Sensomotorisches Defizit: Ursachen und Warnzeichen

Sensomotorisches Defizit: Ursachen und Warnzeichen

12.05.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Ein sensomotorisches Defizit bezeichnet eine Störung, bei der sowohl das Empfinden (Sensorik) als auch die Bewegung (Motorik) eines Körperteils beeinträchtigt sind.

Was steckt hinter dem Begriff?

Das Wort „sensomotorisch“ setzt sich aus zwei Bestandteilen zusammen: „Senso“ steht für die Wahrnehmung von Reizen, etwa Berührungen, Temperatur oder Schmerz. „Motorisch“ bezieht sich auf die Steuerung der Muskeln und damit auf die Fähigkeit, gezielt Bewegungen auszuführen. Ein Defizit in diesem Bereich bedeutet, dass ein Körperteil nicht mehr wie gewohnt gespürt oder bewegt werden kann. Häufig taucht dieser Begriff in Arztbriefen, Befunden oder nach neurologischen Untersuchungen auf.

Wie äußert sich ein sensomotorisches Defizit?

Typisch für ein sensomotorisches Defizit ist, dass Betroffene an einer bestimmten Stelle des Körpers weniger oder gar nichts mehr fühlen und gleichzeitig Schwierigkeiten haben, diesen Bereich zu bewegen. Das kann sich zum Beispiel als Taubheitsgefühl, Kribbeln oder Schwäche in Arm oder Bein bemerkbar machen. Manchmal lässt sich ein Finger nicht mehr richtig strecken oder das Bein fühlt sich „wie eingeschlafen“ an. In manchen Fällen ist die Feinmotorik gestört, sodass selbst alltägliche Handgriffe unsicher wirken.

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Mögliche Ursachen

Solche Störungen entstehen meist, wenn Nerven geschädigt, gereizt oder eingeklemmt werden. Ein klassisches Beispiel ist ein Bandscheibenvorfall: Hier drückt eine verrutschte Bandscheibe auf eine Nervenwurzel, was zu Gefühlsstörungen und Muskelschwäche führen kann. Auch nach einem Schlaganfall, bei bestimmten Entzündungen oder nach Verletzungen des Rückenmarks können sensomotorische Defizite auftreten. Seltener stecken Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Diabetes oder Infektionen dahinter, die Nerven und deren Funktion beeinträchtigen.

Muss das gefährlich sein?

Ein sensomotorisches Defizit kann viele verschiedene Ursachen haben – von harmlosen, vorübergehenden Störungen bis hin zu ernsteren Erkrankungen. Plötzliche, ausgeprägte Sensibilitäts- und Bewegungsstörungen sollten immer ärztlich abgeklärt werden, besonders wenn sie mit Lähmungen, Sprachstörungen oder Sehstörungen einhergehen. In manchen Fällen steckt eine akute Durchblutungsstörung oder eine andere Notfallsituation dahinter, die rasch behandelt werden muss. Bei langsam einsetzenden Beschwerden kann die Ursache oft gezielt gesucht und behandelt werden.

Wie wird ein sensomotorisches Defizit festgestellt?

Die Diagnose beginnt meist mit einer genauen Befragung und Untersuchung. Ärztinnen und Ärzte prüfen, welche Körperbereiche betroffen sind, wie ausgeprägt das Defizit ist und ob weitere Symptome vorliegen. Dazu werden Reflexe getestet, die Kraft einzelner Muskeln überprüft und das Empfinden für Berührung, Temperatur oder Vibration beurteilt. Je nach Verdacht können bildgebende Verfahren wie eine Magnetresonanztomografie (MRT), eine Computertomografie (CT) oder spezielle Nervenmessungen folgen.

Was passiert bei der Behandlung?

Die Therapie richtet sich immer nach der Ursache des sensomotorischen Defizits. Wenn ein eingeklemmter Nerv durch einen Bandscheibenvorfall verantwortlich ist, helfen oft gezielte Physiotherapie, Schmerzmittel oder – in schweren Fällen – eine Operation. Liegt eine Entzündung oder eine Erkrankung des Nervensystems vor, kommen manchmal Medikamente zum Einsatz, die das Immunsystem beeinflussen oder die Entzündung hemmen. Bei Diabetes ist eine gute Blutzuckereinstellung entscheidend, um weitere Nervenschäden zu verhindern. Zusätzlich kann Ergotherapie oder Krankengymnastik helfen, Beweglichkeit und Gefühl wieder zu verbessern oder zu erhalten.

Was bedeutet das für den Alltag?

Ein sensomotorisches Defizit kann den Alltag unterschiedlich stark beeinträchtigen. Kleine Störungen werden manchmal kaum bemerkt, während ausgeprägte Ausfälle das Gehen, Greifen oder andere Bewegungen erschweren können. Wichtig ist, aufmerksam auf Veränderungen zu achten und bei neuen oder zunehmenden Beschwerden ärztlichen Rat einzuholen. Je früher die Ursache gefunden und behandelt wird, desto besser stehen die Chancen, dass sich die Funktionen wieder vollständig oder zumindest teilweise erholen. In vielen Fällen bessern sich die Beschwerden im Laufe der Zeit, besonders wenn gezielt geübt und therapiert wird.

Ein sensomotorisches Defizit ist also keine eigenständige Krankheit, sondern ein Hinweis darauf, dass die Verbindung zwischen Nerven, Empfindung und Bewegung gestört ist. Die genaue Bedeutung und das weitere Vorgehen hängen immer von der Ursache und dem Ausmaß der Störung ab.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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