Sauerstoffsättigung: Normale und kritische Werte

Sauerstoffsättigung: Normale und kritische Werte

03.10.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Die Sauerstoffsättigung im Blut ist ein wichtiger Hinweis darauf, wie gut dein Körper mit Sauerstoff versorgt wird. Bei gesunden Erwachsenen liegen die Werte in aller Regel zwischen 95 und 100 Prozent. Sinkt der Wert dauerhaft unter 90 Prozent, sprechen Ärzt:innen von einer Hypoxämie – einer Unterversorgung mit Sauerstoff, die ernst genommen und ärztlich abgeklärt werden muss. In diesem Artikel erfährst du leicht verständlich, was die Sauerstoffsättigung bedeutet, wie du sie messen kannst, welche Werte als normal gelten und ab wann du handeln solltest. Außerdem bekommst du praktische Tipps, wie sich Messfehler vermeiden lassen und worauf du im Alltag achten kannst.

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Was bedeutet Sauerstoffsättigung?

Wenn du schon einmal ein Pulsoximeter am Finger hattest, zum Beispiel im Krankenhaus oder beim Hausarzt, dann hast du die Sauerstoffsättigung vielleicht schon gesehen. Aber was sagt dieser Wert eigentlich aus? Ganz einfach: Die Sauerstoffsättigung gibt an, wie viele Anteile des roten Blutfarbstoffs (Hämoglobin) gerade Sauerstoff gebunden haben. Hämoglobin ist sozusagen das Transportsystem für Sauerstoff im Blut.

Man unterscheidet zwei Messarten:

  • SpO₂ bezeichnet die Sauerstoffsättigung, die mit einem Pulsoximeter über die Haut gemessen wird.

  • SaO₂ meint die Sauerstoffsättigung, die man direkt im Blut durch eine Blutgasanalyse bestimmt – das ist die genauere Methode, wird aber nur in bestimmten Situationen gemacht.

Ein Beispiel: Liegt deine Sauerstoffsättigung bei 98 Prozent, bedeutet das, dass 98 von 100 Hämoglobin-Molekülen mit Sauerstoff beladen sind und diesen in deinen Körper transportieren.

Wie wird die Sauerstoffsättigung gemessen?

Die Messung ist heute einfacher denn je. Am häufigsten kommt ein Pulsoximeter zum Einsatz – ein kleiner Clip, der meist am Finger angebracht wird. Das Gerät nutzt Lichtwellen, um herauszufinden, wie viel Sauerstoff im Blut gebunden ist. Der Vorteil: Die Messung ist schmerzfrei, schnell und unkompliziert. Schon nach wenigen Sekunden siehst du den Wert auf dem Display.

Manchmal reicht diese Methode aber nicht aus, zum Beispiel bei schweren Lungenerkrankungen, bei Schock oder wenn die Durchblutung schlecht ist. Dann führen Ärzt:innen eine sogenannte Blutgasanalyse (BGA) durch. Dabei wird Blut direkt aus einer Arterie entnommen und im Labor untersucht. Neben der Sauerstoffsättigung wird dabei auch der partielleSauerstoffdruck (pO₂) gemessen – das ist ein noch genauerer Wert dafür, wie viel Sauerstoff im Blut tatsächlich gelöst ist.

Für die Messung zuhause gilt: Hände sollten warm sein, du solltest ruhig sitzen und den Finger stillhalten. Warte am besten eine halbe Minute, bis sich der Wert stabilisiert hat. Wenn du mehrere Messungen machst, nimm den Durchschnitt – so erhältst du das verlässlichste Ergebnis.

Welche Werte sind normal?

Bei gesunden Erwachsenen bewegt sich die Sauerstoffsättigung meist zwischen 95 und 100 Prozent. Werte in diesem Bereich sind völlig unbedenklich und zeigen, dass dein Körper ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird.

