Spinalanästhesie: Ablauf und wichtige Fakten

Spinalanästhesie: Ablauf und wichtige Fakten

13.06.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Die Spinalanästhesie ist ein medizinisches Verfahren, bei dem ein Betäubungsmittel gezielt in den Bereich um das Rückenmark gespritzt wird, um Schmerzempfinden und Bewegungsfähigkeit in einem Teil des Körpers für eine bestimmte Zeit auszuschalten.

Wie funktioniert eine Spinalanästhesie?

Bei einer Spinalanästhesie wird ein örtliches Betäubungsmittel mit einer feinen Nadel in den sogenannten Liquorraum gespritzt. Dieser Raum liegt im unteren Bereich der Wirbelsäule, genauer gesagt im Bereich der Lendenwirbelsäule. Das Medikament verteilt sich dort rund um die Nerven, die das Schmerzempfinden und die Bewegungen im Unterkörper steuern. Innerhalb weniger Minuten setzt die Wirkung ein: Die betroffenen Körperregionen werden gefühllos und lassen sich für die Dauer der Anästhesie meist nicht mehr bewegen.

Das Verfahren unterscheidet sich von der Vollnarkose, bei der das Bewusstsein komplett ausgeschaltet wird. Bei einer Spinalanästhesie bleibt man wach, kann sich aber im betäubten Bereich nicht mehr bewegen und spürt keinen Schmerz.

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Wann wird diese Form der Betäubung angewendet?

Die Spinalanästhesie kommt besonders häufig bei Operationen im Unterbauch, an den Beinen oder im Beckenbereich zum Einsatz. Typische Beispiele sind Eingriffe am Knie, an der Hüfte, bei Kaiserschnitten oder bei bestimmten urologischen und gynäkologischen Operationen. Sie eignet sich vor allem dann, wenn eine Betäubung des Unterkörpers ausreicht und keine Vollnarkose notwendig oder gewünscht ist.

In manchen Fällen wird die Spinalanästhesie auch gewählt, weil sie für bestimmte Patientengruppen schonender ist – etwa bei Menschen mit Vorerkrankungen des Herzens oder der Lunge, bei denen eine Vollnarkose mit mehr Risiken verbunden wäre.

Was passiert während des Eingriffs?

Vor dem Eingriff erfolgt eine ausführliche Aufklärung über den Ablauf und mögliche Risiken. Für die Spinalanästhesie nimmt man meist eine sitzende oder seitliche Position ein, damit der Zugang zur Lendenwirbelsäule möglichst einfach ist. Nach einer gründlichen Desinfektion der Haut wird das örtliche Betäubungsmittel mit einer sehr dünnen Nadel injiziert. Das Einstechen ist oft kaum schmerzhaft, da die Haut vorher meist mit einem kleinen Pieks betäubt wird.

Schon nach wenigen Minuten beginnt die Wirkung. Die Beine werden warm, kribbeln oder fühlen sich schwer an, bis schließlich kein Schmerzempfinden und keine Beweglichkeit mehr besteht. Während der gesamten Operation bleibt das Bewusstsein erhalten, es kann jedoch auf Wunsch ein leichtes Beruhigungsmittel gegeben werden, damit die Zeit angenehmer vergeht.

Typische Fragen und mögliche Sorgen

Viele Menschen beschäftigt vor einer Spinalanästhesie die Angst vor Schmerzen beim Einstich oder vor möglichen Komplikationen. Das Einführen der Nadel ist meist nur mit einem kurzen Druckgefühl verbunden. Das eigentliche Medikament spürt man nicht. Manchmal bleibt nach dem Eingriff ein leichtes Taubheitsgefühl oder ein Kribbeln zurück, das sich in der Regel rasch wieder gibt.

Eine häufige Sorge betrifft mögliche Schäden am Rückenmark oder eine dauerhafte Lähmung. Diese Komplikationen sind bei korrekter Durchführung äußerst selten. Die Nadel wird unterhalb des Rückenmarks eingeführt, sodass eine direkte Verletzung praktisch ausgeschlossen ist. Nach der Operation kann es gelegentlich zu Kopfschmerzen kommen, die aber meist gut behandelbar sind und von selbst wieder verschwinden.

Vorteile und mögliche Nebenwirkungen

Die Spinalanästhesie bietet viele Vorteile: Sie wirkt schnell, ermöglicht eine gezielte Betäubung und schont Herz und Kreislauf stärker als eine Vollnarkose. Zudem bleibt das Bewusstsein erhalten, was für viele Menschen ein beruhigender Gedanke ist. Nach dem Eingriff ist oft eine raschere Erholung möglich, da keine starken Narkosemittel abgebaut werden müssen.

Zu den möglichen Nebenwirkungen zählen vorübergehende Blutdruckschwankungen, ein Kältegefühl oder ein leichtes Zittern. Manche Menschen verspüren nach dem Eingriff Kopfschmerzen, die als "postpunktioneller Kopfschmerz" bezeichnet werden. Diese Beschwerden klingen in den allermeisten Fällen innerhalb weniger Tage ab. Sehr selten kann es zu Infektionen, Blutergüssen oder anhaltenden Nervenschmerzen kommen.

Wer sollte keine Spinalanästhesie bekommen?

Es gibt bestimmte Situationen, in denen diese Form der Betäubung nicht angewendet werden sollte. Dazu zählen zum Beispiel Infektionen im Bereich der Einstichstelle, bestimmte Blutgerinnungsstörungen oder schwere Fehlbildungen der Wirbelsäule. Auch bei Menschen mit einer Allergie gegen das verwendete Betäubungsmittel wird auf andere Verfahren ausgewichen.

Was ist nach dem Eingriff zu beachten?

Nach einer Spinalanästhesie dauert es meist einige Stunden, bis das volle Gefühl und die Beweglichkeit in den Beinen zurückkehren. In dieser Zeit ist es wichtig, im Bett zu bleiben, um Stürze zu vermeiden. Sobald die Wirkung nachlässt, kann in der Regel wieder normal gegessen, getrunken und aufgestanden werden. Das Pflegepersonal achtet darauf, dass die Rückkehr der Beweglichkeit beobachtet wird und unterstützt beim ersten Aufstehen.

Die Spinalanästhesie ist ein bewährtes und sicheres Verfahren, das bei vielen Operationen im Unterkörper eine gezielte und schonende Betäubung ermöglicht. Wer sich vor dem Eingriff informiert und Fragen offen anspricht, kann dem Ablauf meist beruhigt entgegensehen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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