Traktionstrauma und seine Folgen

Traktionstrauma und seine Folgen

05.06.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was ist ein Traktionstrauma?

Ein Traktionstrauma bezeichnet eine Verletzung, die durch das Ziehen oder Zugbelastungen auf Gewebe, Knochen oder Gelenke entsteht. Der Begriff setzt sich aus „Traktion“ (lateinisch für „Zug“) und „Trauma“ (medizinisch für „Verletzung“) zusammen. Im medizinischen Zusammenhang beschreibt er Schäden, die entstehen, wenn Körperteile durch äußere Kräfte oder medizinische Maßnahmen gedehnt oder auseinandergezogen werden.

Wie entsteht ein Traktionstrauma?

Ein Traktionstrauma kann auf verschiedene Weise entstehen. Häufig tritt es im Rahmen von Unfällen auf, bei denen ein Körperteil plötzlich und stark gezogen wird – etwa der Arm, wenn er in einer Maschine eingeklemmt oder beim Sturz an einer Leitplanke abgebremst wird. Auch bei Verkehrsunfällen, wenn sich zum Beispiel ein Bein im Fahrradrahmen verfängt oder beim Skifahren ein Ski im Schnee stecken bleibt, kann es zu solchen Zugverletzungen kommen.

Nicht nur Unfälle, sondern auch medizinische Maßnahmen können ein Traktionstrauma verursachen. In der Orthopädie wird „Traktion“ manchmal gezielt eingesetzt, um Knochenbrüche zu behandeln oder Gelenke zu entlasten. Wird dabei zu viel Zug ausgeübt oder die Maßnahme nicht richtig überwacht, kann es zu Schäden an Nerven, Muskeln, Sehnen oder sogar am Knochen selbst kommen.

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Welche Körperregionen sind betroffen?

Am häufigsten betreffen Traktionstraumen die Arme, Beine oder die Wirbelsäule. Besonders empfindlich reagieren Nerven und Gefäße, da sie durch zu starke Dehnung verletzt werden können. Aber auch Muskeln, Sehnen und Bänder sind anfällig. Bei Kindern können die Wachstumsfugen der Knochen betroffen sein – hier ist besondere Vorsicht geboten, da eine Verletzung das Knochenwachstum beeinträchtigen kann.

Symptome und mögliche Folgen

Typische Anzeichen für ein Traktionstrauma sind Schmerzen, Schwellungen und Bewegungseinschränkungen im betroffenen Bereich. Je nach Schweregrad kann es auch zu Taubheitsgefühlen, Lähmungserscheinungen oder Durchblutungsstörungen kommen, wenn Nerven oder Blutgefäße in Mitleidenschaft gezogen wurden.

In manchen Fällen treten die Beschwerden sofort nach dem Ereignis auf. Es gibt aber auch Situationen, in denen sich Symptome erst verzögert zeigen, zum Beispiel bei leichten Nervenschäden oder bei Kindern, deren Knochen noch wachsen.

Bleibt ein Traktionstrauma unbehandelt oder ist die Verletzung sehr schwer, können dauerhafte Schäden entstehen. Das Risiko hängt davon ab, wie stark das Gewebe gedehnt wurde und wie schnell die richtige Behandlung eingeleitet wird.

Ist ein Traktionstrauma gefährlich?

Die Frage, ob ein Traktionstrauma „schlimm“ ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Leichte Formen – etwa ein gezerrter Muskel oder eine gedehnte Sehne – heilen meist folgenlos aus. Problematisch wird es, wenn Nerven, Gefäße oder Wachstumszonen betroffen sind. In solchen Fällen kann es zu bleibenden Bewegungseinschränkungen, Gefühlsstörungen oder Entwicklungsstörungen bei Kindern kommen.

Bei starken Schmerzen, Taubheitsgefühlen, Lähmungserscheinungen oder auffälligen Durchblutungsstörungen sollte immer eine ärztliche Abklärung erfolgen. Je schneller die Ursache erkannt und behandelt wird, desto besser stehen die Chancen auf eine vollständige Genesung.

Behandlung und Therapie

Die Behandlung richtet sich nach Ausmaß und Art der Verletzung. Bei leichten Traktionstraumen reicht häufig Schonung, Kühlung und eine Entlastung des betroffenen Körperteils. Schmerzmittel können die Beschwerden lindern. Physiotherapie unterstützt die Heilung und hilft, die Beweglichkeit zu erhalten.

Sind Nerven, Gefäße oder Knochen schwerer geschädigt, kann eine Operation notwendig werden. Ziel ist es, Strukturen zu entlasten, zu reparieren oder Fehlstellungen zu korrigieren. Besonders bei Kindern mit Verletzungen der Wachstumsfugen ist eine engmaschige Kontrolle wichtig, um spätere Fehlentwicklungen zu vermeiden.

Nach der Akutbehandlung folgt meist eine Phase der Rehabilitation. Hier steht im Vordergrund, wieder Kraft, Beweglichkeit und Koordination zu erlangen. Je nach Schweregrad kann dieser Prozess Wochen bis Monate dauern.

Was tun bei Verdacht auf ein Traktionstrauma?

Nach einem Unfall oder einer starken Zugbelastung sollte der betroffene Bereich ruhiggestellt und möglichst nicht belastet werden. Kühlung kann Schwellungen reduzieren. Bei anhaltenden Schmerzen, Taubheit oder Bewegungseinschränkungen empfiehlt sich eine ärztliche Untersuchung, um das Ausmaß der Verletzung festzustellen und Folgeschäden zu vermeiden.

Traktionstraumen sind in den meisten Fällen gut behandelbar, wenn sie frühzeitig erkannt werden. Entscheidend ist, auf Warnsignale des Körpers zu achten und bei Unsicherheiten medizinischen Rat einzuholen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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