Sagittaltyp der Wirbelsäule

Sagittaltyp der Wirbelsäule

20.05.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was bedeutet Sagittaltyp?

Der Begriff Sagittaltyp beschreibt in der Medizin und Orthopädie die Form und Ausprägung der Wirbelsäule, wenn sie von der Seite betrachtet wird. Dabei geht es um die sogenannte Sagittalebene – das ist eine gedachte Ebene, die den Körper in eine linke und eine rechte Hälfte teilt. Der Sagittaltyp gibt also an, wie stark die natürlichen Krümmungen der Wirbelsäule bei einer Person ausgeprägt sind.

Die natürliche S-Form der Wirbelsäule

Die menschliche Wirbelsäule ist von Natur aus nicht ganz gerade, sondern weist mehrere sanfte Biegungen auf. Im Halsbereich (Halslordose) und im unteren Rücken (Lendenlordose) wölbt sie sich leicht nach vorne, während sie im Brustbereich (Brustkyphose) nach hinten gewölbt ist. Diese S-Form sorgt dafür, dass Stöße beim Gehen oder Springen abgefedert werden und das Körpergewicht gleichmäßig verteilt wird.

Je nachdem, wie stark diese Krümmungen ausgeprägt sind, unterscheiden Fachleute verschiedene Sagittaltypen. Diese Einteilung hilft dabei, die individuelle Wirbelsäulenform zu beschreiben und mögliche Besonderheiten zu erkennen.

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Welche Sagittaltypen gibt es?

In der Orthopädie werden meist vier Haupttypen unterschieden: der ausgeglichene Typ, der flache Typ, der hyperlordotische Typ und der hyperkyphotische Typ. Beim ausgeglichenen Typ sind die Krümmungen harmonisch verteilt, was als „normale“ Wirbelsäulenform gilt. Beim flachen Typ sind die Biegungen weniger stark ausgeprägt, die Wirbelsäule wirkt von der Seite betrachtet eher gerade. Der hyperlordotische Typ zeigt eine besonders starke Vorwärtskrümmung im unteren Rücken, während beim hyperkyphotischen Typ die Rückwärtskrümmung im Brustbereich betont ist.

Diese Einteilung ist rein beschreibend und sagt zunächst nichts über Beschwerden oder Krankheiten aus. Viele Menschen haben eine leichte Abweichung von der „Norm“, ohne dass dies zu Problemen führt.

Bedeutung des Sagittaltyps im medizinischen Alltag

Der Sagittaltyp spielt vor allem bei der Beurteilung von Haltung, Rückenschmerzen oder bei der Planung von Operationen eine Rolle. Er hilft Ärztinnen und Ärzten, einzuschätzen, wie die Wirbelsäule belastet wird und ob eine bestimmte Form der Krümmung das Risiko für Beschwerden erhöhen könnte. Auch bei der Auswahl von Therapien, etwa Physiotherapie oder Korsetts, kann der Sagittaltyp berücksichtigt werden.

Oft taucht der Begriff in Befunden oder Arztbriefen auf, um die individuelle Wirbelsäulenform zu dokumentieren. Zum Beispiel kann dort stehen: „Sagittaltyp: flach“ oder „Sagittaltyp: hyperlordotisch“. Das ist eine neutrale Beschreibung und keine Diagnose für eine Krankheit.

Muss ein bestimmter Sagittaltyp behandelt werden?

Allein die Feststellung eines bestimmten Sagittaltyps bedeutet nicht automatisch, dass eine Behandlung nötig ist. Die meisten Varianten stellen lediglich eine normale, individuelle Ausprägung dar. Erst wenn Beschwerden wie Rückenschmerzen, Verspannungen oder Bewegungseinschränkungen auftreten, prüfen Ärztinnen und Ärzte, ob die Wirbelsäulenform dabei eine Rolle spielt.

In seltenen Fällen, etwa bei sehr ausgeprägten Krümmungen oder wenn zusätzliche Probleme wie Bandscheibenvorfälle auftreten, kann eine gezielte Behandlung sinnvoll sein. Das kann von physiotherapeutischen Übungen bis hin zu operativen Eingriffen reichen. Entscheidend ist dabei immer das Gesamtbild und nicht allein der Sagittaltyp.

Warum wird der Sagittaltyp überhaupt dokumentiert?

Die Beschreibung des Sagittaltyps dient vor allem der Orientierung für Fachleute. Sie gibt Hinweise auf die individuelle Statik des Rückens und kann helfen, Veränderungen im Verlauf zu erkennen – etwa nach Verletzungen oder im Rahmen einer Therapie. Für die meisten Menschen bleibt der Sagittaltyp eine reine Information, die keine weiteren Maßnahmen nach sich zieht.

Die Einordnung ist vergleichbar mit anderen körperlichen Merkmalen wie Körpergröße oder Fußform: Sie beschreibt eine natürliche Variation, die nur dann Bedeutung gewinnt, wenn Beschwerden auftreten oder eine spezielle Behandlung geplant wird.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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