Pharmakokinetik: Die Reise eines Medikaments im Körper

Pharmakokinetik: Die Reise eines Medikaments im Körper

24.05.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Pharmakokinetik beschreibt, wie ein Medikament nach der Einnahme im Körper aufgenommen, verteilt, umgewandelt und schließlich wieder ausgeschieden wird. Der Begriff stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus „pharmakon“ (Arzneimittel) und „kinetik“ (Bewegung) zusammen. In der Medizin steht er für die Lehre von den Veränderungen, die ein Wirkstoff im Organismus durchläuft.

Wie ein Medikament durch den Körper wandert

Nach der Einnahme eines Medikaments beginnt eine regelrechte Reise durch den menschlichen Körper. Zuerst wird der Wirkstoff aufgenommen – je nach Darreichungsform etwa über den Magen-Darm-Trakt, die Haut oder durch Injektion direkt ins Blut. Dieser Schritt wird als Resorption bezeichnet. Danach verteilt sich der Wirkstoff über das Blut in verschiedene Organe und Gewebe. Fachleute sprechen hier von der Verteilung.

Im nächsten Schritt wird das Medikament meist in der Leber umgebaut, also chemisch verändert. Das nennt sich Metabolisierung oder auch Biotransformation. Ziel dieses Umbaus ist es, den Wirkstoff wasserlöslich zu machen, damit er anschließend über die Nieren mit dem Urin oder über die Galle mit dem Stuhl ausgeschieden werden kann. Dieser letzte Abschnitt der Reise wird als Elimination bezeichnet.

Jeder dieser vier Schritte – Aufnahme, Verteilung, Umbau und Ausscheidung – kann beeinflussen, wie lange und wie stark ein Medikament im Körper wirkt.

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Warum ist Pharmakokinetik wichtig?

Die Pharmakokinetik hilft zu verstehen, wie schnell ein Medikament wirkt, wie lange es im Körper bleibt und wie oft es eingenommen werden muss. Nicht jeder Mensch verarbeitet Arzneimittel gleich: Alter, Gewicht, Leber- und Nierenfunktion oder auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten spielen eine Rolle. Deshalb ist es wichtig, diese Prozesse zu kennen, um die richtige Dosierung und den besten Einnahmezeitpunkt festlegen zu können.

Ein Beispiel: Manche Tabletten müssen mehrmals täglich geschluckt werden, weil der Körper sie schnell abbaut. Andere Arzneimittel wirken besonders lang, weil sie langsam ausgeschieden werden – dann reicht oft eine Einnahme pro Tag. Auch Nebenwirkungen können davon abhängen, wie ein Medikament im Körper verteilt und abgebaut wird.

Fachbegriffe verständlich erklärt

In Arztbriefen oder Beipackzetteln tauchen häufig Begriffe rund um die Pharmakokinetik auf. Die sogenannte Bioverfügbarkeit beschreibt zum Beispiel, wie viel vom eingenommenen Wirkstoff tatsächlich im Blut ankommt. Die Halbwertszeit gibt an, wie lange es dauert, bis die Konzentration eines Medikaments im Blut auf die Hälfte gesunken ist. Die Clearance wiederum steht für die Geschwindigkeit, mit der der Körper den Wirkstoff entfernt. Diese Werte helfen dabei, die Wirkung und die Sicherheit eines Arzneimittels besser einzuschätzen.

Anwendung im medizinischen Alltag

Im Alltag ist die Pharmakokinetik besonders dann von Bedeutung, wenn es um die Dosierung und die Verträglichkeit von Medikamenten geht. Bei Menschen mit eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion kann sich ein Wirkstoff länger im Körper halten. Dann kann es notwendig sein, die Dosis anzupassen oder ein anderes Präparat zu wählen. Auch bei Kindern, älteren Menschen oder Schwangeren werden diese Prozesse besonders sorgfältig berücksichtigt.

Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln spielen ebenfalls eine Rolle: Manche Medikamente beeinflussen die Enzyme, die für den Abbau zuständig sind, und können so die Wirkung anderer Präparate verstärken oder abschwächen.

Wo begegnet der Begriff?

Die Bezeichnung Pharmakokinetik findet sich häufig in wissenschaftlichen Artikeln, Beipackzetteln, Arztbriefen oder bei der Entwicklung neuer Medikamente. Auch im Rahmen von klinischen Studien wird genau untersucht, wie sich ein neuer Wirkstoff im Körper verhält. Arztpraxen, Apotheken und Krankenhäuser nutzen dieses Wissen, um die Behandlung individuell anzupassen und die Sicherheit zu erhöhen.

Pharmakokinetik ist also ein zentrales Konzept, um die Wirkung von Medikamenten besser zu verstehen und die Therapie optimal auf die jeweilige Person abzustimmen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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