Eine Papillarmuskelruptur ist ein akuter Riss eines der sogenannten Papillarmuskeln im Herzen. Diese kleinen Muskeln befinden sich in der linken Herzkammer und sind dafür verantwortlich, die Herzklappen während des Pumpvorgangs zu stabilisieren. Wenn einer dieser Muskeln plötzlich abreißt, kann das schwerwiegende Folgen für die Funktion des Herzens haben.
Wie funktioniert ein Papillarmuskel?
Im Inneren des Herzens gibt es mehrere Klappen, die sicherstellen, dass das Blut immer nur in eine Richtung fließt. Die Mitralklappe trennt die linke Vorkammer von der linken Hauptkammer. An der Mitralklappe sind feine Sehnenfäden befestigt, die wiederum an den Papillarmuskeln verankert sind. Diese Muskeln ziehen sich bei jedem Herzschlag zusammen und verhindern so, dass die Klappe in die falsche Richtung ausschlägt oder undicht wird. Sie wirken dabei wie eine Art Anker oder Halterung.
Was passiert bei einer Ruptur?
Wenn einer dieser Papillarmuskeln reißt, kann die Mitralklappe nicht mehr richtig schließen. Das führt dazu, dass bei jedem Herzschlag Blut in die falsche Richtung zurückfließt – nämlich aus der linken Hauptkammer zurück in die linke Vorkammer. Man spricht dann von einer akuten Mitralklappeninsuffizienz. Das Herz wird dadurch stark überlastet, weil es versucht, den Rückfluss auszugleichen, und gleichzeitig der Blutdruck im Lungenkreislauf ansteigt.
Eine Papillarmuskelruptur entsteht fast immer plötzlich und ist ein absoluter Notfall. Der Körper kann den plötzlichen Funktionsverlust nicht kompensieren, weshalb es zu schweren Symptomen kommen kann.
Ursachen: Warum reißt ein Papillarmuskel?
Die häufigste Ursache für eine Papillarmuskelruptur ist ein Herzinfarkt. Bei einem Infarkt wird ein Teil des Herzmuskels nicht mehr ausreichend durchblutet. Wenn das Gebiet, das den Papillarmuskel versorgt, betroffen ist, kann der Muskel absterben und schließlich reißen. Seltener können auch schwere Entzündungen des Herzens, Verletzungen durch Unfälle oder Komplikationen nach bestimmten Herzoperationen zu einer Ruptur führen.
Symptome und erste Anzeichen
Eine Papillarmuskelruptur macht sich meist sehr plötzlich bemerkbar. Typisch sind starke Atemnot, ein Gefühl von Luftnot schon in Ruhe, plötzliche Schwäche und manchmal ein schaumiger Auswurf beim Husten. In vielen Fällen kommt es zu einem raschen Blutdruckabfall und Kreislaufproblemen. Die Beschwerden entstehen, weil das Blut nicht mehr effektiv vom Herzen in den Körper gepumpt werden kann und sich stattdessen in der Lunge staut.
Viele Menschen erleben diese Situation als dramatisch und beängstigend. Es handelt sich um einen medizinischen Notfall, der sofort behandelt werden muss.
Wie wird eine Papillarmuskelruptur festgestellt?
Bei Verdacht auf eine Papillarmuskelruptur ist eine schnelle Diagnose entscheidend. In der Regel erfolgt zunächst eine körperliche Untersuchung, bei der auffällige Herzgeräusche auffallen können. Ein Ultraschall des Herzens (Echokardiografie) zeigt dann meist direkt, dass die Mitralklappe undicht ist und sich der Papillarmuskel nicht mehr bewegt. Weitere Untersuchungen wie ein EKG oder Bluttests unterstützen die Diagnose und helfen, die Ursache – zum Beispiel einen Herzinfarkt – zu erkennen.
Wie schlimm ist eine Papillarmuskelruptur?
Eine Papillarmuskelruptur ist eine der schwerwiegendsten Komplikationen eines Herzinfarkts. Ohne schnelle Behandlung kann sie lebensbedrohlich sein, weil das Herz seine Pumpfunktion verliert und der Kreislauf zusammenbricht. Die Prognose hängt stark davon ab, wie rasch die Ursache erkannt und therapiert wird. Je schneller gehandelt wird, desto besser sind die Chancen auf eine Stabilisierung.
Behandlungsmöglichkeiten
Die Behandlung einer Papillarmuskelruptur ist immer ein Notfall. Zunächst erfolgt eine Stabilisierung der lebenswichtigen Funktionen, etwa durch Sauerstoffgabe, Medikamente zur Entlastung des Herzens und manchmal auch eine künstliche Beatmung. In fast allen Fällen führt am Ende kein Weg an einer Operation vorbei. Dabei wird die defekte Mitralklappe entweder repariert oder – häufiger – durch eine künstliche Herzklappe ersetzt. Manchmal können auch spezielle Herzunterstützungssysteme zum Einsatz kommen, bis eine Operation möglich ist.
Nach der Operation ist oft eine intensive Überwachung und Nachsorge nötig. Die Erholung kann einige Zeit dauern, hängt aber auch vom allgemeinen Gesundheitszustand und der Ursache der Ruptur ab.
Was bedeutet die Diagnose für den Alltag?
Die Diagnose Papillarmuskelruptur stellt das Leben auf den Kopf. Viele Menschen fragen sich, ob das Herz je wieder normal arbeiten wird, ob Sport oder körperliche Belastung möglich sind und wie es mit der Lebenserwartung aussieht. Zwar ist die Erkrankung schwerwiegend und die erste Zeit nach der Behandlung oft geprägt von Unsicherheit. Mit einer erfolgreichen Operation und konsequenter Nachsorge besteht jedoch die Chance, wieder zu Kräften zu kommen und ein weitgehend normales Leben zu führen. Regelmäßige Kontrollen beim Kardiologen bleiben dennoch wichtig.
Eine Papillarmuskelruptur ist selten, aber immer ein medizinischer Ernstfall. Die moderne Medizin kann heute in vielen Fällen helfen, die Herzfunktion wiederherzustellen und die Lebensqualität zu sichern.