Retrospondylose – Verschleiß an der Wirbelsäule

Retrospondylose – Verschleiß an der Wirbelsäule

28.04.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Retrospondylose beschreibt eine degenerative Veränderung an der Wirbelsäule, bei der sich vor allem die kleinen Wirbelgelenke und die Bandscheiben im hinteren Bereich (lateinisch: „retro“ = hinten) abnutzen oder verschleißen. Dieser Begriff taucht häufig in Röntgenbefunden, MRT-Berichten oder Arztbriefen auf und weist auf alters- oder belastungsbedingte Veränderungen der Wirbelkörper hin.

Wie entsteht eine Retrospondylose?

Im Laufe des Lebens ist die Wirbelsäule ständigen Belastungen ausgesetzt. Jede Bewegung, jedes Heben, aber auch einfaches Sitzen oder Stehen beansprucht die kleinen Wirbelgelenke und die Bandscheiben. Mit der Zeit können sich diese Strukturen abnutzen. Bei einer Retrospondylose zeigen sich vor allem an den hinteren (dorsalen) Anteilen der Wirbelkörper und der Wirbelgelenke typische Verschleißerscheinungen. Dazu gehören beispielsweise verdickte Knochenränder, kleine knöcherne Ausziehungen (sogenannte Osteophyten) oder eine Verschmälerung des Zwischenwirbelraums.

Die Veränderungen entstehen meist schleichend und sind Teil des natürlichen Alterungsprozesses. Besonders häufig betroffen sind Menschen, die über viele Jahre hinweg körperlich schwer gearbeitet haben, aber auch Personen mit Übergewicht oder Fehlhaltungen können eine Retrospondylose entwickeln.

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Was bedeutet der Befund für den Alltag?

Viele Menschen erschrecken, wenn sie in ihrem Befund den Begriff Retrospondylose lesen. Oft stellt sich die Frage, ob das nun eine „schlimme“ Diagnose ist oder sofort behandelt werden muss. Tatsächlich ist Retrospondylose in den meisten Fällen ein Hinweis auf normale, altersbedingte Veränderungen der Wirbelsäule. Sie bedeutet nicht zwangsläufig, dass Beschwerden auftreten müssen. Viele Menschen leben mit diesen Veränderungen, ohne je Rückenschmerzen zu verspüren.

Erst wenn die Verschleißerscheinungen stärker ausgeprägt sind oder auf Nervenstrukturen drücken, können Rückenschmerzen, Bewegungseinschränkungen oder in seltenen Fällen Taubheitsgefühle und Kribbeln in Armen oder Beinen auftreten. Ob und wie stark Beschwerden entstehen, hängt dabei immer vom Ausmaß der Veränderungen und von der individuellen körperlichen Verfassung ab.

Ist Retrospondylose gefährlich?

Retrospondylose selbst ist keine gefährliche Erkrankung. Sie beschreibt lediglich einen Verschleißprozess, wie er bei fast jedem Menschen im höheren Lebensalter zu finden ist. Gefährlich wird es nur dann, wenn durch die Veränderungen Nerven eingeengt werden oder es zu Instabilitäten der Wirbelsäule kommt. Das ist jedoch selten und zeigt sich meist durch deutliche Beschwerden wie starke Schmerzen, Lähmungserscheinungen oder Probleme beim Wasserlassen.

Viele Menschen haben Angst, dass mit einer solchen Diagnose automatisch eine Operation notwendig wird. Das ist jedoch in den allermeisten Fällen nicht der Fall. Häufig reichen gezielte Bewegung, Physiotherapie und gegebenenfalls schmerzlindernde Medikamente aus, um Beschwerden zu lindern oder sogar ganz zu vermeiden.

Was kann gegen Beschwerden helfen?

Wenn durch eine Retrospondylose Rückenschmerzen oder Verspannungen auftreten, stehen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, um den Alltag wieder angenehmer zu gestalten. Bewegung ist dabei ein zentraler Punkt: Regelmäßige, rückenfreundliche Aktivitäten wie Spazierengehen, Schwimmen oder spezielle Gymnastik stärken die Muskulatur und entlasten die Wirbelgelenke. Auch gezielte Physiotherapie kann helfen, die Beweglichkeit zu erhalten und Schmerzen zu reduzieren.

Wärmeanwendungen, Massagen oder Entspannungsübungen können Verspannungen lösen und das Wohlbefinden steigern. Bei stärkeren Beschwerden kommen manchmal auch entzündungshemmende Medikamente oder schmerzlindernde Salben zum Einsatz. Operationen sind nur dann notwendig, wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen oder wenn Nervenstrukturen erheblich beeinträchtigt werden.

Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?

Sollten plötzlich starke Rückenschmerzen, Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen auftreten, ist es ratsam, zeitnah eine ärztliche Abklärung zu suchen. Auch wenn Probleme beim Wasserlassen oder Stuhlgang hinzukommen, sollte nicht gezögert werden. In diesen Fällen könnte eine Nervenbeteiligung vorliegen, die eine rasche Behandlung erforderlich macht.

Im Alltag genügt es meist, auf die Signale des eigenen Körpers zu achten und bei anhaltenden Beschwerden gemeinsam mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin das weitere Vorgehen zu besprechen.

Retrospondylose im Befund

Der Begriff Retrospondylose ist letztlich eine medizinische Beschreibung für typische, meist altersbedingte Veränderungen an der Wirbelsäule im hinteren Bereich. Sie findet sich häufig im Zusammenhang mit anderen Begriffen wie „Spondylose“ (allgemeiner Wirbelverschleiß) oder „Osteochondrose“ (Verschleiß der Bandscheiben und angrenzender Knochen). Die Diagnose allein ist kein Grund zur Sorge, sondern ein Hinweis darauf, wie sich der Körper im Laufe der Zeit verändert.

Mit einem bewussten Umgang, regelmäßiger Bewegung und einem gesunden Lebensstil lassen sich viele Beschwerden vermeiden oder lindern. Nur selten ist eine weitergehende Behandlung notwendig. Wer unsicher ist oder Fragen zu seinem Befund hat, kann sich jederzeit an eine Fachperson wenden – gemeinsam lässt sich meist ein guter Weg finden, mit den Veränderungen umzugehen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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