QTc Zeit im EKG verstehen

QTc Zeit im EKG verstehen

09.05.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was ist die QTc-Zeit?

Die QTc-Zeit ist ein Messwert im Elektrokardiogramm (EKG), der angibt, wie lange das Herz für die elektrische Erregung und Erholung pro Herzschlag benötigt, angepasst an die aktuelle Herzfrequenz. Sie hilft dabei, das Risiko für bestimmte Herzrhythmusstörungen einzuschätzen.

Wie entsteht die QTc-Zeit im EKG?

Im EKG werden die elektrischen Aktivitäten des Herzens als Kurven aufgezeichnet. Die sogenannte QT-Zeit beschreibt dabei die Strecke zwischen dem Beginn der Q-Welle und dem Ende der T-Welle. Sie zeigt, wie lange die Herzzellen für die Erregung und anschließende Rückbildung brauchen – also, wie schnell das Herz bereit für den nächsten Schlag ist.

Da die QT-Zeit jedoch von der Herzfrequenz abhängt, wird sie rechnerisch angepasst. Genau hier kommt das „c“ ins Spiel: Es steht für „korrigiert“ (englisch: corrected). Die QTc-Zeit ist also die an die aktuelle Herzfrequenz angepasste QT-Zeit. So lässt sich der Wert unabhängig davon vergleichen, wie schnell das Herz gerade schlägt.

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Warum ist die QTc-Zeit wichtig?

Eine zu lange oder zu kurze QTc-Zeit kann auf eine Störung im elektrischen System des Herzens hinweisen. Besonders eine verlängerte QTc-Zeit gilt als Risikofaktor für gefährliche Herzrhythmusstörungen, wie die sogenannte Torsade de pointes. Diese können im schlimmsten Fall zu Ohnmacht oder sogar zum plötzlichen Herztod führen.

Allerdings bedeutet ein einmalig erhöhter Wert nicht automatisch, dass eine schwere Erkrankung vorliegt. Viele Faktoren können die QTc-Zeit beeinflussen: Medikamente, bestimmte Stoffwechselstörungen (wie ein Mangel an Kalium oder Magnesium), angeborene Veränderungen oder akute Erkrankungen. Auch Stress, starke Gefühle oder sogar die Körperlage während der Messung spielen eine Rolle.

Was sagen typische QTc-Werte aus?

Bei Erwachsenen gelten meist Werte zwischen etwa 350 und 440 Millisekunden (ms) als normal. Alles, was deutlich darüber oder darunter liegt, wird genauer untersucht. Für Frauen sind die Grenzwerte oft etwas höher als für Männer. Liegt die QTc-Zeit über 460 ms, sprechen Ärztinnen und Ärzte von einer Verlängerung. Werte unter 340 ms gelten als verkürzt.

Eine verlängerte QTc-Zeit kann ein Warnsignal sein, muss aber nicht immer zu Beschwerden führen. Manche Menschen leben jahrelang mit leicht erhöhten Werten, ohne je Probleme zu bekommen. Treten allerdings Symptome wie Schwindel, Herzrasen, Ohnmacht oder Krampfanfälle auf, sollte die Ursache rasch geklärt werden.

Was tun, wenn die QTc-Zeit auffällig ist?

Ein auffälliger Wert im EKG sorgt oft für Unsicherheit. Viele fragen sich: Ist das gefährlich? Muss sofort gehandelt werden? Nicht jeder verlängerte oder verkürzte Wert ist automatisch ein Notfall. Häufig reicht es, mögliche Ursachen zu überprüfen. Wurden neue Medikamente begonnen? Gibt es Hinweise auf einen Mineralstoffmangel? Besteht eine familiäre Vorbelastung?

In manchen Fällen ist eine weiterführende Diagnostik sinnvoll. Dazu gehören Blutuntersuchungen, ein Belastungs-EKG oder eine Langzeitaufzeichnung. So lässt sich herausfinden, ob die QTc-Veränderung dauerhaft besteht oder nur vorübergehend ist. Je nach Ursache kann eine Anpassung der Medikation, das Auffüllen von Mineralstoffen oder – in seltenen Fällen – eine spezielle Therapie nötig werden.

Welche Rolle spielen Medikamente und andere Einflüsse?

Viele Medikamente können die QTc-Zeit verlängern. Dazu zählen einige Antibiotika, Mittel gegen Depressionen, bestimmte Herzmedikamente und auch manche Medikamente gegen Übelkeit oder Allergien. Auch Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Präparaten sind möglich. Deshalb ist es wichtig, die Medikamentenliste immer offen mit der behandelnden Ärztin oder dem Arzt zu besprechen.

Auch akute Infekte, schwere körperliche Belastung, hormonelle Veränderungen oder Erkrankungen wie Schilddrüsenstörungen beeinflussen die QTc-Zeit. In seltenen Fällen liegt eine angeborene Störung vor, das sogenannte Long-QT-Syndrom. Hier ist die QTc-Zeit von Geburt an verlängert, oft ohne erkennbare Ursache.

Was bedeutet eine auffällige QTc-Zeit für den Alltag?

Eine einmalig verlängerte QTc-Zeit im EKG ist kein Grund zur Panik. Wichtig ist, die Ursache zu klären und mögliche Risikofaktoren zu minimieren. Wer Medikamente einnimmt, sollte diese nie eigenmächtig absetzen, sondern immer das Gespräch mit dem Arzt oder der Ärztin suchen. Bei bekannten Elektrolytstörungen – etwa nach Durchfall, Erbrechen oder bei bestimmten Erkrankungen – kann eine gezielte Behandlung helfen, die QTc-Zeit wieder zu normalisieren.

Kommt es zu Beschwerden wie plötzlichem Schwindel, Herzrasen oder Ohnmacht, sollte rasch ärztliche Hilfe gesucht werden. Besonders bei bekannter Herzrhythmusstörung oder familiärer Vorbelastung ist eine genaue Abklärung wichtig.

QTc-Zeit im Befund – was tun bei Unsicherheit?

Taucht der Begriff QTc-Zeit in einem Arztbrief oder Befundbericht auf, ist das zunächst ein Hinweis auf eine genaue Analyse der Herzstromkurve. Ein einzelner Wert sagt wenig über das persönliche Risiko aus. Erst in Verbindung mit den Beschwerden, anderen Befunden und der Vorgeschichte lässt sich einschätzen, ob Handlungsbedarf besteht.

Wer unsicher ist, kann gezielt nachfragen, was der gemessene Wert bedeutet und ob weitere Untersuchungen oder Kontrollen notwendig sind. In vielen Fällen reicht es, die Entwicklung im Blick zu behalten und mögliche Einflussfaktoren zu vermeiden.

Die QTc-Zeit ist ein wichtiger, aber nur ein Teil der gesamten Herzdiagnostik – und oft reicht schon eine kleine Anpassung im Alltag, um das Risiko für Herzrhythmusstörungen zu senken.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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