Wenn die Sättigung dagegen zwischen 90 und 94 Prozent liegt, spricht man von einem grenzwertigen Bereich. Hier lohnt es sich, genauer hinzuschauen – vor allem dann, wenn gleichzeitig Beschwerden wie Atemnot, Husten oder Fieber bestehen. Sinkt die Sauerstoffsättigung dauerhaft unter 90 Prozent, liegt eine Hypoxämie vor. Das bedeutet, dass dein Körper nicht mehr genug Sauerstoff bekommt. In dieser Situation ist ärztliche Abklärung unbedingt notwendig – bei akuter Atemnot oder bläulichen Lippen sogar sofort.

Kurzfristige Schwankungen sind normal. Wenn du tief ausatmest, körperlich sehr aktiv bist oder kalte Finger hast, kann der Wert kurzfristig sinken. Solange er sich rasch wieder normalisiert und du keine Symptome hast, besteht in diesen Fällen meist kein Grund zur Sorge. Pulsoximeter sind praktische Hilfsmittel, aber nicht unfehlbar. Hautfarbe, schlechte Durchblutung, Kälte oder Nagellack können dazu führen, dass der Wert niedriger erscheint, als er wirklich ist. In Zweifelsfällen liefert nur eine Blutgasanalyse sichere Ergebnisse.

Ab wann ist eine Sauerstoffsättigung gefährlich?

Viele Menschen erschrecken, wenn sie auf dem Pulsoximeter einen Wert sehen, der unter 95 Prozent liegt. Doch nicht jeder kurzfristig niedrige Wert ist gleich bedenklich. Entscheidend ist, wie lange der Wert erniedrigt bleibt und ob Beschwerden auftreten.

Von einer erniedrigten Sauerstoffsättigung spricht man, wenn die Werte dauerhaft unter 90 Prozent liegen. Dann spricht man in der Medizin von einer Hypoxämie – also einer Unterversorgung des Körpers mit Sauerstoff. Das ist deshalb gefährlich, weil alle Organe, insbesondere das Gehirn und das Herz, auf eine kontinuierliche Sauerstoffzufuhr angewiesen sind.

Typische Warnzeichen, die auf eine kritische Unterversorgung hinweisen, sind:

  • Kurzatmigkeit oder das Gefühl, nicht genug Luft zu bekommen

  • eine beschleunigte Atmung

  • Unruhe, Konzentrationsschwierigkeiten oder Schwindel

  • bläuliche Verfärbungen von Lippen oder Fingern

Wenn solche Symptome zusammen mit niedrigen Messwerten auftreten, sollte unbedingt sofort ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Bei Werten unter 85 Prozent kann es schnell zu lebensbedrohlichen Zuständen kommen – hier ist eine sofortige Notfallversorgung erforderlich.

Wichtig ist außerdem, die Gesamtsituation zu betrachten: Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen wie COPD oder mit einer Herzinsuffizienz können dauerhaft niedrigere Werte haben, ohne dass das sofort gefährlich ist. Hier kommt es darauf an, was für die jeweilige Person „normal“ ist und wie stabil die Werte bleiben. Außerdem kann auch eine Lungenentzündung zu einem Abfall der Sauerstoffsättigung führen. Bei Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen wie COPD gelten etwas andere Zielwerte. Hier strebt man oft eine Sauerstoffsättigung von 88–92 % an, um einen gefährlichen CO₂-Anstieg zu vermeiden. Das sollte aber immer ärztlich überwacht werden.

Typische Symptome bei niedriger Sauerstoffsättigung

Eine zu niedrige Sauerstoffsättigung macht sich nicht nur im Messwert bemerkbar, sondern auch durch verschiedene Beschwerden. Anfangs sind die Anzeichen oft unspezifisch – viele Betroffene fühlen sich einfach müde oder abgeschlagen, ohne sofort an eine Störung der Sauerstoffversorgung zu denken.

