Rezessusstenose: Wenn Nerven im Rücken leiden

Rezessusstenose: Wenn Nerven im Rücken leiden

09.05.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was bedeutet Rezessusstenose?

Eine Rezessusstenose ist eine Verengung (Stenose) im sogenannten Rezessus, also in einer Vertiefung oder Ausbuchtung eines anatomischen Raumes. In der Medizin taucht dieser Begriff besonders häufig im Zusammenhang mit der Wirbelsäule auf, genauer gesagt im Bereich des Wirbelkanals oder der Nervenaustrittsstellen.

Wo genau entsteht eine Rezessusstenose?

Im Rückenmarkskanal, auch Spinalkanal genannt, verlaufen zahlreiche Nerven. An bestimmten Stellen, den sogenannten Rezessus, zweigen diese Nerven aus dem Hauptkanal ab und treten durch kleine Öffnungen zwischen den Wirbeln nach außen. Diese Vertiefungen werden als laterale Rezessus oder Seitenrezessus bezeichnet. Eine Rezessusstenose beschreibt eine Verengung genau an diesen seitlichen Nervenkanälen.

Im Alltag begegnet diese Diagnose oft Personen, die wegen Rückenschmerzen, Taubheitsgefühlen oder sogar Lähmungserscheinungen im Bein ärztlich untersucht wurden. In solchen Fällen zeigt eine Bildgebung, meist eine Magnetresonanztomografie (MRT), dass der Nervenaustritt an einer bestimmten Stelle eingeengt ist.

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Wie macht sich eine Rezessusstenose bemerkbar?

Die Symptome entstehen, weil ein Nerv durch die Verengung im Rezessus unter Druck gerät. Häufig äußert sich das durch Schmerzen, die vom Rücken ins Gesäß oder Bein ausstrahlen. Auch Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Schwäche in einem bestimmten Beinbereich können auftreten. Die Beschwerden verschlimmern sich oft beim Gehen oder Stehen und bessern sich, wenn der Rücken entlastet wird, zum Beispiel durch Vorbeugen oder Sitzen.

Nicht selten berichten Betroffene, dass sie nur noch kurze Strecken schmerzfrei laufen können und dann eine Pause brauchen. Das wird auch als „Claudicatio spinalis“ bezeichnet – eine Art „Schaufensterkrankheit“ der Wirbelsäule, ähnlich wie bei Durchblutungsstörungen in den Beinen.

Warum entsteht eine solche Verengung?

Am häufigsten entwickelt sich eine Rezessusstenose durch altersbedingte Veränderungen an der Wirbelsäule. Mit den Jahren lagern sich an den kleinen Wirbelgelenken und Bändern Kalk oder Knochenanbauten ab. Die Bandscheiben verlieren an Höhe, und die Wirbel rücken enger zusammen. Dadurch wird der Platz im Rezessus immer knapper. Auch Bandscheibenvorfälle oder Verdickungen der Bänder können den Nervenaustritt zusätzlich einengen.

In seltenen Fällen können Verletzungen, Entzündungen oder angeborene Besonderheiten der Wirbelsäule eine Rolle spielen. Aber meistens handelt es sich um eine typische Verschleißerscheinung, die mit dem Älterwerden zunimmt.

Muss man sich Sorgen machen?

Eine Rezessusstenose klingt auf den ersten Blick beunruhigend, vor allem wenn starke Schmerzen oder Taubheitsgefühle auftreten. Viele fragen sich dann: Droht eine Lähmung? Muss operiert werden? Die gute Nachricht: In den meisten Fällen ist eine Rezessusstenose zwar unangenehm, aber nicht gefährlich. Die Beschwerden lassen sich häufig mit gezielten Maßnahmen gut in den Griff bekommen.

Ernst wird es nur, wenn plötzlich Lähmungen oder Probleme mit der Blasen- oder Darmkontrolle auftreten. In solchen Fällen ist rasches ärztliches Handeln nötig. Solche Komplikationen sind aber selten.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Therapie richtet sich nach der Schwere der Symptome. Oft reicht es, die Beschwerden durch Schmerzmittel, Physiotherapie und gezielte Rückenübungen zu lindern. Ziel ist es, die Muskulatur zu stärken, die Beweglichkeit zu verbessern und den Druck auf die Nerven zu verringern. Auch Wärmeanwendungen und Entspannungsübungen können helfen.

Werden die Schmerzen zu stark oder bessern sich über längere Zeit nicht, kann eine gezielte Injektion von entzündungshemmenden Medikamenten in die Nähe des betroffenen Nervs Erleichterung bringen. Erst wenn alle konservativen Maßnahmen ausgeschöpft sind und weiterhin starke Einschränkungen bestehen, wird über eine Operation nachgedacht. Dabei wird die Engstelle im Rezessus chirurgisch erweitert, sodass der Nerv wieder mehr Platz hat.

Was kann man selbst tun?

Regelmäßige Bewegung, gezielte Rückenübungen und das Vermeiden von Übergewicht entlasten die Wirbelsäule und können helfen, die Beschwerden zu lindern oder einem Fortschreiten vorzubeugen. Auch das richtige Heben und Tragen im Alltag ist wichtig, um den Rücken zu schonen.

Eine Rezessusstenose ist zwar eine häufige Ursache für Rückenschmerzen und ausstrahlende Beschwerden ins Bein, aber in den allermeisten Fällen gut behandelbar. Wer sich rechtzeitig um eine gezielte Therapie kümmert und die Wirbelsäule aktiv unterstützt, kann oft wieder schmerzfreier und beweglicher werden.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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