Retrolisthese ist eine Veränderung an der Wirbelsäule, bei der ein einzelner Wirbel im Vergleich zum darunter liegenden Wirbel nach hinten gleitet. Dieses Phänomen wird manchmal erst bei einer Routineuntersuchung bemerkt, manche Betroffene spüren jedoch deutlich, dass etwas nicht stimmt. Häufig äußert sich die Verschiebung in Form von Rückenschmerzen und Bewegungseinschränkungen. Es ist wichtig, dieses Thema zu verstehen, da eine Retrolisthese je nach Schweregrad und Begleitumständen stark in den Alltag eingreifen kann.
Was genau also ist eine Retrolisthese?
Bei der Retrolisthese handelt es sich um das Gegenteil einer sogenannten Spondylolisthese, bei der ein Wirbel nach vorne rutscht. Hier gleitet der Wirbel nach hinten und kann dadurch die natürliche Statik der Wirbelsäule beeinträchtigen. Manchmal ist nur ein Wirbel betroffen, in anderen Fällen zeigt sich ein treppenartiges Muster, wenn mehrere Wirbel gegeneinander verschoben sind. Die Bandscheiben zwischen den Wirbeln spielen dabei oft eine große Rolle, denn wenn sie abgenutzt oder geschädigt sind, können die Wirbelkörper leichter verrutschen.
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Retrolisthese Symptome
Die Symptome können sich von Person zu Person unterscheiden. Einige Menschen leiden unter Schmerzen im Bereich des Rückens, die häufig beim Bewegen oder längeren Sitzen auftreten. Andere klagen über ein Steifheitsgefühl und kommen morgens nur schwer aus dem Bett. Es kann auch zu Verspannungen und krampfartigen Schmerzen in den umliegenden Muskeln kommen, wenn der Körper versucht, die Wirbelsäule zu stabilisieren. Bei stärkerer Verschiebung können Nerven eingeengt werden, was zu deinem Kribbeln, Taubheitsgefühl oder Schwäche in Armen und Beinen führen kann.
Ursachen für Retrolisthese
Die Gründe für eine Retrolisthese sind vielfältig. Besonders im Alterungsprozess nehmen die elastischen Eigenschaften der Bandscheiben ab und der Verschleiß an Knochen und Bändern zu. Sobald diese Strukturen nicht mehr genug Puffer und Halt bieten, ist ein Wirbelkörper verrutschungsgefährdet. Verletzungen, langjährige Fehlhaltung oder schwere körperliche Belastung können den Prozess zusätzlich beschleunigen. In einigen Fällen spielen auch Krankheiten wie Knochenschwund (Osteoporose) eine maßgebliche Rolle, weil sie die Stabilität des Knochens beeinträchtigen.
Diagnose von Retrolisthese
Eine zuverlässige Diagnose erfolgt häufig über Röntgenaufnahmen oder eine Magnetresonanztomographie. Während einer gründlichen Untersuchung werden zunächst deine Bewegung, dein Reflexverhalten und mögliche Nervenausfälle getestet. Auf den Bildern der Wirbelsäule erkennt der Arzt oder die Ärztin die genaue Stellung der Wirbelkörper und wie weit diese verschoben sind. Falls starke Schmerzen oder andere Symptome auftreten, kann in den Befunden vermerkt werden, welche Nervenbereiche in Mitleidenschaft gezogen werden und ob eine zusätzliche Instabilität vorliegt.
Behandlung und Therapie
Die Therapie richtet sich danach, wie stark die Beschwerden sind und wie stark der Wirbel tatsächlich verrutscht ist. Leicht ausgeprägte Fälle können oft gut mit Physiotherapie behandelt werden. Dabei lernst du Übungen, die deine Rückenmuskulatur stärken und die Wirbelsäule wieder entlasten. Dies lässt die Retrolisthesis zwar nicht zurückbilden, hilft aber die Beschwerden zu lindern und kann einer Verschlimmerung vorbeugen. Wenn du akute Schmerzen hast, können Schmerzmittel zum Einsatz kommen, damit du dich besser bewegen kannst und nicht in eine Schonhaltung gerätst. In schweren Fällen oder wenn bereits deutliche Nervenprobleme vorliegen, kann eine Operation notwendig werden. Hierbei versucht man häufig, den verrutschten Wirbel zu stabilisieren, zum Beispiel mithilfe von Schrauben und Stäbe. Dadurch wird der Druck auf die Nerven verringert und die Wirbelsäule kann in eine stabilere Position gebracht werden.
Richtung der Verschiebung unterschiedliche Stabilisierungsmethoden erfordern kann.
Auswirkungen auf den Alltag
Ein Verrutschen eines Wirbels kann langfristig zu ernsten Problemen führen, wenn es nicht rechtzeitig erkannt oder behandelt wird. In einigen Fällen entsteht eine Verengung des Wirbelkanals, auch Spinalkanalstenose genannt, die auf die Nerven drückt und starke Schmerzen oder Taubheitsgefühle verursacht. Bei besonders ausgeprägten Verschiebungen kann es zu Instabilitäten innerhalb der Wirbelsäule kommen. Dies steigert nicht nur das Risiko weiterer Schäden, sondern bewirkt auch, dass du im Alltag dauerhaft stark eingeschränkt bist. Aktivitäten wie Bücken, Heben oder längeres Stehen werden dann zur Belastung, und die Lebensqualität leidet zudem unter möglichen chronischen Schmerzen. Eine frühzeitige Therapie kann helfen, solche Folgen zu vermeiden oder zumindest abzumildern.
Retrolisthese Prävention und Lebensstiländerungen
Um einer Retrolisthese sinnvoll vorzubeugen oder bei bestehenden Beschwerden eine Verschlimmerung zu verhindern, bieten sich bestimmte Maßnahmen an. Regelmäßige Bewegung kann deine Muskulatur stärken, sodass die Wirbelsäule durch kräftige und gut koordinierte Muskeln gestützt wird. Besonders schonende Sportarten wie Schwimmen, Radfahren oder Pilates sind hilfreich, da sie auf sanfte Weise Bänder und Sehnen trainieren. Eine gesunde Ernährung unterstützt zusätzlich die Stabilität von Knochen und Bandscheiben, da sie ausreichend Nährstoffe für den Erhalt von Gewebe bereitstellt. Beim Heben schwerer Gegenstände solltest du immer auf eine rückengerechte Haltung achten, möglichst in die Knie gehen und das Gewicht nah am Körper halten. Auch das Vermeiden von Übergewicht wirkt sich positiv auf die Wirbelsäule aus, weil dadurch die Belastung auf Knochen, Muskeln und Bandscheiben verringert wird. Wenn Risikosportarten mit langen, ruckartigen Bewegungsabläufen vermieden werden, kann das ebenfalls dazu beitragen, deine Wirbelsäule langfristig zu schützen
Autor:
PD Dr. med. Witold Polanski
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BITTE BEACHTEN
Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht die individuelle Beratung, Diagnose oder Behandlung durch medizinisches Fachpersonal ersetzen. Bei gesundheitlichen Beschwerden oder Fragen wenden Sie sich bitte immer an Ihren behandelnden Arzt oder Ihre behandelnde Ärztin.