Wenn die Unterversorgung stärker wird, treten deutliche Symptome auf:

  • Kurzatmigkeit und Luftnot – schon bei kleinen Anstrengungen oder sogar in Ruhe

  • schnelle, flache Atmung, manchmal begleitet von Herzrasen

  • Kopfschmerzen, Schwindel oder Konzentrationsschwäche, weil das Gehirn nicht ausreichend Sauerstoff bekommt

  • Unruhe oder Angstgefühle, die durch den Sauerstoffmangel noch verstärkt werden können

  • bläuliche Verfärbung von Lippen, Fingern oder Zehen (Zyanose) – ein typisches Warnsignal

  • bei längerer Unterversorgung: Muskelschwäche, Verwirrtheit oder im Extremfall sogar Bewusstlosigkeit

Die Symptome treten nicht bei allen Menschen gleich stark auf. Manche spüren schon bei leicht erniedrigten Werten Beschwerden, andere erst später. Besonders gefährdet sind ältere Menschen und Patient:innen mit Vorerkrankungen von Lunge oder Herz.

Merke: Ein Wert allein ist nie die ganze Wahrheit – entscheidend ist die Kombination aus Zahl und Befinden. Wer bei Werten unter 92–93 Prozent gleichzeitig Luftnot oder andere Warnsignale verspürt, sollte nicht zögern und ärztliche Hilfe aufsuchen.

Ursachen für niedrige Werte – und typische Messfehler

Wenn die Sauerstoffsättigung zu niedrig ist, kann das verschiedene Gründe haben. Häufig liegt die Ursache in einer Erkrankung der Lunge, etwa bei einer Lungenentzündung, Asthma oder COPD. Auch eine Herzinsuffizienz (Herzschwäche) kann dazu führen, dass das Blut nicht mehr genug Sauerstoff transportiert. In akuten Situationen – zum Beispiel bei einer schweren Infektion oder bei COVID-19 – ist die Kontrolle der Sauerstoffsättigung besonders wichtig.

Aber: Nicht jeder auffällige Messwert bedeutet gleich eine ernsthafte Erkrankung. Pulsoximeter können sich auch irren. Typische Fehlerquellen sind:

  • kalte Finger oder schlechte Durchblutung – das Gerät misst dann ungenau

  • Nagellack oder künstliche Fingernägel, die das Licht verfälschen

  • starkes Umgebungslicht oder Bewegung während der Messung

  • zitternde Hände oder unruhige Lage des Fingers im Clip

In solchen Fällen kann der Wert falsch niedrig angezeigt werden, obwohl die tatsächliche Sauerstoffsättigung normal ist. Wenn du also einen auffälligen Wert siehst, überprüfe zunächst die Rahmenbedingungen: Hände wärmen, ruhig sitzen, Messung wiederholen. Bleibt der Wert niedrig oder passt er zu deinen Symptomen, sollte eine ärztliche Kontrolle mit Blutgasanalyse erfolgen, um Gewissheit zu bekommen.

Was tun bei auffälligen Werten?

Wenn dein Pulsoximeter wiederholt einen Wert unter 92 Prozent anzeigt, solltest du aufmerksam werden – besonders dann, wenn gleichzeitig Symptome wie Atemnot, Husten, Fieber oder Brustschmerzen auftreten. In dieser Situation gilt: nicht abwarten, sondern ärztlichen Rat einholen.

Liegt die Sättigung sogar unter 90 Prozent und du fühlst dich dabei schlecht, ist das ein akuter Notfall. Dann sollte sofort ein Arzt oder der Rettungsdienst verständigt werden.

Was du selbst tun kannst:

  • Ruhe bewahren und dich hinsetzen oder mit leicht erhöhtem Oberkörper hinlegen – das erleichtert die Atmung.

  • Enge Kleidung (z. B. am Hals oder Brustkorb) lockern.

  • Bei bekannter Lungenerkrankung: verordnete Medikamente (z. B. Spray, Inhalation) wie gewohnt anwenden.

