Was ist eine Orthese?
Eine Orthese ist ein medizinisches Hilfsmittel, das dazu dient, ein Körperteil von außen zu stabilisieren, zu entlasten, zu führen oder zu korrigieren. Sie wird meist aus festen, aber dennoch anpassbaren Materialien wie Kunststoff, Metall, Textil oder Silikon gefertigt und individuell an die jeweilige Körperregion angepasst.
Wofür wird eine Orthese eingesetzt?
Orthesen kommen in vielen Bereichen der Medizin zum Einsatz. Häufig werden sie bei Verletzungen, Erkrankungen oder Fehlstellungen des Bewegungsapparats verschrieben. Nach Knochenbrüchen, Bänderrissen oder Operationen sorgt eine Orthese dafür, dass das betroffene Gelenk oder der verletzte Bereich ruhiggestellt wird. So kann der Heilungsprozess ungestört ablaufen und das Risiko für erneute Verletzungen sinkt.
Auch bei chronischen Erkrankungen, etwa Arthrose oder Lähmungen, helfen Orthesen dabei, Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit zu erhalten. Sie unterstützen Muskeln und Gelenke, indem sie Bewegungen entweder gezielt einschränken oder kontrolliert ermöglichen. Manche Orthesen dienen auch dazu, Fehlhaltungen zu korrigieren – etwa bei Skoliose (einer seitlichen Verkrümmung der Wirbelsäule) oder bei Fußfehlstellungen.
Unterschied zwischen Orthese und Prothese
Im Alltag werden die Begriffe Orthese und Prothese manchmal verwechselt. Eine Orthese erhält und unterstützt einen vorhandenen Körperteil, während eine Prothese einen Körperteil ersetzt, der fehlt – zum Beispiel ein künstliches Bein nach einer Amputation. Orthesen sind also immer ergänzend zum eigenen Körper gedacht und haben die Aufgabe, Funktion zu erhalten oder wiederherzustellen.
Typische Formen und Anwendungsbeispiele
Je nach Einsatzgebiet gibt es ganz unterschiedliche Orthesen. Für das Kniegelenk gibt es stabile Schienen, die nach Kreuzbandverletzungen oder Operationen getragen werden. Auch für Sprunggelenk, Handgelenk, Ellenbogen oder die Wirbelsäule stehen spezielle Modelle zur Verfügung. Eine bekannte Form ist die sogenannte „Fußheberorthese“, die Menschen mit Lähmungen im Unterschenkel hilft, den Fuß beim Gehen anzuheben.
Korrigierende Orthesen – etwa für Kinder mit Skoliose – werden oft über längere Zeiträume getragen, manchmal sogar rund um die Uhr. Andere Modelle kommen nur nachts, beim Sport oder bei bestimmten Tätigkeiten zum Einsatz.
Was bedeutet es, eine Orthese zu tragen?
Eine Orthese kann den Alltag zunächst ungewohnt machen. Je nach Größe und Bauweise schränkt sie Bewegungen ein oder fühlt sich erst einmal fremd am Körper an. Mit etwas Geduld und Übung gelingt es aber meist, sich gut an das Hilfsmittel zu gewöhnen. Viele Menschen berichten, dass die Orthese ihnen Sicherheit gibt und Schmerzen lindert, weil sie das betroffene Gelenk schützt.
Wichtig ist, die Orthese regelmäßig und korrekt zu tragen, wie es die Ärztin, der Arzt oder die Orthopädietechnikerin erklärt haben. Nur so kann sie ihre volle Wirkung entfalten. Bei Unsicherheiten oder Druckstellen hilft es, noch einmal Rücksprache zu halten – oft lässt sich die Passform nachjustieren.
Wie läuft die Anpassung ab?
Die meisten Orthesen werden individuell angepasst. Nach einer ärztlichen Verordnung erfolgt in der Regel ein Termin beim Orthopädietechniker oder Sanitätshaus. Dort wird die betroffene Körperregion vermessen oder ein Abdruck genommen. Anschließend wird die Orthese angefertigt und bei der Anprobe so eingestellt, dass sie optimal sitzt. In manchen Fällen gibt es auch vorgefertigte Modelle in verschiedenen Größen, die dann entsprechend angepasst werden.
Eine gute Passform ist entscheidend, damit keine Druckstellen, Hautreizungen oder Bewegungseinschränkungen entstehen. Deshalb ist es wichtig, auf Veränderungen und Unwohlsein zu achten und diese frühzeitig zu melden.
Reinigung und Pflege im Alltag
Damit die Orthese lange hält und hygienisch bleibt, ist eine regelmäßige Reinigung wichtig. Die meisten Modelle können mit einem feuchten Tuch und milder Seife abgewischt werden. Textilteile sind oft abnehmbar und waschbar. Hinweise zur Pflege gibt es meist direkt vom Hersteller oder beim Sanitätshaus. Auch die Haut unter der Orthese sollte gepflegt werden, damit keine Reizungen entstehen. Bei Fragen oder Unsicherheiten hilft das Fachpersonal weiter.
Wann ist eine Orthese sinnvoll?
Eine Orthese wird immer dann eingesetzt, wenn sie den Heilungsprozess unterstützt, Schmerzen lindert oder die Beweglichkeit verbessert. Sie ist kein Zeichen von Schwäche oder Einschränkung, sondern ein Hilfsmittel, das den Alltag erleichtert und die Selbstständigkeit fördert. In manchen Fällen reicht eine Orthese für eine begrenzte Zeit, etwa nach einer Verletzung. Bei chronischen Erkrankungen kann sie aber auch dauerhaft nötig sein.
Ob eine Orthese notwendig ist, entscheidet immer die behandelnde Ärztin oder der behandelnde Arzt nach einer gründlichen Untersuchung. Gemeinsam mit dem Orthopädietechniker wird dann das passende Modell ausgewählt.
Was tun bei Problemen mit der Orthese?
Sollten Schmerzen, Druckstellen oder Hautprobleme auftreten, ist es ratsam, sich zeitnah an das Sanitätshaus oder die Praxis zu wenden. Oft lassen sich kleine Veränderungen an der Passform vornehmen, damit die Orthese wieder angenehm sitzt. Auch bei Defekten oder Verschleiß ist eine Überprüfung sinnvoll. Die meisten Orthesen können repariert oder bei Bedarf ersetzt werden.
Eine offene Kommunikation mit den Fachleuten hilft, Unsicherheiten zu klären und die bestmögliche Versorgung zu gewährleisten. So bleibt die Orthese ein verlässlicher Begleiter auf dem Weg zu mehr Mobilität und Lebensqualität.