Osteolyse – Wenn Knochen abgebaut werden

Osteolyse – Wenn Knochen abgebaut werden

05.06.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Osteolyse bezeichnet den Abbau oder die Auflösung von Knochensubstanz im Körper. Dabei kommt es dazu, dass Teile des Knochens durch bestimmte Prozesse oder Erkrankungen zerstört werden und die Knochendichte an diesen Stellen abnimmt.

Was genau passiert bei einer Osteolyse?

Im gesunden Körper herrscht ein Gleichgewicht zwischen dem Aufbau und dem Abbau von Knochengewebe. Knochen werden ständig erneuert: Alte Zellen werden abgebaut, neue aufgebaut. Bei einer Osteolyse gerät dieses Gleichgewicht aus der Bahn. Der Abbau überwiegt, sodass sich der Knochen an einzelnen Stellen auflöst oder ausdünnt. Das kann punktuell – also an einer bestimmten Stelle – oder auch großflächiger auftreten.

Oft fällt eine Osteolyse erst durch Beschwerden oder Zufallsbefunde bei Röntgenaufnahmen auf. Im Bild erscheint der betroffene Bereich dann heller oder weniger dicht als das umliegende Knochengewebe. Manchmal spricht man auch von „osteolytischen Läsionen“ oder „Knochenherden“.

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Ursachen: Warum baut sich Knochen plötzlich ab?

Es gibt unterschiedliche Gründe, warum sich Knochengewebe auflöst. Häufig steckt eine Erkrankung dahinter, die den Knochenabbau begünstigt. Tumorerkrankungen – sowohl gutartige als auch bösartige – können eine Osteolyse auslösen. Besonders bei bestimmten Krebsarten, wie Brustkrebs, Prostatakrebs oder Lungenkrebs, können Tochtergeschwülste (Metastasen) in die Knochen streuen und dort Gewebe zerstören.

Auch gutartige Veränderungen wie Zysten oder entzündliche Prozesse, etwa eine Knochenentzündung (Osteomyelitis), kommen als Auslöser infrage. In seltenen Fällen können Stoffwechselstörungen, Hormonveränderungen oder andere seltene Krankheiten den Knochenabbau verursachen.

Manchmal ist der Grund harmloser, etwa wenn nach einer Operation oder einem Knochenbruch eine örtlich begrenzte Osteolyse als Teil der Heilung auftritt. In diesen Fällen bildet sich das Knochengewebe meist wieder zurück.

Welche Beschwerden treten bei Osteolyse auf?

Ob und welche Symptome auftreten, hängt stark davon ab, wie ausgeprägt der Knochenabbau ist und an welcher Stelle er stattfindet. Viele Menschen bemerken zunächst gar nichts, da der Prozess langsam voranschreiten kann. Erst wenn eine größere Menge Knochen betroffen ist, kann es zu Schmerzen, Schwellungen oder Bewegungseinschränkungen kommen.

Ist der Knochen an einer tragenden Stelle – wie Wirbelsäule, Becken oder Oberschenkel – betroffen, kann das Risiko für Knochenbrüche steigen. In solchen Fällen treten manchmal plötzlich Schmerzen oder sogar ein Bruch ohne erkennbaren Auslöser auf. Auch eine sichtbare Verformung des Knochens oder eine Schwellung können Hinweise sein.

Ist Osteolyse gefährlich?

Ob eine Osteolyse gefährlich ist, lässt sich nicht pauschal beantworten. Viel hängt davon ab, was die Ursache ist und wie schnell der Knochenabbau voranschreitet. Einige Menschen machen sich große Sorgen, wenn sie den Begriff in einem Befund lesen – vor allem, weil Osteolyse oft mit Tumorerkrankungen in Verbindung gebracht wird.

Es ist wichtig zu wissen: Nicht jede Osteolyse bedeutet automatisch Krebs oder eine schwere Erkrankung. Auch gutartige oder vorübergehende Prozesse können den Knochenabbau auslösen. Trotzdem sollte immer gründlich abgeklärt werden, was dahintersteckt. Besonders, wenn Beschwerden wie Schmerzen, Schwellungen oder unerklärliche Knochenbrüche auftreten, ist eine genaue Untersuchung nötig.

Wie wird Osteolyse festgestellt?

Meist wird eine Osteolyse durch bildgebende Verfahren erkannt. Röntgenaufnahmen zeigen die betroffenen Stellen als helle, weniger dichte Areale im Knochen. Um die genaue Ursache zu finden, kommen oft weitere Untersuchungen hinzu – zum Beispiel eine Magnetresonanztomografie (MRT), Computertomografie (CT) oder manchmal auch eine Gewebeprobe (Biopsie).

Blutuntersuchungen können Hinweise auf Entzündungen, Tumormarker oder Stoffwechselstörungen liefern. Je nach Befund wird dann gezielt nach der Ursache gesucht.

Was passiert, wenn eine Osteolyse festgestellt wird?

Nach dem Nachweis einer Osteolyse steht die Suche nach der Ursache im Vordergrund. Erst wenn klar ist, warum der Knochenabbau stattfindet, kann eine gezielte Behandlung erfolgen. Dazu werden meist weitere Untersuchungen durchgeführt.

Die Behandlung richtet sich immer nach dem Auslöser. Bei einer Entzündung kommen oft Antibiotika oder operative Eingriffe infrage. Wenn eine Tumorerkrankung dahintersteckt, wird in der Regel eine Kombination aus Operation, Bestrahlung oder medikamentöser Therapie gewählt. Ist der Knochen stark geschwächt, können auch Maßnahmen zum Schutz vor Brüchen notwendig sein, zum Beispiel das Einsetzen von Stützen oder Prothesen.

Bei vorübergehenden oder gutartigen Ursachen reicht es manchmal aus, den Verlauf zu beobachten und den Knochen durch gezielte Entlastung und Bewegungstherapie zu unterstützen.

Was tun bei Unsicherheit oder Sorgen?

Viele Menschen sind verunsichert, wenn sie den Begriff Osteolyse in einem Arztbrief oder Befund lesen. Die Angst vor einer schweren Erkrankung ist verständlich, doch nicht jede Osteolyse ist automatisch ein Alarmsignal. Entscheidend ist, die genaue Ursache zu klären und das weitere Vorgehen mit einer Fachperson zu besprechen.

Bei Fragen oder Unsicherheiten hilft es, gezielt nachzufragen und sich die Befunde erklären zu lassen. Wer Schmerzen, Schwellungen oder ungeklärte Knochenbrüche bemerkt, sollte das zeitnah ärztlich abklären lassen. In den meisten Fällen kann eine gezielte Behandlung den Knochenabbau stoppen oder zumindest verlangsamen.

Osteolyse bedeutet also zunächst nur, dass an einer Stelle Knochen abgebaut wird. Was das im Einzelfall heißt, hängt ganz von der Ursache und dem Verlauf ab. Eine gründliche Abklärung ist der wichtigste Schritt, um Klarheit zu gewinnen und die passende Behandlung einzuleiten.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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