Oligodendrogliom – Was jetzt wichtig ist

Oligodendrogliom – Was jetzt wichtig ist

14.05.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Oligodendrogliom ist eine spezielle Form von Hirntumor, die aus sogenannten Oligodendrozyten entsteht – das sind Zellen im Gehirn, die normalerweise für die Isolierung und Unterstützung von Nervenzellen sorgen. Ein Oligodendrogliom gehört zu den sogenannten Gliomen, also Tumoren, die aus Stützgewebe des Nervensystems hervorgehen.

Was genau steckt hinter einem Oligodendrogliom?

Ein Oligodendrogliom entwickelt sich meist im Großhirn, genauer gesagt in der Hirnrinde oder dem darunterliegenden Gewebe. Die Tumorzellen ähneln dabei den Oligodendrozyten, weshalb der Tumor diesen Namen trägt. Oligodendrogliome wachsen in der Regel langsam und breiten sich über längere Zeit im umliegenden Hirngewebe aus. Sie sind seltener als andere Hirntumoren wie das Astrozytom, machen aber dennoch einen wichtigen Teil der primären Tumoren des zentralen Nervensystems aus.

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Typische Symptome und erste Anzeichen

Die Beschwerden, die durch ein Oligodendrogliom ausgelöst werden, hängen stark davon ab, wo der Tumor im Gehirn sitzt und wie groß er bereits ist. Am häufigsten zeigen sich epileptische Anfälle, die vorher noch nie aufgetreten sind. Auch Kopfschmerzen, Konzentrationsstörungen, Veränderungen der Persönlichkeit oder Schwächen an Armen und Beinen können auftreten. Manchmal werden die Symptome zunächst gar nicht mit einem Hirntumor in Verbindung gebracht, weil sie eher unspezifisch sind.

Mit Fortschreiten des Tumors können die Beschwerden deutlicher werden. Dazu zählen dann zum Beispiel Sprachstörungen, Sehprobleme oder Lähmungserscheinungen. Es ist wichtig, solche Veränderungen ernst zu nehmen und ärztlich abklären zu lassen, vor allem wenn sie neu auftreten oder sich verschlimmern.

Ist ein Oligodendrogliom bösartig?

Viele fragen sich, wie gefährlich ein Oligodendrogliom tatsächlich ist. Die Einstufung erfolgt nach dem sogenannten WHO-Grad. Es gibt niedriggradige (Grad II) und höhergradige (Grad III, auch anaplastisch genannt) Oligodendrogliome. Niedriggradige Tumoren wachsen meist langsam und können über Jahre stabil bleiben. Höhergradige Formen neigen dazu, schneller zu wachsen und aggressiver zu sein.

Trotzdem gilt: Selbst niedriggradige Oligodendrogliome sind ernstzunehmende Erkrankungen, da sie das empfindliche Gehirngewebe beeinträchtigen und unbehandelt mit der Zeit zu schweren Ausfällen führen können. Die Prognose ist insgesamt besser als bei vielen anderen bösartigen Hirntumoren, besonders wenn bestimmte genetische Veränderungen im Tumor nachweisbar sind.

Wie wird die Diagnose gestellt?

Die Diagnose eines Oligodendroglioms erfolgt meist durch eine Kombination aus Bildgebung und Gewebeuntersuchung. Zunächst gibt eine Magnetresonanztomografie (MRT) Hinweise auf die Art und Lage des Tumors. Um sicher zu sein, wird meist eine kleine Gewebeprobe (Biopsie) entnommen und unter dem Mikroskop untersucht. Dabei prüfen Fachleute auch, ob typische genetische Veränderungen vorliegen – zum Beispiel der sogenannte 1p/19q-Kodeletionsstatus. Das hilft nicht nur bei der Diagnose, sondern beeinflusst auch die Wahl der Behandlung und die Abschätzung der Prognose.

Behandlungsmöglichkeiten beim Oligodendrogliom

Die Therapie richtet sich nach der Größe, Lage und dem WHO-Grad des Tumors sowie nach dem Allgemeinzustand. In vielen Fällen wird versucht, das Oligodendrogliom operativ zu entfernen. Je mehr Tumorgewebe entfernt werden kann, desto besser sind meist die Aussichten. Manchmal ist eine vollständige Entfernung jedoch nicht möglich, weil der Tumor in empfindlichen Hirnbereichen liegt.

Nach der Operation folgt je nach Befund eine Strahlentherapie, manchmal auch in Kombination mit einer Chemotherapie. Besonders bei höhergradigen oder unvollständig entfernten Tumoren kommen diese Verfahren zum Einsatz. Bei niedriggradigen Oligodendrogliomen kann es unter Umständen sinnvoll sein, zunächst abzuwarten und den Tumor regelmäßig zu kontrollieren, solange keine Beschwerden auftreten oder der Tumor nicht wächst.

Die Behandlung wird immer individuell abgestimmt. Neuere Therapien und Studien prüfen regelmäßig, ob bestimmte Medikamente oder zielgerichtete Behandlungsansätze die Ergebnisse weiter verbessern können.

Typische Sorgen und was sie bedeuten

Die Diagnose Hirntumor löst fast immer große Unsicherheit und Angst aus. Viele sorgen sich um ihre Zukunft, die Lebensqualität oder die Möglichkeit, wieder in den Alltag zurückzukehren. Es ist verständlich, dass die Vorstellung eines Tumors im Gehirn beängstigend wirkt. Oligodendrogliome wachsen jedoch oft langsamer als viele andere Hirntumoren, und es gibt heute wirksame Therapien, die die Lebenszeit und Lebensqualität deutlich verlängern können.

Auch nach der Behandlung ist eine regelmäßige Nachsorge wichtig. Dabei werden Kontrolluntersuchungen durchgeführt, um ein Wiederauftreten frühzeitig zu erkennen. Viele Betroffene können nach einer erfolgreichen Therapie über Jahre ein weitgehend normales Leben führen, auch wenn manchmal Einschränkungen im Alltag bestehen bleiben.

Leben mit der Diagnose

Nach der Erstbehandlung geht es darum, den Alltag möglichst selbstbestimmt zu gestalten. Je nach Ausmaß der Beschwerden kann es sinnvoll sein, Unterstützung durch Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie in Anspruch zu nehmen. Auch psychoonkologische Beratung hilft, mit Ängsten und Sorgen umzugehen und neue Wege zu finden, den Alltag zu meistern.

Der Austausch mit anderen Betroffenen oder die Einbindung von Angehörigen kann entlasten und Mut machen. Es ist wichtig, offen über die eigenen Gefühle und Bedürfnisse zu sprechen und sich nicht zu scheuen, Hilfe anzunehmen.

Oligodendrogliome sind selten, aber behandelbar. Ein gutes Zusammenspiel aus medizinischer Therapie, persönlicher Betreuung und individueller Nachsorge kann helfen, die Herausforderungen dieser Erkrankung zu bewältigen.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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