Prussak Raum – Bedeutung im Mittelohr

Prussak Raum – Bedeutung im Mittelohr

25.05.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was ist der Prussak-Raum?

Der Prussak-Raum ist eine kleine, anatomisch genau definierte Nische im Mittelohr, die sich zwischen bestimmten Strukturen des Trommelfells und der angrenzenden Gehörknöchelchen befindet. Dieser Bereich wurde nach dem russischen Anatomen Alexander Prussak benannt, der ihn im 19. Jahrhundert erstmals beschrieben hat.

Wo liegt der Prussak-Raum genau?

Im Ohr gibt es viele feine Strukturen, die zusammenspielen, damit Schallwellen richtig weitergeleitet werden können. Der Prussak-Raum liegt im oberen Abschnitt des Mittelohrs, genauer gesagt zwischen dem sogenannten Pars flaccida des Trommelfells und dem Hals des Hammers, einem der drei Gehörknöchelchen. Nach unten wird dieser Raum durch einen kleinen Knochenvorsprung, den sogenannten „Lateral Process“ des Hammers, begrenzt. Nach außen grenzt er an das Trommelfell, nach innen an Teile der Gehörknöchelchenkette.

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Warum ist der Prussak-Raum medizinisch relevant?

Der Prussak-Raum ist vor allem deshalb von Bedeutung, weil er eine typische Eintrittspforte für bestimmte Erkrankungen des Ohrs darstellt. Besonders bekannt ist dieser Bereich als Entstehungsort für das sogenannte Cholesteatom, eine spezielle Form von chronischer Mittelohrentzündung. In diesem Raum kann sich abgestorbenes Zellmaterial ansammeln, das dann zu einer Entzündungsreaktion führt und umliegendes Gewebe schädigen kann.

Auch bei der Untersuchung des Ohrs, zum Beispiel mit einem Mikroskop oder bei bildgebenden Verfahren, achten Fachleute gezielt auf Veränderungen in diesem Bereich. Selbst kleine Auffälligkeiten im Prussak-Raum können wichtige Hinweise auf eine Erkrankung liefern.

Welche Beschwerden können mit dem Prussak-Raum zusammenhängen?

Der Prussak-Raum selbst verursacht keine Symptome, da es sich lediglich um einen anatomischen Hohlraum handelt. Beschwerden entstehen erst, wenn sich in diesem Bereich krankhafte Prozesse abspielen – etwa bei der Bildung eines Cholesteatoms. Dann kann es zu wiederkehrenden Entzündungen, Ausfluss aus dem Ohr, Hörminderung oder Druckgefühl kommen. Solche Veränderungen werden jedoch nicht direkt durch den Prussak-Raum selbst, sondern durch Erkrankungen, die sich dort entwickeln, hervorgerufen.

Wie wird der Prussak-Raum untersucht?

Bei Verdacht auf Erkrankungen im Mittelohr wird der Prussak-Raum meist im Rahmen einer Ohrmikroskopie beurteilt. Ärztinnen und Ärzte können dabei gezielt auf Schwellungen, Einziehungen oder andere Auffälligkeiten achten. In manchen Fällen kommen auch bildgebende Verfahren wie eine Computertomografie zum Einsatz, um den Bereich genauer darzustellen, insbesondere wenn ein Cholesteatom vermutet wird.

Bedeutung in Arztbriefen und Befunden

In medizinischen Berichten taucht der Begriff Prussak-Raum häufig auf, wenn es um die genaue Beschreibung von Mittelohrbefunden geht. Wird zum Beispiel von einer „Einziehung im Bereich des Prussak-Raums“ berichtet, kann das auf eine chronische Belüftungsstörung oder auf die Entstehung eines Cholesteatoms hinweisen. Auch bei Operationen am Ohr spielt die genaue Kenntnis dieser Region eine wichtige Rolle, da hier oft krankhaftes Gewebe entfernt werden muss.

Zusammengefasst

Der Prussak-Raum ist ein kleiner, aber wichtiger Hohlraum im Mittelohr, der vor allem für Fachleute bei der Diagnose und Behandlung bestimmter Ohrenerkrankungen von Bedeutung ist. Veränderungen in diesem Bereich können Hinweise auf Erkrankungen wie das Cholesteatom liefern, sind aber für sich genommen nicht krankhaft. In Befunden oder Arztbriefen hilft die genaue Beschreibung des Prussak-Raums dabei, die Situation im Mittelohr präzise einzuschätzen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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