Patelladysplasie bezeichnet eine angeborene oder erworbene Fehlbildung der Kniescheibe, bei der ihre Form oder Stellung von der Norm abweicht. Die Kniescheibe – medizinisch Patella genannt – sitzt normalerweise mittig vor dem Kniegelenk und gleitet beim Beugen und Strecken des Beins in einer speziellen Rinne am Oberschenkelknochen. Bei einer Patelladysplasie ist diese Rinne oft zu flach oder die Kniescheibe selbst unregelmäßig geformt, was zu Problemen beim Bewegungsablauf führen kann.
Wie macht sich eine Patelladysplasie bemerkbar?
Nicht jede Abweichung der Kniescheibe verursacht sofort Beschwerden. Viele bemerken lange Zeit gar nichts, vor allem wenn die Fehlbildung nur leicht ausgeprägt ist. Typisch wird eine Patelladysplasie aber dann, wenn das Knie häufiger „herausrutscht“ oder instabil wirkt. Besonders beim Sport, beim Treppensteigen oder bei schnellen Drehbewegungen kann es passieren, dass die Kniescheibe zur Seite gleitet oder sogar kurz aus dem Gelenk springt – das nennt sich dann Patellaluxation. Häufig berichten Betroffene auch über ein unsicheres Gefühl im Knie, Schmerzen an der Vorderseite des Gelenks oder ein Knirschen und Knacken beim Bewegen.
In manchen Fällen treten die Beschwerden schon im Jugendalter auf, weil sich die Form der Kniescheibe und des Gleitlagers während des Wachstums nicht richtig entwickelt hat. Andere bemerken erst später Probleme, etwa nach einer Verletzung oder wenn die Belastung auf das Knie zunimmt.
Ursachen und Risikofaktoren
Die Gründe für eine Patelladysplasie sind meist schon in der Entwicklung des Skeletts angelegt. Oft ist die Form der Kniescheibe oder der Oberschenkelknochen genetisch bedingt, also angeboren. Es gibt aber auch erworbene Ursachen, zum Beispiel nach Unfällen, Knochenbrüchen oder durch wiederholte Überlastung. In seltenen Fällen spielen auch Bindegewebsschwächen oder neurologische Erkrankungen eine Rolle.
Bestimmte Faktoren erhöhen das Risiko, dass eine Patelladysplasie Beschwerden macht. Dazu zählen eine sehr flache Gleitrinne, ausgeprägte X-Beine, eine schwache Oberschenkelmuskulatur oder eine allgemeine Überbeweglichkeit der Gelenke. Auch Übergewicht kann das Knie zusätzlich belasten und die Symptome verstärken.
Ist eine Patelladysplasie gefährlich?
Viele fragen sich, ob eine solche Diagnose bedeuten muss, dass das Knie dauerhaft geschädigt ist. Grundsätzlich gilt: Eine leichte Patelladysplasie bleibt oft ohne Folgen und muss nicht zwingend behandelt werden. Erst wenn wiederholt Ausrenkungen der Kniescheibe, starke Schmerzen oder eine spürbare Instabilität auftreten, kann das zu Problemen führen. Wiederholte Luxationen können die Knorpelflächen im Kniegelenk schädigen und langfristig das Risiko für Arthrose erhöhen.
Angst vor bleibenden Schäden ist verständlich, aber nicht jede Form der Patelladysplasie führt zwangsläufig zu einer Verschlechterung. Entscheidend ist, wie stark die Fehlbildung ausgeprägt ist und wie sehr sie den Alltag beeinträchtigt. Viele leben jahrelang ohne größere Einschränkungen, während andere frühzeitig Unterstützung benötigen.
Was passiert bei der Untersuchung?
Wenn der Verdacht auf eine Patelladysplasie besteht, erfolgt zunächst eine genaue körperliche Untersuchung. Dabei wird geprüft, wie beweglich die Kniescheibe ist, ob sie leicht zur Seite verschoben werden kann und ob es Anzeichen für eine Instabilität gibt. Bildgebende Verfahren wie Röntgenaufnahmen, Magnetresonanztomografie (MRT) oder eine Computertomografie (CT) helfen, die genaue Form von Kniescheibe und Gleitlager zu beurteilen. So lässt sich feststellen, wie stark die Dysplasie ausgeprägt ist und ob bereits Schäden am Knorpel bestehen.
Behandlungsmöglichkeiten bei Beschwerden
Ob und wie behandelt werden muss, hängt ganz von den Beschwerden und der Ausprägung der Patelladysplasie ab. Bei leichten Formen ohne Instabilität reicht es oft, die Muskulatur rund um das Knie gezielt zu stärken. Physiotherapie spielt hier eine zentrale Rolle. Durch spezielle Übungen lässt sich die Führung der Kniescheibe verbessern und das Risiko für ein Herausspringen verringern. Auch Bandagen oder Tapes können das Knie zusätzlich stabilisieren, besonders beim Sport.
Wenn die Instabilität sehr ausgeprägt ist oder die Kniescheibe immer wieder aus dem Gelenk springt, kommen manchmal operative Verfahren in Betracht. Dabei wird zum Beispiel das Gleitlager am Oberschenkelknochen vertieft oder die Führung der Patella durch Umsetzen von Sehnen und Bändern korrigiert. Ziel ist immer, die Stabilität des Kniegelenks wiederherzustellen und weitere Schäden zu verhindern.
Nach einer Operation folgt meist eine längere Phase der Nachbehandlung mit Physiotherapie, um das Knie wieder beweglich und belastbar zu machen. Die Prognose ist in vielen Fällen gut, vor allem wenn die Behandlung frühzeitig beginnt und konsequent durchgeführt wird.
Was hilft im Alltag?
Wer eine Patelladysplasie hat, kann viel tun, um das Knie zu entlasten. Regelmäßige Bewegung, gezieltes Krafttraining für die Oberschenkelmuskulatur und das Vermeiden von Überlastungen helfen, die Stabilität zu verbessern. Sportarten mit schnellen Richtungswechseln oder Sprüngen sollten vorsichtig ausprobiert werden – manchmal empfiehlt sich hier eine individuelle Beratung durch Fachleute.
Auch das Körpergewicht spielt eine Rolle. Jedes Kilo weniger entlastet das Kniegelenk und kann das Risiko für Beschwerden senken. Bei Unsicherheit, welche Übungen oder Aktivitäten sinnvoll sind, lohnt sich der Austausch mit Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten, die auf Knieprobleme spezialisiert sind.
Eine Patelladysplasie ist also kein Grund zur Panik. Mit gezielter Bewegung, rechtzeitiger Behandlung und etwas Aufmerksamkeit im Alltag lassen sich viele Beschwerden gut in den Griff bekommen. Wer frühzeitig auf Warnsignale achtet und das Knie nicht überfordert, kann oft lange aktiv und schmerzfrei bleiben.