wert nach einigen Wochen noch einmal zu kontrollieren.
Oft normalisieren sich die Werte von selbst, sobald die auslösende Ursache abgeklungen ist. Ein erhöhter Wert allein ist also kein Grund zur Panik, sondern zunächst ein Hinweis, dass das Immunsystem gerade besonders aktiv ist.
Zusammengefasst
Unreife Granulozyten im Blutbild zeigen an, dass das Knochenmark vermehrt Abwehrzellen freisetzt – meist als Reaktion auf eine Infektion, Entzündung oder andere Belastung. In den meisten Fällen steckt eine harmlose Ursache dahinter. Erst wenn der Wert dauerhaft erhöht bleibt oder weitere Auffälligkeiten bestehen, wird genauer nachgeforscht. Ein einzelner Laborbefund ist immer im Zusammenhang mit den Beschwerden und der Vorgeschichte zu sehen.