Tendinosis calcarea – Wenn Kalk in der Schulter schmerzt

Tendinosis calcarea – Wenn Kalk in der Schulter schmerzt

13.06.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Tendinosis calcarea beschreibt eine schmerzhafte Erkrankung, bei der sich Kalkablagerungen in einer Sehne bilden, meist an der Schulter.

Was steckt hinter der Diagnose?

Bei einer Tendinosis calcarea lagern sich kleine Mengen von Kalk, genauer gesagt Calciumkristalle, im Bereich einer Sehne ab. Besonders häufig sind davon die Sehnen der sogenannten Rotatorenmanschette betroffen – das ist eine Gruppe von Muskeln und Sehnen, die das Schultergelenk stabilisieren und bewegen. Die Erkrankung ist auch als Kalkschulter bekannt, weil sie vor allem an der Schulter auftritt. Seltener können andere Körperregionen betroffen sein, zum Beispiel die Hüfte oder das Knie.

Die Kalkablagerungen entstehen meist schleichend und sorgen oft erst dann für Beschwerden, wenn sie eine bestimmte Größe erreicht haben oder wenn der Körper versucht, sie abzubauen. Dann entzündet sich die Sehne, was zu plötzlichen, teils sehr starken Schmerzen führen kann.

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Wie machen sich die Beschwerden bemerkbar?

Viele Menschen mit Tendinosis calcarea bemerken zunächst gar nichts. Die Kalkdepots wachsen langsam und verursachen oft über Monate oder sogar Jahre keine Symptome. Erst wenn die Ablagerungen größer werden oder sich verändern, treten Beschwerden auf. Typisch sind plötzlich einschießende Schmerzen in der Schulter, die manchmal so stark sind, dass das Heben des Arms kaum noch möglich ist. Besonders nachts oder bei bestimmten Bewegungen kann der Schmerz sehr intensiv werden.

Manchmal schwillt die Schulter an oder fühlt sich warm an. In anderen Fällen bleibt die Beweglichkeit länger erhalten, es kommt aber zu einem dumpfen Druckgefühl oder wiederkehrenden Schmerzen bei Belastung – etwa beim Anziehen oder Haarewaschen.

Ist Tendinosis calcarea gefährlich?

Die Diagnose klingt zunächst beunruhigend, vor allem wenn die Schmerzen sehr stark sind. Grund zur Sorge besteht aber in den meisten Fällen nicht. Die Erkrankung ist zwar unangenehm und kann den Alltag stark beeinträchtigen, sie führt aber in der Regel nicht zu bleibenden Schäden an der Sehne oder am Gelenk. Die Kalkablagerungen können sich sogar von selbst wieder auflösen – manchmal ganz ohne Behandlung.

Viele fragen sich, ob die Schulter dauerhaft geschädigt wird oder ob eine Operation notwendig ist. In den allermeisten Fällen ist das nicht der Fall. Das Risiko für bleibende Bewegungseinschränkungen oder schwere Komplikationen ist sehr gering, solange die Entzündung behandelt und Überlastungen vermieden werden.

Wie entsteht eine Tendinosis calcarea?

Warum sich Kalk in einer Sehne ablagert, ist bis heute nicht vollständig geklärt. Vermutet wird, dass kleine Durchblutungsstörungen in der Sehne eine Rolle spielen. Dadurch können sich die Sehnenzellen verändern und beginnen, Calcium einzulagern. Auch Überlastungen, wiederholte kleine Verletzungen oder eine ungünstige Anatomie im Schulterbereich können das Risiko erhöhen. Die Erkrankung tritt meist zwischen dem 30. und 60. Lebensjahr auf und betrifft Frauen etwas häufiger als Männer.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Therapie richtet sich nach der Stärke der Beschwerden und dem Ausmaß der Kalkablagerungen. Bei leichten oder nur gelegentlichen Schmerzen reicht oft schon Schonung, das Vermeiden belastender Bewegungen und die Einnahme von entzündungshemmenden Medikamenten. Kühlen kann helfen, den Schmerz zu lindern.

Bei stärkeren Beschwerden kommen gezielte Physiotherapie, spezielle Dehnübungen und manchmal auch Injektionen mit Kortison zum Einsatz, um die Entzündung zu bremsen. In vielen Fällen versucht der Körper, den Kalk von selbst abzubauen – das kann allerdings einige Wochen dauern.

Löst sich der Kalk nicht auf oder sind die Schmerzen dauerhaft sehr stark, gibt es weitere Möglichkeiten. Mittels Stoßwellentherapie kann der Kalk gezielt zertrümmert werden, sodass er sich besser auflöst. Nur in seltenen Fällen, wenn alle anderen Methoden keine Besserung bringen, wird eine Operation nötig. Dabei wird der Kalkherd in einer kleinen Operation entfernt, meist minimal-invasiv über eine sogenannte Arthroskopie.

Was kannst du selbst tun?

Auch wenn die Schmerzen stark sind: Bewegung ist wichtig, um die Schulter nicht zu versteifen. Sanfte Übungen, die von einer Physiotherapeutin oder einem Physiotherapeuten gezeigt werden, unterstützen die Heilung. Überlastungen und ruckartige Bewegungen sollten aber vermieden werden. Wärme- oder Kälteanwendungen können die Beschwerden lindern. Bei anhaltenden oder sehr heftigen Schmerzen ist es sinnvoll, ärztlichen Rat einzuholen, um die beste Therapie zu finden.

Tendinosis calcarea ist zwar schmerzhaft, heilt aber in vielen Fällen von selbst oder mit einfachen Maßnahmen wieder aus. Geduld und eine gute Zusammenarbeit mit den behandelnden Fachleuten helfen, die Beweglichkeit der Schulter zu erhalten und den Alltag wieder schmerzfrei zu gestalten.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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