Reisekrankheit und wie sie entsteht

Reisekrankheit und wie sie entsteht

05.06.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Reisekrankheit beschreibt eine körperliche Reaktion auf ungewohnte Bewegungen während einer Reise, bei der das Gleichgewichtssystem im Innenohr und die Wahrnehmung der Augen widersprüchliche Signale an das Gehirn senden – das kann zu Übelkeit, Schwindel und Unwohlsein führen.

Wenn das Gleichgewicht aus dem Takt gerät

Egal ob im Auto, auf dem Schiff, im Flugzeug oder im Bus: Bei manchen Menschen stellt sich schon nach kurzer Zeit ein mulmiges Gefühl ein. Die Umgebung scheint sich zu drehen, der Magen rebelliert, manchmal kommt sogar Erbrechen dazu. Verantwortlich für diese Beschwerden ist das Zusammenspiel zwischen dem Gleichgewichtsorgan im Ohr und den Augen. Während die Augen beispielsweise einen ruhigen Innenraum sehen, registriert das Gleichgewichtsorgan jede kleine Bewegung, jede Kurve oder jedes Schaukeln. Das Gehirn bekommt widersprüchliche Informationen – und reagiert mit den typischen Symptomen der Reisekrankheit.

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Wer ist besonders betroffen?

Vor allem Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren spüren die Auswirkungen oft besonders stark. Aber auch Erwachsene, die selten reisen oder empfindlich auf Bewegung reagieren, sind nicht gefeit. Bei manchen Menschen verschwinden die Beschwerden mit zunehmender Reiseerfahrung, bei anderen bleiben sie ein Leben lang bestehen. Interessanterweise sind nicht alle gleich anfällig: Während die einen stundenlang lesen oder schlafen können, reicht bei anderen schon eine kurze Busfahrt, um Übelkeit auszulösen.

Typische Symptome und Verlauf

Reisekrankheit zeigt sich meist durch eine Kombination aus Unwohlsein, Blässe, kaltem Schweiß, Kopfschmerzen, Schwindel und Appetitlosigkeit. Im weiteren Verlauf kann es zu starker Übelkeit und Erbrechen kommen. Manche Betroffene berichten auch über Müdigkeit, Konzentrationsprobleme oder einen trockenen Mund. Die Beschwerden verschwinden in der Regel, sobald die Bewegung aufhört oder das Gehirn sich an die ungewohnten Reize gewöhnt hat.

Muss man sich Sorgen machen?

Reisekrankheit ist zwar unangenehm, aber in aller Regel harmlos. Die Symptome klingen meist rasch ab, sobald das Fahrzeug, Schiff oder Flugzeug wieder ruhig steht. Nur in seltenen Fällen – etwa bei sehr häufigem Erbrechen – kann es zu einer leichten Austrocknung kommen. Das betrifft vor allem kleinere Kinder und ältere Menschen. Eine ernsthafte Erkrankung steckt hinter den Beschwerden fast nie. Dennoch kann die Angst vor der nächsten Reise den Alltag beeinflussen und dazu führen, dass längere Fahrten oder Urlaube gemieden werden.

Was hilft gegen Reisekrankheit?

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern oder ihnen vorzubeugen. Oft reicht es schon, einen Platz mit möglichst wenig Bewegung zu wählen – im Bus vorne, im Auto auf dem Beifahrersitz, im Flugzeug über den Tragflächen oder auf einem Schiff in der Mitte. Der Blick sollte möglichst nach vorne gerichtet sein, am besten auf einen festen Punkt am Horizont. Lesen, Handyspielen oder andere Tätigkeiten, bei denen die Augen sich auf einen nahen Gegenstand konzentrieren, verschärfen die Symptome meist. Frische Luft, kleine Schlucke Wasser und leichte Mahlzeiten können das Wohlbefinden unterstützen.

Für längere Reisen oder bei starker Ausprägung stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, die vor der Fahrt eingenommen werden können. Diese Mittel wirken beruhigend auf das Gleichgewichtsorgan oder unterdrücken die Übelkeit. Es gibt auch Kaugummis, Pflaster oder Tabletten, die speziell für die Vorbeugung entwickelt wurden. Wichtig ist, die jeweiligen Hinweise zur Anwendung und mögliche Nebenwirkungen zu beachten. Wer auf Medikamente verzichten möchte, kann auf bewährte Hausmittel wie Ingwertee oder Akupressur-Armbänder zurückgreifen – auch diese Methoden helfen manchen Menschen, das flaue Gefühl zu reduzieren.

Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?

In den meisten Fällen ist keine ärztliche Behandlung notwendig. Wenn die Beschwerden jedoch sehr heftig sind, immer wieder auftreten oder mit anderen Symptomen wie Fieber, starkem Schwindel oder Bewusstseinsstörungen einhergehen, sollte eine medizinische Abklärung erfolgen. Gerade bei kleinen Kindern oder älteren Menschen ist es wichtig, auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten, wenn Erbrechen auftritt.

Reisekrankheit kann zwar jede Reise zur Herausforderung machen, gefährlich ist sie aber fast nie. Mit ein wenig Vorbereitung und den richtigen Maßnahmen lässt sich das Risiko deutlich senken – damit die nächste Fahrt oder der Urlaub wieder unbeschwert genossen werden kann.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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