Stammganglien: Steuerzentrale für Bewegungen und mehr

Stammganglien: Steuerzentrale für Bewegungen und mehr

17.06.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was sind Stammganglien?

Stammganglien, auch Basalganglien genannt, sind bestimmte Strukturen im Gehirn, die eine wichtige Rolle für Bewegungsabläufe, Koordination und bestimmte Denkprozesse spielen. Sie liegen tief im Inneren des Großhirns und bestehen aus mehreren eng miteinander verbundenen Nervenzell-Kernen.

Aufbau und Lage im Gehirn

Die Stammganglien befinden sich im sogenannten Zwischenhirn und Großhirn. Sie sind keine einzelne Struktur, sondern ein Netzwerk aus mehreren Kernen. Zu den wichtigsten gehören der Nucleus caudatus, das Putamen und das Pallidum. Oft werden auch der Nucleus subthalamicus und die Substantia nigra hinzugerechnet. Diese Bereiche sind wie kleine Schaltzentralen, die Informationen aus dem gesamten Gehirn aufnehmen, verarbeiten und weiterleiten.

Die genaue Lage ist für medizinische Laien schwer vorstellbar. Am einfachsten lässt sich sagen: Die Stammganglien liegen im Zentrum des Gehirns, in der Nähe des Thalamus, und sind von den übrigen Hirnstrukturen gut abgeschirmt.

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Welche Aufgaben erfüllen die Stammganglien?

Die wichtigste Funktion der Stammganglien ist die Steuerung und Feinabstimmung von Bewegungen. Sie sorgen dafür, dass Bewegungsabläufe flüssig, zielgerichtet und koordiniert ablaufen. Ohne die Arbeit dieser Hirnkerne wären viele alltägliche Bewegungen – wie das Gehen, Schreiben oder Sprechen – nicht möglich.

Neben der Motorik sind die Stammganglien auch an kognitiven Prozessen beteiligt. Sie helfen dem Gehirn, zwischen wichtigen und unwichtigen Reizen zu unterscheiden, und sind an der Planung von Handlungen beteiligt. Auch bei der Entstehung von Gewohnheiten und beim Erlernen neuer Bewegungen spielen sie eine zentrale Rolle.

Bedeutung in der Medizin

In medizinischen Befunden oder Arztbriefen taucht der Begriff Stammganglien häufig im Zusammenhang mit bildgebenden Untersuchungen auf – etwa bei einer Magnetresonanztomografie (MRT) des Kopfes. Ärztinnen und Ärzte beschreiben dann, ob die Stammganglien normal aussehen oder ob sie Auffälligkeiten entdecken, zum Beispiel Veränderungen durch Durchblutungsstörungen, Entzündungen oder selten auch Tumoren.

Besonders bekannt sind die Stammganglien in Verbindung mit bestimmten Bewegungsstörungen. Krankheiten wie der Morbus Parkinson oder die Chorea Huntington entstehen durch Schädigungen oder Funktionsstörungen in diesen Hirnregionen. In solchen Fällen geraten die fein abgestimmten Bewegungsabläufe aus dem Gleichgewicht, was zu typischen Symptomen wie Zittern, Muskelsteifheit oder unwillkürlichen Bewegungen führen kann.

Wenn im Befund von Stammganglien die Rede ist

Findet sich im Befund der Hinweis auf „unauffällige Stammganglien“, bedeutet das, dass in der Bildgebung keine krankhaften Veränderungen festgestellt wurden. Das ist ein positives Zeichen und spricht für gesunde Hirnstrukturen in diesem Bereich.

Steht im Befund hingegen ein Hinweis auf „Auffälligkeiten der Stammganglien“, kann das verschiedene Ursachen haben. Oft sind es altersbedingte Veränderungen, manchmal auch kleine Durchblutungsstörungen oder Verkalkungen. In seltenen Fällen steckt eine neurologische Erkrankung dahinter. Die genaue Bedeutung hängt immer vom Gesamtbild und weiteren Untersuchungsergebnissen ab.

Warum sind die Stammganglien so wichtig?

Ohne die Stammganglien wäre die gezielte Steuerung von Bewegungen kaum möglich. Sie sind wie ein Filter, der entscheidet, welche Bewegungen ausgeführt und welche unterdrückt werden. Auch die Fähigkeit, Bewegungen zu lernen und zu automatisieren, ist eng mit diesen Hirnarealen verbunden. Darüber hinaus beeinflussen sie, wie schnell und flexibel das Gehirn auf neue Situationen reagieren kann.

Wie geht es weiter, wenn Veränderungen festgestellt werden?

Wird in einem Befund eine Veränderung der Stammganglien festgestellt, folgt meist eine genaue neurologische Abklärung. Dazu gehören weitere Untersuchungen und Gespräche, um die Ursache und Bedeutung der Auffälligkeit zu klären. Je nach Diagnose können unterschiedliche Maßnahmen notwendig sein – das reicht von Beobachtung über medikamentöse Behandlung bis hin zu speziellen Therapien.

In vielen Fällen handelt es sich bei leichten Veränderungen jedoch um harmlose Befunde, die keine Beschwerden verursachen und keine Behandlung erfordern. Die Einschätzung, ob Handlungsbedarf besteht, trifft immer die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt anhand der Gesamtsituation.

Die Stammganglien sind also ein zentrales Schaltwerk im Gehirn, das für reibungslose Bewegungsabläufe und viele Denkprozesse sorgt. Veränderungen in diesem Bereich können Hinweise auf verschiedene Erkrankungen geben, müssen aber nicht zwangsläufig bedeuten, dass eine schwere Störung vorliegt. Die genaue Bedeutung ergibt sich immer im Zusammenhang mit anderen Befunden und Symptomen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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