Patellatiefstand beschreibt eine ungewöhnlich tiefe Position der Kniescheibe im Verhältnis zum Oberschenkelknochen. Die Kniescheibe, medizinisch Patella genannt, sitzt normalerweise mittig vor dem Kniegelenk und bewegt sich beim Beugen und Strecken des Beins in einer speziellen Rinne. Ist sie tiefer als üblich, spricht man von einem Patellatiefstand.
Was steckt hinter einem zu tief stehenden Kniescheibe?
Im Normalfall gleitet die Patella bei jeder Bewegung des Knies in einer Art Führungsschiene, der sogenannten Gleitrinne des Oberschenkelknochens. Bei einem Patellatiefstand befindet sich die Kniescheibe jedoch weiter unten als erwartet. Diese Abweichung lässt sich meist auf Röntgenaufnahmen oder im MRT erkennen und wird dort als „Patellatiefstand“ oder auch „patella baja“ bezeichnet.
Ein zu tief stehende Kniescheibe kann angeboren sein oder im Laufe des Lebens entstehen. Häufig tritt das Phänomen nach Verletzungen, Operationen oder längerer Ruhigstellung des Knies auf. Besonders nach chirurgischen Eingriffen rund um das Knie, etwa bei Kreuzband- oder Kniescheibenoperationen, kann es passieren, dass Narbengewebe oder Verklebungen die Kniescheibe nach unten ziehen.
Mögliche Ursachen für einen Patellatiefstand
Mehrere Faktoren können dazu führen, dass die Kniescheibe tiefer liegt als üblich. Verletzungen wie Brüche oder schwere Prellungen im Bereich des Knies können das Gewebe verändern. Auch nach einer längeren Ruhigstellung, etwa durch das Tragen einer Schiene oder eines Gipsverbandes, kann sich die Sehne unterhalb der Kniescheibe verkürzen. In manchen Fällen ist eine Narbenbildung nach Operationen der Auslöser. Seltener steckt eine angeborene Eigenschaft dahinter, bei der die Strukturen rund ums Knie von Anfang an anders angelegt sind.
Welche Beschwerden können auftreten?
Nicht immer verursacht ein Patellatiefstand direkt Schmerzen oder Probleme. Viele Menschen bemerken zunächst gar nichts. Mit der Zeit kann es jedoch zu Bewegungseinschränkungen kommen, besonders beim Beugen und Strecken des Knies. Manche berichten über ein Gefühl der Blockade, ein „Haken“ beim Versuch, das Bein durchzustrecken, oder Unsicherheit beim Gehen. In einigen Fällen treten Schmerzen an der Vorderseite des Knies auf, vor allem bei Belastung wie Treppensteigen, Hocken oder sportlichen Aktivitäten. Selten kommt es zu Schwellungen oder einem knackenden Geräusch im Gelenk.
Ist ein Patellatiefstand gefährlich?
Die Diagnose sorgt oft für Unsicherheit. Viele fragen sich, ob ein Patellatiefstand zu dauerhaften Schäden führt oder das Knie langfristig belastet. Grundsätzlich hängt die Bedeutung stark davon ab, wie ausgeprägt die Fehlstellung ist und ob Beschwerden bestehen. Ein leichter Patellatiefstand ohne Symptome muss nicht zwangsläufig behandelt werden. Erst wenn Schmerzen, Bewegungseinschränkungen oder wiederkehrende Entzündungen auftreten, sollte genauer hingeschaut werden.
Gefürchtet ist vor allem die Entwicklung eines sogenannten Patellaspitzensyndroms oder einer vorzeitigen Knorpelabnutzung (Arthrose) im Bereich der Kniescheibe. Bleibt die Kniescheibe dauerhaft zu tief, kann sich der Druck auf den Knorpel erhöhen, was zu Schmerzen und Verschleiß führen kann. Auch die Beweglichkeit des Knies kann langfristig eingeschränkt sein.
Was passiert bei der Untersuchung?
Um einen Patellatiefstand sicher festzustellen, genügt meist eine Kombination aus ärztlicher Untersuchung und bildgebenden Verfahren. Bei der körperlichen Untersuchung prüft die Fachperson die Beweglichkeit des Knies, tastet die Lage der Kniescheibe ab und achtet auf typische Beschwerden. Röntgenaufnahmen oder ein MRT zeigen dann genau, wie die Kniescheibe im Verhältnis zum Oberschenkelknochen positioniert ist. Hierbei wird häufig ein spezieller Winkel gemessen, um die Tiefe objektiv zu beurteilen.
Welche Möglichkeiten gibt es zur Behandlung?
Ob eine Behandlung notwendig ist, richtet sich vor allem nach den Beschwerden und der Ursache des Patellatiefstands. Liegt keine Einschränkung oder kein Schmerz vor, genügt meist eine regelmäßige Kontrolle. Treten jedoch Symptome auf, können gezielte Physiotherapie und Kräftigungsübungen helfen, die Muskulatur rund ums Knie zu stärken und die Beweglichkeit zu verbessern.
In manchen Fällen, besonders wenn Narbengewebe oder eine Verkürzung der Sehne die Ursache ist, kommen spezielle Dehnübungen oder manuelle Therapien zum Einsatz. Nur selten ist ein operativer Eingriff notwendig, etwa wenn das Knie stark blockiert ist oder andere Maßnahmen nicht zum Erfolg führen. Ziel jeder Behandlung ist es, die Funktion des Knies zu erhalten und Beschwerden zu lindern.
Worauf sollte geachtet werden?
Ein Patellatiefstand ist nicht automatisch bedrohlich. Entscheidend ist, wie das Knie im Alltag funktioniert und ob Beschwerden auftreten. Wer nach einer Operation oder Verletzung bemerkt, dass das Knie nicht mehr richtig durchgestreckt werden kann oder Schmerzen auftreten, sollte dies ärztlich abklären lassen. Je früher Veränderungen erkannt werden, desto besser lassen sich spätere Einschränkungen vermeiden.
Bei gezieltem Training, regelmäßiger Bewegung und guter Nachsorge nach operativen Eingriffen lässt sich die Gefahr von Komplikationen meist deutlich verringern. Ein gesunder Umgang mit dem Knie, das Vermeiden von Überlastung und das rechtzeitige Reagieren auf Beschwerden sind die wichtigsten Bausteine, um die Funktion des Gelenks zu erhalten.