Paragangliom: Risiken und Beschwerden

Paragangliom: Risiken und Beschwerden

24.05.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Ein Paragangliom ist ein seltener, meist gutartiger Tumor, der aus bestimmten Nervenzellen außerhalb der Nebenniere entsteht und zum sogenannten neuroendokrinen System gehört. Diese Tumoren entwickeln sich an verschiedenen Stellen im Körper, oft entlang großer Blutgefäße oder Nervenbahnen, und können Hormone freisetzen, die wichtige Körperfunktionen beeinflussen.

Was steckt hinter einem Paragangliom?

Der Ursprung eines Paraganglioms liegt in den sogenannten Paraganglien – das sind kleine Zellansammlungen, die im gesamten Körper verteilt sind. Sie gehören zum vegetativen Nervensystem und spielen eine Rolle bei der Steuerung von Blutdruck, Atmung und anderen unbewussten Abläufen. Am bekanntesten sind die Paraganglien im Bereich der Nebenniere, dort spricht man allerdings von einem Phäochromozytom. Sitzt der Tumor außerhalb der Nebenniere, wird er als Paragangliom bezeichnet.

Solche Tumoren können im Kopf-Hals-Bereich, entlang der Wirbelsäule, im Brustkorb, Bauchraum oder Becken auftreten. Besonders häufig finden sich Paragangliome zum Beispiel am sogenannten Karotisbifurkationspunkt, einem Bereich am Hals, wo sich die Halsschlagader teilt.

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Symptome und mögliche Beschwerden

Viele Paragangliome wachsen langsam und bleiben lange unbemerkt. Häufig werden sie zufällig bei einer bildgebenden Untersuchung entdeckt, etwa im Rahmen eines MRTs oder CT-Scans. Je nach Lage und Größe kann ein Paragangliom aber auch Beschwerden verursachen. Im Halsbereich kann es etwa zu einer tastbaren Schwellung, Heiserkeit, Schluckbeschwerden oder einem Druckgefühl kommen. Sitzt der Tumor im Bauchraum, treten manchmal Bauchschmerzen, Rückenschmerzen oder Verdauungsprobleme auf.

Einige Paragangliome produzieren Hormone, insbesondere Adrenalin oder Noradrenalin. Das kann zu Symptomen wie Bluthochdruck, Herzrasen, Schwitzen, Kopfschmerzen, Zittern oder Angstzuständen führen. Solche Beschwerden sind oft anfallsartig und können mit Stress, körperlicher Anstrengung oder bestimmten Medikamenten zusammenhängen.

Ist ein Paragangliom gefährlich?

Die Diagnose Paragangliom löst oft Unsicherheit aus. Die meisten dieser Tumoren sind gutartig, das heißt, sie wachsen zwar langsam, streuen aber in der Regel nicht in andere Organe. Dennoch ist eine genaue Abklärung wichtig, denn in seltenen Fällen kann ein Paragangliom bösartig werden und Metastasen bilden. Das Risiko dafür hängt von verschiedenen Faktoren ab, zum Beispiel von der Lage des Tumors, der Größe und von bestimmten genetischen Veränderungen.

Auch wenn ein Paragangliom gutartig ist, kann es durch sein Wachstum oder durch die Hormonproduktion zu Problemen führen. Ein großer Tumor kann auf Nachbarstrukturen drücken und Nerven, Blutgefäße oder Organe beeinträchtigen. Wird viel Adrenalin ausgeschüttet, steigt das Risiko für Komplikationen wie eine schwere Blutdruckkrise.

Ursachen und Risikofaktoren

Warum ein Paragangliom entsteht, ist noch nicht vollständig geklärt. In einigen Fällen lässt sich eine genetische Veranlagung nachweisen. Es gibt bestimmte Erbkrankheiten, wie das sogenannte hereditäre Paragangliom-Syndrom oder das von Hippel-Lindau-Syndrom, bei denen das Risiko für solche Tumoren erhöht ist. Wer mehrere Paragangliome hat oder wenn diese bereits in jungen Jahren auftreten, sollte an eine genetische Beratung denken.

In den meisten Fällen entsteht ein Paragangliom jedoch ohne erkennbare Ursache. Umweltfaktoren oder Lebensstil scheinen keine entscheidende Rolle zu spielen.

Wie wird ein Paragangliom festgestellt?

Der erste Schritt ist meist eine bildgebende Untersuchung, etwa ein Ultraschall, eine Magnetresonanztomografie (MRT) oder eine Computertomografie (CT). Damit lässt sich die Größe, Lage und Ausdehnung des Tumors gut beurteilen. Besteht der Verdacht, dass der Tumor Hormone produziert, werden zusätzlich spezielle Blut- und Urinuntersuchungen durchgeführt. Hierbei sucht man gezielt nach erhöhten Werten bestimmter Botenstoffe, wie Metanephrine oder Normetanephrine.

In manchen Fällen ist auch eine Gewebeprobe (Biopsie) nötig, um die Diagnose zu sichern. Allerdings wird diese bei hormonaktiven Paragangliomen nur mit großer Vorsicht durchgeführt, da eine Manipulation des Tumors einen gefährlichen Blutdruckanstieg auslösen kann.

Behandlungsmöglichkeiten bei Paragangliom

Die Therapie hängt von verschiedenen Faktoren ab: Wo sitzt der Tumor? Wie groß ist er? Produziert er Hormone? Gibt es Hinweise auf eine bösartige Entwicklung? In den meisten Fällen wird ein Paragangliom operativ entfernt. Das Ziel ist, den Tumor möglichst vollständig zu beseitigen und dabei wichtige Nerven und Blutgefäße zu schonen.

Bei hormonaktiven Tumoren ist vor der Operation oft eine spezielle medikamentöse Vorbereitung nötig, um Kreislaufreaktionen zu verhindern. In seltenen Fällen, wenn eine Operation nicht möglich ist oder Metastasen vorliegen, kommen andere Verfahren zum Einsatz – zum Beispiel eine Strahlentherapie oder spezielle Medikamente, die das Tumorwachstum bremsen.

Regelmäßige Nachkontrollen sind wichtig, da Paragangliome auch nach einer erfolgreichen Behandlung wieder auftreten können, besonders bei genetischer Veranlagung.

Leben mit der Diagnose

Die Nachricht, ein Paragangliom zu haben, kann beängstigend wirken. Viele fürchten sich vor der Möglichkeit, dass der Tumor bösartig sein könnte oder nach der Entfernung wiederkommt. Tatsächlich verlaufen die meisten Paragangliome jedoch gutartig, und die Heilungschancen nach einer Operation sind hoch. Entscheidend ist, die Erkrankung ernst zu nehmen, die empfohlenen Untersuchungen wahrzunehmen und bei Beschwerden frühzeitig ärztlichen Rat zu suchen.

Wer eine genetische Veranlagung hat, sollte auch die Familie informieren und eine Beratung über weitere Vorsorgemaßnahmen in Erwägung ziehen. Ein vertrauensvolles Verhältnis zu den behandelnden Fachleuten hilft, Unsicherheiten zu klären und gemeinsam den besten Weg zu finden.

Ein Paragangliom ist selten, aber in den meisten Fällen gut behandelbar. Mit einer gezielten Diagnostik und der passenden Therapie stehen die Chancen auf ein gutes, beschwerdefreies Leben sehr gut.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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