Was sind Pseudodivertikel?
Pseudodivertikel sind kleine Ausstülpungen der Wand eines Hohlorgans, zum Beispiel im Darm, bei denen sich nur die inneren Schichten der Organwand nach außen wölben. Im Gegensatz zu echten Divertikeln, die aus allen Schichten der Wand bestehen, sind bei einem Pseudodivertikel nur die Schleimhaut und die darunterliegende Schicht beteiligt – die äußere Muskelschicht bleibt intakt.
Wie entstehen Pseudodivertikel?
Im menschlichen Körper gibt es verschiedene Hohlorgane, etwa die Speiseröhre, den Dickdarm oder die Harnblase. An diesen Stellen kann es vorkommen, dass sich durch Druck von innen oder durch eine Schwachstelle in der Wand kleine Ausbuchtungen bilden. Besonders häufig sind Pseudodivertikel im Dickdarm, vor allem im sogenannten Sigma, also dem S-förmigen Abschnitt des Darms.
Die Entstehung hängt meist damit zusammen, dass im Inneren des Organs ein erhöhter Druck herrscht. Das kann zum Beispiel passieren, wenn der Stuhlgang über längere Zeit sehr fest ist oder häufig starkes Pressen nötig ist. Die Schleimhaut wird dann an einer schwächeren Stelle der Darmwand nach außen gedrückt. Anders als bei echten Divertikeln bleibt die Muskelschicht, die das Organ von außen umgibt, dabei unverletzt – deshalb spricht man von einem „Pseudo-“ oder „falschen“ Divertikel.
Wo kommen Pseudodivertikel vor?
Am häufigsten werden Pseudodivertikel im Dickdarm gefunden, besonders bei älteren Menschen. Sie können aber auch in anderen Organen auftreten, zum Beispiel in der Speiseröhre oder der Harnblase. In medizinischen Berichten oder Befunden ist meist genau angegeben, an welchem Organ die Pseudodivertikel entdeckt wurden.
Im Dickdarm sind sie oft eine Zufallsentdeckung, etwa bei einer Darmspiegelung. In der Speiseröhre können sie sich an bestimmten Stellen bilden, an denen die Wand von Natur aus etwas schwächer ist.
Was bedeuten Pseudodivertikel für die Gesundheit?
Viele Menschen haben Pseudodivertikel, ohne es zu bemerken. Häufig verursachen sie keine Beschwerden und bleiben über Jahre unbemerkt. Erst wenn sich die Ausstülpungen entzünden, spricht man von einer Divertikulitis. Dann können Symptome wie Schmerzen im Bauch, Fieber oder Veränderungen beim Stuhlgang auftreten.
Die bloße Anwesenheit von Pseudodivertikeln ist meist kein Grund zur Sorge. Sie gelten als gutartige Veränderung, die mit zunehmendem Alter häufiger wird. Nur ein kleiner Teil der Betroffenen entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden oder Komplikationen.
Häufige Fragen und Sorgen
Die Diagnose „Pseudodivertikel“ kann zunächst beunruhigen, besonders wenn sie unerwartet im Befund auftaucht. Viele fragen sich, ob das gefährlich ist oder ob eine Operation nötig wird. In der überwiegenden Zahl der Fälle ist das nicht der Fall. Ein Pseudodivertikel ist an sich keine Krankheit, sondern eine anatomische Besonderheit, die meist harmlos bleibt.
Manche sorgen sich vor Komplikationen wie Entzündungen oder Blutungen. Tatsächlich kann es, ähnlich wie bei echten Divertikeln, gelegentlich zu einer Divertikulitis oder selten zu Blutungen kommen. Das Risiko ist jedoch insgesamt gering, und in den meisten Fällen verläuft die Veränderung unauffällig.
Was tun, wenn Beschwerden auftreten?
Wenn Pseudodivertikel Beschwerden verursachen, etwa durch eine Entzündung, hängt die Behandlung vom Ausmaß der Symptome ab. Leichte Entzündungen lassen sich oft mit einer vorübergehenden Umstellung der Ernährung und entzündungshemmenden Medikamenten behandeln. In schwereren Fällen kann ein Krankenhausaufenthalt notwendig werden, zum Beispiel wenn Fieber, starke Schmerzen oder Komplikationen auftreten.
Operationen sind nur selten nötig, etwa wenn sich wiederholt schwere Entzündungen entwickeln oder Komplikationen wie Abszesse oder Durchbrüche entstehen. Die meisten Menschen mit Pseudodivertikeln benötigen jedoch keine spezielle Therapie, solange keine Beschwerden bestehen.
Gibt es Möglichkeiten zur Vorbeugung?
Eine ballaststoffreiche Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten kann dazu beitragen, den Stuhl weicher zu machen und den Druck im Darm zu senken. Ausreichend Flüssigkeit und regelmäßige Bewegung unterstützen die Verdauung zusätzlich. Wer auf diese Weise vorbeugt, kann das Risiko verringern, dass sich Divertikel – echte oder Pseudodivertikel – entzünden.
Insgesamt sind Pseudodivertikel eine häufige, meist harmlose Veränderung, die oft zufällig entdeckt wird. Nur wenn Beschwerden auftreten, ist eine Behandlung nötig. Die meisten Menschen leben viele Jahre problemlos mit diesen kleinen Ausstülpungen, ohne dass sie den Alltag beeinträchtigen.