Was ist ein Spreizfuß?
Ein Spreizfuß ist eine Fehlstellung im vorderen Bereich des Fußes. Dabei senkt sich das Quergewölbe ab, das normalerweise dafür sorgt, dass das Körpergewicht gleichmäßig verteilt wird. Durch die Absenkung spreizen sich die Mittelfußknochen auseinander, der Vorderfuß wird breiter und die Belastung verschiebt sich auf einzelne Bereiche, vor allem unter den zweiten und dritten Mittelfußknochen. Für Betroffene bedeutet das oft Schmerzen, Druckstellen oder Schwierigkeiten beim Gehen.
Wie entsteht ein Spreizfuß?
Im gesunden Fuß sorgt das sogenannte Quergewölbe dafür, dass das Körpergewicht beim Gehen und Stehen gleichmäßig über den Ballen verteilt wird. Bei einem Spreizfuß senkt sich dieses Gewölbe ab, sodass die Belastung nicht mehr optimal verteilt ist. Die Folge: Vor allem der Bereich unter dem zweiten und dritten Mittelfußknochen wird stärker belastet. Dies kann durch verschiedene Faktoren begünstigt werden.
Besonders häufig entsteht ein Spreizfuß durch das Tragen von ungeeignetem Schuhwerk, etwa durch hohe Absätze oder sehr enge Schuhe, die den Vorderfuß zusammenpressen. Auch Übergewicht, langes Stehen oder Gehen auf harten Böden sowie eine angeborene Bindegewebsschwäche spielen eine Rolle. Mit zunehmendem Alter nimmt die Elastizität des Fußgewebes ab, weshalb der Spreizfuß vor allem bei Erwachsenen auftritt.
Wie häufig kommt ein Spreizfuß vor?
Der Spreizfuß gehört zu den häufigsten Fußveränderungen im Erwachsenenalter. Besonders Frauen sind betroffen, vor allem ab dem mittleren Lebensalter. Studien zeigen, dass rund jede zweite Frau über 50 einen Spreizfuß entwickelt, während Männer seltener darunter leiden. Auch jüngere Menschen können betroffen sein, wenn Risikofaktoren bestehen.
Woran lässt sich ein Spreizfuß erkennen?
Typisch für einen Spreizfuß ist, dass der vordere Fuß breiter wird. Viele bemerken, dass die Schuhe vorne drücken oder dass sich unter dem Fußballen schmerzhafte Schwielen oder Hühneraugen bilden. Häufig treten Beschwerden beim Laufen oder längeren Stehen auf. Es kann zu einem brennenden Gefühl im Vorfuß kommen, manchmal auch zu Taubheitsgefühlen oder Kribbeln.
Mit der Zeit verändert sich oft auch die Zehenstellung. Besonders die große Zehe kann sich in Richtung der anderen Zehen verschieben – das nennt man Hallux valgus. Auch die kleinen Zehen können sich verformen, was als Hammer- oder Krallenzehen bezeichnet wird. Nicht selten entwickeln sich Druckstellen oder Entzündungen im Bereich des Ballens.
Ist ein Spreizfuß gefährlich?
Ein Spreizfuß ist zunächst keine bedrohliche Erkrankung, kann aber im Alltag lästig sein und die Lebensqualität einschränken. Unbehandelt können die Beschwerden zunehmen und es kann zu Folgeschäden kommen. Dazu zählen chronische Schmerzen im Vorfuß, Fehlstellungen der Zehen oder auch Entzündungen durch dauernde Druckbelastung. In schweren Fällen kann das Gehen zur Qual werden, sodass die Beweglichkeit eingeschränkt ist.
Viele fragen sich, ob ein Spreizfuß „heilbar“ ist oder ob er zwangsläufig schlimmer wird. Die gute Nachricht: In den meisten Fällen lässt sich mit gezielten Maßnahmen eine deutliche Besserung erreichen und ein Fortschreiten verhindern. Je früher etwas unternommen wird, desto besser lassen sich Beschwerden vermeiden.
Behandlungsmöglichkeiten bei Spreizfuß
Die Therapie hängt vom Ausmaß der Beschwerden ab. Fast immer stehen konservative Maßnahmen im Vordergrund.
Schuhwerk und Einlagen
Breite, flache Schuhe entlasten den Vorfuß. Spezielle Einlagen mit einer Pelotte (Polster unter dem Quergewölbe) heben das abgesenkte Gewölbe an und verteilen die Belastung gleichmäßiger. So können Schmerzen deutlich gelindert werden.
Physiotherapie und Übungen
Gezielte Fußgymnastik kräftigt die Muskulatur und stabilisiert das Quergewölbe. Dazu gehören Übungen wie das Greifen kleiner Gegenstände mit den Zehen, das Krallen eines Handtuchs oder das Rollen eines Balls unter dem Fuß. Auch Barfußgehen auf weichem Untergrund kann die Fußmuskeln trainieren.
Gewichtsreduktion und Entlastung
Bei Übergewicht reduziert schon eine moderate Gewichtsabnahme den Druck auf die Füße. Wer im Beruf lange steht oder geht, sollte regelmäßig Pausen einlegen und die Füße entlasten.
Operative Therapie
Eine Operation wird nur selten notwendig. Sie kommt infrage, wenn konservative Maßnahmen nicht mehr helfen und starke Schmerzen oder ausgeprägte Fehlstellungen bestehen. Ziel ist es, die Knochenstellung zu korrigieren und die Belastung neu zu verteilen.
Was kann selbst getan werden?
Viele Maßnahmen lassen sich gut im Alltag umsetzen. Regelmäßige Fußgymnastik, zum Beispiel das Greifen von kleinen Gegenständen mit den Zehen oder das Rollen eines Tennisballs unter dem Fuß, kann die Muskulatur stärken. Beim Schuhkauf lohnt es sich, auf ausreichend Platz im Vorfußbereich zu achten und auf zu hohe Absätze zu verzichten.
Wer viel steht oder läuft, sollte auf Pausen achten und die Füße entlasten. Bei ersten Anzeichen von Schmerzen oder Druckstellen empfiehlt es sich, frühzeitig ärztlichen Rat einzuholen. Je früher mit einfachen Maßnahmen begonnen wird, desto besser lassen sich Beschwerden vermeiden und das Fortschreiten des Spreizfußes bremsen.
Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?
Wenn Schmerzen im Vorfuß länger anhalten, sich deutliche Druckstellen oder Schwielen bilden oder die Zehenstellung sich sichtbar verändert, ist ein Besuch bei einer Fachperson für Orthopädie sinnvoll. Auch wenn Einlagen oder andere Hilfsmittel notwendig werden, kann eine individuelle Beratung helfen, die passende Lösung zu finden. Besonders bei starken Fehlstellungen oder wenn die Beschwerden trotz Einlagen nicht besser werden, sollte eine genaue Untersuchung erfolgen, um andere Ursachen auszuschließen.
Ein Spreizfuß ist zwar meist harmlos, kann aber im Alltag belastend sein. Mit den richtigen Schritten und etwas Aufmerksamkeit für die eigenen Füße lässt sich viel erreichen, damit das Gehen wieder Freude macht.
Wissenschaftliche Quellen
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