PQ-Zeit im EKG – Bedeutung und Folgen

PQ-Zeit im EKG – Bedeutung und Folgen

06.07.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was bedeutet „PQ-Zeit“?

Die PQ-Zeit ist ein Begriff aus der Kardiologie und beschreibt die Zeitspanne, die das elektrische Signal im Herzen vom Beginn der Vorhoferregung bis zum Beginn der Erregung der Herzkammern benötigt. Sie wird im EKG, also im Elektrokardiogramm, gemessen und ist ein wichtiger Wert, um die Funktion des Reizleitungssystems im Herzen zu beurteilen.

Wie entsteht die PQ-Zeit im Herzen?

Das Herz schlägt nicht einfach so, sondern folgt einer genau festgelegten elektrischen Abfolge. Zuerst wird das Signal im sogenannten Sinusknoten, dem natürlichen Schrittmacher des Herzens, ausgelöst. Von dort breitet sich die Erregung über die Vorhöfe aus, was im EKG als P-Welle sichtbar wird. Danach muss das Signal eine Art „Kontrollstation“ passieren, den sogenannten AV-Knoten. Hier wird das elektrische Signal für einen kurzen Moment aufgehalten, bevor es weiter in die Herzkammern geleitet wird, was dann als QRS-Komplex im EKG erscheint. Die Zeitspanne zwischen dem Beginn der P-Welle und dem Anfang des QRS-Komplexes wird als PQ-Zeit bezeichnet.

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Wofür ist die PQ-Zeit wichtig?

Die PQ-Zeit gibt Auskunft darüber, wie schnell oder langsam das elektrische Signal durch die Vorhöfe und den AV-Knoten wandert. Sie ist ein empfindlicher Marker für die Funktion des Reizleitungssystems im Herzen. Normalerweise liegt die PQ-Zeit bei Erwachsenen zwischen etwa 120 und 200 Millisekunden. Ist sie kürzer oder länger, kann das auf bestimmte Herzrhythmusstörungen oder Erkrankungen hindeuten.

Was bedeutet eine veränderte PQ-Zeit?

Eine verkürzte PQ-Zeit kann zum Beispiel bei bestimmten angeborenen Veränderungen des Herzens auftreten, etwa beim Wolff-Parkinson-White-Syndrom. Hier gibt es eine zusätzliche Leitungsbahn, die das elektrische Signal schneller als üblich in die Herzkammern leitet. Das kann zu Herzrasen oder anderen Rhythmusstörungen führen.

Ist die PQ-Zeit verlängert, spricht man von einer sogenannten AV-Blockierung. Dabei wird das Signal im AV-Knoten verzögert oder sogar blockiert. Je nachdem, wie stark diese Verzögerung ist, unterscheiden Ärztinnen und Ärzte verschiedene Schweregrade. Eine leichte Verlängerung verursacht oft keine Beschwerden und bleibt manchmal sogar unbemerkt. Bei ausgeprägteren Formen kann es passieren, dass das Herz zu langsam schlägt oder einzelne Herzschläge ganz ausfallen.

Wann wird die PQ-Zeit gemessen?

Die Bestimmung der PQ-Zeit ist Teil jedes Standard-EKGs. Sie hilft, mögliche Störungen im Reizleitungssystem frühzeitig zu erkennen. Besonders bei Symptomen wie Herzrasen, Schwindel, Ohnmachtsanfällen oder unregelmäßigem Puls ist die Messung der PQ-Zeit ein wichtiger Baustein in der Diagnostik.

Muss eine veränderte PQ-Zeit behandelt werden?

Ob eine Behandlung notwendig ist, hängt davon ab, wie stark die PQ-Zeit von der Norm abweicht und ob Beschwerden auftreten. Eine leicht verlängerte PQ-Zeit ohne Symptome muss meist nicht behandelt werden. Erst wenn es zu deutlichen Rhythmusstörungen, Beschwerden oder einer sehr ausgeprägten Blockierung kommt, sind weitere Untersuchungen und eventuell eine Therapie notwendig. In manchen Fällen kann die Implantation eines Herzschrittmachers sinnvoll sein, wenn das Herz zu langsam schlägt oder Aussetzer auftreten.

Was bedeutet die PQ-Zeit für den Alltag?

Eine normale PQ-Zeit zeigt, dass die elektrische Steuerung des Herzens reibungslos funktioniert. Veränderungen sind nicht automatisch gefährlich, sondern geben zunächst einen Hinweis darauf, dass das Herz genauer beobachtet werden sollte. Viele Menschen mit einer leicht veränderten PQ-Zeit leben völlig beschwerdefrei und benötigen keine spezielle Behandlung. Erst wenn weitere Symptome oder Auffälligkeiten im EKG auftreten, wird gemeinsam mit einer Kardiologin oder einem Kardiologen über das weitere Vorgehen entschieden.

Die PQ-Zeit ist also ein wichtiger, aber oft unauffälliger Wert im EKG. Sie hilft, das Herz besser zu verstehen und mögliche Störungen frühzeitig zu erkennen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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