Schmerzsyndrom – Dauerhafte Schmerzen verstehen

Schmerzsyndrom – Dauerhafte Schmerzen verstehen

01.07.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was bedeutet Schmerzsyndrom?

Ein Schmerzsyndrom bezeichnet das Auftreten von anhaltenden oder wiederkehrenden Schmerzen, die über einen längeren Zeitraum bestehen und oft mit weiteren Beschwerden wie Schlafstörungen, Erschöpfung oder Stimmungsschwankungen einhergehen. Der Begriff wird genutzt, wenn Schmerzen nicht nur kurzfristig auftreten, sondern sich zu einem eigenständigen Krankheitsbild entwickelt haben.

Wenn Schmerzen zum Dauerbegleiter werden

Schmerzen sind eigentlich ein Warnsignal des Körpers und sollen auf eine Verletzung oder Erkrankung aufmerksam machen. Normalerweise verschwinden sie wieder, sobald die Ursache behandelt wurde. Bei einem Schmerzsyndrom bleibt dieser Mechanismus jedoch gestört: Die Schmerzen halten an, auch wenn die ursprüngliche Ursache längst abgeklungen ist oder gar nicht mehr eindeutig zu finden ist. Oft kommen weitere Symptome hinzu, etwa eine erhöhte Empfindlichkeit, Konzentrationsprobleme oder ein Gefühl von Hilflosigkeit.

Besonders belastend ist, dass sich der Schmerz im Alltag verselbstständigen kann. Viele berichten, dass sie sich immer mehr zurückziehen, Aktivitäten meiden oder sich unverstanden fühlen. Die Schmerzen werden zu einem ständigen Begleiter, der das Leben stark beeinflusst.

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Wie entsteht ein Schmerzsyndrom?

Die Entstehung eines Schmerzsyndroms ist meist ein Zusammenspiel verschiedener Faktoren. Häufig beginnt alles mit einer akuten Verletzung, einer Operation oder einer Erkrankung. In manchen Fällen lässt sich aber auch kein klarer Auslöser mehr finden. Bleibt der Schmerz über Wochen oder Monate bestehen, kann sich das Schmerzempfinden im Nervensystem verändern. Die Nerven „lernen“ sozusagen, Schmerz auch ohne akuten Auslöser weiterzuleiten.

Hinzu kommen seelische Aspekte wie Stress, Angst oder Sorgen um die eigene Gesundheit. Auch Schlafmangel, Überforderung im Alltag oder soziale Isolation können das Schmerzempfinden verstärken. Es entsteht ein Teufelskreis: Der Schmerz führt zu Anspannung, die Anspannung verstärkt wiederum den Schmerz.

Typische Formen und Beispiele

Der Begriff Schmerzsyndrom ist ein Sammelbegriff und wird häufig mit einer genaueren Beschreibung kombiniert. Einige Beispiele sind das chronische Schmerzsyndrom, das komplexe regionale Schmerzsyndrom (CRPS) oder das myofasziale Schmerzsyndrom, bei dem vor allem Muskeln betroffen sind. Auch das sogenannte Fibromyalgiesyndrom zählt zu den bekannten Schmerzsyndromen. Allen gemeinsam ist, dass sie mit langanhaltenden Schmerzen und weiteren Beschwerden einhergehen.

Manchmal wird das Schmerzsyndrom auch nach der betroffenen Körperregion benannt, etwa als Rückenschmerzsyndrom oder Schulter-Arm-Syndrom.

Ist ein Schmerzsyndrom gefährlich?

Viele Menschen machen sich Sorgen, wenn sie die Diagnose „Schmerzsyndrom“ hören. Die Angst, dass der Schmerz nie wieder weggeht oder dass eine schwere Krankheit dahintersteckt, ist verständlich. Ein Schmerzsyndrom bedeutet jedoch nicht zwangsläufig, dass eine gefährliche Erkrankung vorliegt. Es beschreibt vor allem die Tatsache, dass der Schmerz chronisch geworden ist und das Nervensystem besonders empfindlich reagiert.

Trotzdem sollte ein Schmerzsyndrom ernst genommen werden, da es die Lebensqualität stark beeinträchtigen kann. Es kann zu Problemen im Beruf, in der Familie oder im Freundeskreis führen und das seelische Wohlbefinden belasten. Wichtig ist, die Beschwerden nicht zu verdrängen, sondern gemeinsam mit Fachleuten nach Lösungen zu suchen.

Was kann helfen?

Die Behandlung eines Schmerzsyndroms ist oft komplex und erfordert Geduld. Es gibt nicht den einen Weg, der für alle passt. Meistens wird ein sogenanntes multimodales Konzept empfohlen. Das bedeutet, dass verschiedene Ansätze miteinander kombiniert werden: Medikamente können helfen, die Schmerzen zu lindern, sind aber selten allein ausreichend. Physiotherapie, gezielte Bewegung und Entspannungsübungen unterstützen den Körper und helfen, wieder mehr Vertrauen in die eigene Belastbarkeit zu gewinnen.

Psychologische Unterstützung ist ein wichtiger Baustein. Gespräche mit speziell geschulten Therapeutinnen und Therapeuten helfen, mit den Sorgen und Ängsten rund um die Schmerzen besser umzugehen. Auch das Erlernen von Strategien zur Stressbewältigung und der Austausch in Selbsthilfegruppen kann entlasten.

Ein Ziel der Behandlung ist nicht immer die vollständige Schmerzfreiheit, sondern vor allem eine bessere Kontrolle über die Beschwerden und eine höhere Lebensqualität. Viele berichten, dass sie mit der Zeit lernen, mit dem Schmerz umzugehen und wieder mehr am Alltag teilzunehmen.

Was bedeutet die Diagnose für den Alltag?

Ein Schmerzsyndrom kann das Leben auf den Kopf stellen. Es braucht Zeit, Geduld und Unterstützung, um neue Wege zu finden. Offenheit gegenüber der eigenen Situation, aber auch das Wissen, dass es Hilfe gibt, sind wichtige Schritte. Moderne Schmerztherapie setzt auf Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachbereichen – von der Hausärztin bis zur Physiotherapie und Psychologie.

Auch kleine Veränderungen im Alltag, regelmäßige Bewegung und ein strukturierter Tagesablauf können helfen, den Schmerz weniger in den Mittelpunkt rücken zu lassen. Es geht darum, wieder mehr Lebensfreude zu entdecken – trotz und mit dem Schmerz.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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