  • Wenn eine Sauerstofftherapie verordnet ist: den Sauerstoff nach ärztlicher Vorgabe zuführen.

Die eigentliche Behandlung hängt immer von der Ursache ab:

  • Bei einer Infektion wird diese gezielt therapiert.

  • Bei Herzschwäche kann eine Anpassung der Medikamente notwendig sein.

  • Bei schweren Lungenerkrankungen kann eine längerfristige Sauerstoffgabe erforderlich sein.

Wichtig ist: Werte sollten nie isoliert betrachtet werden. Zahl + Symptome + Vorerkrankungen entscheiden gemeinsam darüber, ob Handlungsbedarf besteht. Spätestens bei Werten unter 85 % oder bei starker Atemnot solltest du sofort den Notruf (112) wählen.

Wann ist eine regelmäßige Kontrolle sinnvoll?

Nicht jeder Mensch muss seine Sauerstoffsättigung ständig im Blick behalten. Für gesunde Erwachsene ohne Beschwerden bringt eine routinemäßige Messung in der Regel keinen Mehrwert. Anders sieht es jedoch bei Menschen mit bestimmten Erkrankungen oder Risikosituationen aus.

Besonders sinnvoll ist eine Kontrolle, wenn:

  • eine chronische Lungenerkrankung wie COPD oder Asthma besteht,

  • eine Herzschwäche diagnostiziert wurde,

  • nach einer Operation die Atmung überwacht werden soll,

  • eine akute Infektion der Atemwege vorliegt (z. B. Lungenentzündung, COVID-19),

  • sich die Beschwerden plötzlich verschlechtern (verstärkte Atemnot, Husten, Fieber).

Auch im häuslichen Umfeld kann ein Pulsoximeter eine wertvolle Unterstützung sein – etwa um zu erkennen, ob sich eine Erkrankung verschlechtert oder ob eine ärztliche Behandlung notwendig wird.

Für alle anderen gilt: Wer keine Beschwerden hat und gesund ist, muss seine Sauerstoffsättigung nicht regelmäßig messen. Wichtig ist vor allem, auf Körpersignale zu achten – Atemnot, anhaltende Müdigkeit oder Blaufärbungen sollten immer ernst genommen werden.

Zusammenfassung – das Wichtigste zur Sauerstoffsättigung

Die Sauerstoffsättigung ist ein zentraler Wert, wenn es um die Versorgung des Körpers mit Sauerstoff geht. Bei gesunden Erwachsenen liegt sie in der Regel zwischen 95 und 100 Prozent. Werte zwischen 90 und 94 Prozent sind grenzwertig und sollten beobachtet werden, vor allem wenn gleichzeitig Beschwerden bestehen. Fällt die Sättigung unter 90 Prozent, spricht man von einer Hypoxämie – das kann gefährlich werden und gehört in ärztliche Abklärung.

Eine niedrige Sauerstoffsättigung macht sich oft durch Luftnot, schnelle Atmung, Müdigkeit, Schwindel oder bläuliche Lippen und Finger bemerkbar. Wichtig ist, immer die Gesamtsituation zu betrachten: Messwert, Symptome und Vorerkrankungen.

Messgeräte wie das Pulsoximeter sind praktisch für den Alltag, können aber auch falsche Werte anzeigen – etwa bei kalten Fingern, Nagellack oder Bewegung. Deshalb gilt: immer mehrmals messen und den Wert mit den eigenen Beschwerden vergleichen.

Für Menschen mit Lungen- oder Herzerkrankungen ist die regelmäßige Kontrolle sinnvoll. Für Gesunde ohne Beschwerden reicht es, auf den eigenen Körper zu hören. Wer auffällige Werte und gleichzeitig Symptome hat, sollte sich jedoch umgehend ärztlich untersuchen lassen.

Wissenschaftliche Quellen

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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