Proktologie: Beschwerden richtig deuten

Proktologie: Beschwerden richtig deuten

06.07.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Proktologie bezeichnet das medizinische Fachgebiet, das sich mit Erkrankungen des Enddarms, des Afters und des Mastdarms beschäftigt. Der Begriff stammt aus dem Griechischen – „proktos“ bedeutet „After“ – und umfasst sowohl die Diagnostik als auch die Behandlung aller Beschwerden und Veränderungen in diesem Bereich.

Was macht die Proktologie?

In der Proktologie dreht sich alles um Gesundheitsprobleme, die den letzten Abschnitt des Verdauungstraktes betreffen. Dazu gehören unter anderem Hämorrhoiden, Analfissuren, Abszesse, Fisteln, Entzündungen, aber auch gut- und bösartige Tumoren des Enddarms. Die Proktologie ist ein Teilgebiet der Chirurgie, wird aber auch von Fachärzten für Gastroenterologie oder Allgemeinmedizin mit entsprechender Weiterbildung angeboten.

Der Arbeitsalltag in der Proktologie besteht vor allem darin, Beschwerden wie Juckreiz, Blutungen, Schmerzen oder Veränderungen beim Stuhlgang abzuklären. Häufig kommen Menschen in die Sprechstunde, weil sie Blut im Stuhl bemerken, ein unangenehmes Druckgefühl verspüren oder eine Schwellung am After entdecken. Auch bei chronischen Beschwerden wie wiederkehrenden Entzündungen oder Problemen nach einer Operation spielt die Proktologie eine wichtige Rolle.

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Welche Untersuchungen gehören dazu?

Um die Ursache für Beschwerden im Enddarmbereich zu finden, stehen verschiedene Untersuchungsmethoden zur Verfügung. Zunächst erfolgt meist ein ausführliches Gespräch über die Symptome und die Vorgeschichte. Anschließend folgt die körperliche Untersuchung – dazu gehört die Inspektion des Afters und eine vorsichtige Abtastung. Für viele Menschen ist das eine unangenehme Vorstellung, doch die Untersuchung ist in der Regel schnell vorbei und hilft, ernsthafte Erkrankungen frühzeitig zu erkennen.

Je nach Beschwerden kann eine Proktoskopie notwendig sein – dabei wird ein kurzes, schmales Röhrchen in den After eingeführt, um den Enddarm von innen zu betrachten. Auch Ultraschalluntersuchungen oder weiterführende bildgebende Verfahren kommen zum Einsatz, wenn ein genauerer Blick auf die Strukturen im Becken notwendig ist. Bei unklaren Befunden wird manchmal eine Gewebeprobe entnommen, um Veränderungen sicher beurteilen zu können.

Typische Krankheitsbilder und ihre Bedeutung

Viele Erkrankungen, mit denen sich die Proktologie beschäftigt, sind weit verbreitet und meist harmlos – etwa Hämorrhoiden, die durch eine Erweiterung der Gefäßpolster im Afterbereich entstehen. Auch kleine Einrisse in der Schleimhaut, sogenannte Analfissuren, kommen häufig vor. Beide verursachen oft Blutungen, Schmerzen oder Juckreiz und können die Lebensqualität deutlich beeinträchtigen.

Neben diesen eher alltäglichen Problemen gibt es aber auch ernste Erkrankungen wie Darmkrebs oder chronisch-entzündliche Veränderungen. Gerade weil die Symptome oft unspezifisch sind, ist eine genaue Abklärung wichtig. Viele Menschen haben Angst vor der Diagnose oder fürchten eine schmerzhafte Behandlung. Dabei gilt: Je früher eine Erkrankung erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen und desto schonender können Therapien verlaufen.

Was tun bei Beschwerden?

Wer Veränderungen am After, Blut im Stuhl, anhaltende Schmerzen oder andere Auffälligkeiten bemerkt, sollte nicht zögern, eine proktologische Sprechstunde aufzusuchen. Vielen ist das Thema unangenehm oder peinlich, doch Ärztinnen und Ärzte in der Proktologie sind auf diese Beschwerden spezialisiert und gehen diskret sowie einfühlsam damit um.

Die Behandlungsmöglichkeiten richten sich immer nach der zugrunde liegenden Ursache. Bei Hämorrhoiden helfen oft schon Salben, Sitzbäder oder eine Umstellung der Ernährung. In manchen Fällen werden kleine Eingriffe notwendig, etwa das Abbinden oder Veröden der Gefäßpolster. Bei Fissuren kommen schmerzlindernde und heilungsfördernde Maßnahmen zum Einsatz. Entzündungen oder Abszesse erfordern manchmal eine kleine Operation, um das betroffene Gewebe zu entlasten.

Sollte eine schwerwiegendere Erkrankung wie ein Tumor festgestellt werden, wird die weitere Behandlung gemeinsam mit spezialisierten Zentren geplant – oft in enger Zusammenarbeit mit anderen Fachrichtungen wie der Onkologie oder der Strahlentherapie.

Wann ist ein Besuch in der Proktologie sinnvoll?

Nicht immer steckt hinter Beschwerden im Analbereich eine ernste Erkrankung, doch eine genaue Abklärung gibt Sicherheit. Besonders bei wiederkehrenden oder länger anhaltenden Symptomen lohnt sich der Gang zur Proktologin oder zum Proktologen. Auch nach Operationen, bei chronischen Entzündungen oder wenn Unsicherheit über die Ursache besteht, ist eine fachkundige Untersuchung ratsam.

Durch die Spezialisierung auf den Enddarmbereich können proktologische Fachkräfte gezielt helfen und individuell beraten. Oft lassen sich Probleme mit einfachen Maßnahmen behandeln, ohne dass eine größere Operation notwendig wird. Wer frühzeitig zur Abklärung geht, kann Komplikationen vermeiden und die eigene Lebensqualität verbessern.

Die Proktologie ist damit ein wichtiger Baustein der Gesundheitsversorgung – sie sorgt dafür, dass Beschwerden im sensiblen Enddarmbereich ernst genommen, fachgerecht behandelt und möglichst schonend gelöst werden.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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