Olecranon – Der empfindliche Ellenbogenhöcker

Olecranon – Der empfindliche Ellenbogenhöcker

13.06.2025

PD Dr. med. Witold Polanski

Was ist das Olecranon?

Das Olecranon ist der medizinische Fachbegriff für den knöchernen Vorsprung am oberen Ende der Elle, einem der beiden Unterarmknochen. Im Alltag kennt man das Olecranon als den „Ellenbogenhöcker“ – also die markante Spitze, die beim Anwinkeln des Arms am Ellenbogen zu spüren ist.

Aufbau und Funktion des Olecranons

Das Olecranon bildet zusammen mit dem Oberarmknochen und der Speiche das Ellenbogengelenk. Es ist ein Teil der Elle (lateinisch: Ulna) und ragt am hinteren Teil des Ellenbogens als deutliche Erhebung hervor. An diesem Knochenvorsprung setzen mehrere wichtige Muskeln und Sehnen an, darunter die kräftige Sehne des Trizeps-Muskels. Dieser Muskel sorgt dafür, dass der Unterarm gestreckt werden kann.

Durch seine Form und Lage wirkt das Olecranon wie ein Hebel: Es ermöglicht, dass Kraft vom Oberarm auf den Unterarm übertragen wird. Beim Strecken des Arms spannt sich die Trizepssehne über das Olecranon und zieht daran, sodass der Arm sich gerade machen lässt. Gleichzeitig schützt das Olecranon das Ellenbogengelenk vor Verletzungen von hinten.

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Bedeutung in der Medizin

In medizinischen Befunden, Röntgenaufnahmen oder OP-Berichten taucht der Begriff Olecranon häufig auf. Ärztinnen und Ärzte verwenden ihn, um die genaue Lokalisation von Beschwerden, Verletzungen oder Veränderungen am Ellenbogen zu beschreiben. Besonders bei Brüchen, Prellungen oder Entzündungen im Bereich des Ellenbogens ist das Olecranon oft betroffen.

Auch bei der Beschreibung von Knochenstrukturen, etwa im Rahmen einer Arthrose oder bei Veränderungen durch Überlastung, wird das Olecranon regelmäßig erwähnt. Es dient als Orientierungspunkt für Untersuchungen und zur Planung von Eingriffen am Ellenbogengelenk.

Häufige Verletzungen und Erkrankungen rund um das Olecranon

Am bekanntesten ist der sogenannte Olecranonbruch (med. Olecranonfraktur). Dabei handelt es sich um einen Bruch des Ellenbogenhöckers, der meist durch einen Sturz direkt auf den Ellenbogen oder durch einen heftigen Zug des Trizepsmuskels entsteht. Typische Anzeichen sind starke Schmerzen, eine Schwellung und Bewegungseinschränkungen im Ellenbogen.

Gelegentlich kommt es auch zu einer Schleimbeutelentzündung am Olecranon (Bursitis olecrani). Der Schleimbeutel liegt direkt über dem Knochenvorsprung und kann sich durch wiederholtes Aufstützen, Stöße oder Infektionen entzünden. Das zeigt sich oft durch eine deutliche Schwellung, Rötung und Schmerzen am Ellenbogen.

Wann ist das Olecranon im Befund auffällig?

Nicht immer bedeutet ein Hinweis auf das Olecranon im Arztbrief, dass eine ernsthafte Erkrankung vorliegt. In vielen Fällen wird der Begriff nur genutzt, um die genaue Stelle einer Untersuchung, einer Schwellung oder eines Schmerzes zu beschreiben. Erst wenn von einer Fraktur, einer Entzündung oder anderen Veränderungen die Rede ist, kann das Olecranon tatsächlich betroffen sein.

Findet sich im Befund zum Beispiel der Satz „keine Fraktur des Olecranons“, heißt das, dass der Ellenbogenhöcker unversehrt ist. Wird hingegen eine „Olecranonfraktur“ erwähnt, handelt es sich um einen Bruch an dieser Stelle. Die genaue Bedeutung ergibt sich also immer aus dem Zusammenhang des gesamten Befundes.

Warum ist das Olecranon anfällig für Verletzungen?

Durch die exponierte Lage ragt das Olecranon direkt unter der Haut hervor. Es ist kaum von Muskeln oder Fettgewebe gepolstert. Deshalb trifft ein Sturz oder Schlag auf den Ellenbogen meist direkt diesen Knochenvorsprung. Auch langes Aufstützen auf harten Unterlagen kann zu Reizungen oder Schleimbeutelentzündungen führen.

Sportarten mit hoher Sturzgefahr – etwa Radfahren, Skaten oder Ballsportarten – sind typische Situationen, in denen das Olecranon verletzt werden kann. Besonders bei älteren Menschen, deren Knochen weniger stabil sind, kommt es häufiger zu Brüchen in diesem Bereich.

Das Olecranon im Alltag

Im Alltag spielt das Olecranon eine wichtige Rolle für die Beweglichkeit des Arms. Ohne diesen Knochenvorsprung wäre das Strecken und Anwinkeln des Unterarms kaum möglich. Gleichzeitig ist er ein empfindlicher Punkt, der bei Stößen oder langem Aufstützen leicht Schmerzen verursacht.

Wer den Ellenbogen häufig belastet, etwa bei bestimmten handwerklichen Tätigkeiten oder beim Sport, sollte auf Warnzeichen wie Schwellungen, Schmerzen oder Bewegungseinschränkungen achten. Bei anhaltenden Beschwerden empfiehlt sich eine ärztliche Abklärung, um Verletzungen oder Entzündungen frühzeitig zu erkennen.

Das Olecranon ist also weit mehr als nur der „Knochen am Ellenbogen“ – es ist ein zentrales Bauteil für die Funktion und Stabilität des gesamten Arms.

BITTE BEACHTEN

Dieser Artikel dient ausschließlich der allgemeinen Information und kann nicht das persönliche Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt ersetzen. Für eine individuelle Diagnose, Therapieempfehlung und Behandlung konsultieren Sie bitte immer medizinisches Fachpersonal.

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